Highnoon in Budapest Darum ist ein Einzug in die Champions League für YB und die Schweiz so wichtig 

Von Syl Battistuzzi

24.8.2021

YB spielt um den Einzug in die Champions League – live auf blue Sport ab 20.15 Uhr!

YB spielt um den Einzug in die Champions League – live auf blue Sport ab 20.15 Uhr!

blue-Reporterin Natalie Barros und Kommentator Beat Signer sind in Budapest vor Ort und stimmen die Fussballfans aufs wichtige Spiel in den Champions-League-Playoffs ein: YB braucht bei Ferencvaros ein Remis zum Einzug in die Königsklasse.

24.08.2021

Die Weichen für die Young Boys werden am Dienstagabend in Budapest gestellt. Falls YB sich gegen Ferencvaros durchsetzt und in die Champions League kommt, hätte man einen grossen Teil des Solls bereits erfüllt. Ein Erfolg käme aber nicht nur den Bernern zugute.

Von Syl Battistuzzi

Viel Geld

Am meisten bibbert heute Abend um 21 Uhr (blue Sport überträgt das Spiel live und exklusiv) bei YB sicher Finanzchef Beat Flückiger mit. Kein Wunder, schliesslich ist der wirtschaftliche Unterschied beträchtlich, ob man in der Champions League oder in der Europa League landet. Allein die Teilnahme an der Königsklasse bringt ein Preisgeld von über 16 Millionen Franken ein. Pro Sieg kommen weitere 2,9 Millionen Franken hinzu, pro Unentschieden fast eine Million.

Wer die Achtelfinals erreicht, bringt es auf jeden Fall auf weit über 30 Millionen Franken. In der Europa League dagegen gibt es beispielsweise für die Qualifikation für die Gruppenphase «nur» 3,8 Millionen Franken. Ein Einzug in die Champions League würde aber nicht nur Punkte im UEFA-Ranking bringen, sondern auch dem gesamten Schweizer Fussball finanziell weiterhelfen. Denn jeder Super-League-Klub, welcher nicht europäisch vertreten ist, würde Solidaritätszahlungen in Höhe von rund 750'000 Franken erhalten. Sicher ein willkommener Zustupf in Corona-Zeiten.


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Die Super League steht normalerweise im Schatten der grossen europäischen Ligen. Mit Auftritten in der Champions League darf auch die Schweizer Meisterschaft etwas vom grossen Rampenlicht abkriegen. Die generelle Strahlkraft von internationalen Auftritten darf nicht nur aus PR-Gründen unterschätzt werden. In der Vergangenheit schieden viele Schweizer Vertreter – mit Ausnahme von YB und Basel – gegen vermeintlich schwächere Teams aus. Dies hatte dann zwangsläufig – aufgrund des UEFA-Rankings – Auswirkungen auf die anderen Schweizer Teams.

Inzwischen hat auch die Ligaspitze die Tragweite erkannt und verschob für YB sogar das Super-League-Heimspiel vom letzten Wochenende gegen Lugano. Die Massnahme soll helfen, eine Mannschaft in der Königsklasse stellen zu können – statt Gärtchendenken gilt nun Solidarität für den Schweizer Profifussball. 


UEFA-Ranking

Bis jetzt erledigten YB und Basel ihre internationale Aufgaben souverän, was sich auch im aktuellen Uefa-Koeffizient der Schweiz widerspiegelt. Aktuell belegt die Schweiz dank den jüngsten Resultaten in dieser Wertung Platz 14, während man im Vorjahr die Saison hinter Kroatien und Serbien auf Rang 17 der 5-Jahres-Wertung abschloss.

Luzern (0 Punkte) und Servette (1 Punkt) konnten heuer hingegen nur wenig beisteuern, um den Uefa-Koeffizienten zu verbessern. So liegt diese Aufgabe wieder an den beiden grossen Zugpferden Basel und YB. Paradoxerweise ist die Abstufung für die Punktevergabe innerhalb der europäischen Wettbewerbe (Champions League, Europa League, Conference League) aber nur in der finalen K.o.-Phase leicht unterschiedlich. So wären in der Champions League Punkte naturgemäss schwieriger dazuzugewinnen als in der Europa League (wo YB bei einem Aus gegen Ferencvaros landen würde). Dafür bekommen die Berner bereits für den Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse zusätzlich vier Punkte geschenkt.


Trainer 

David Wagner hat auf diese Saison hin Erfolgscoach Gerardo Seoane abgelöst. Der 49-jährige Deutsch-Amerikaner tritt ein schweres Erbe an. Unter Seoane feierten die Berner zuletzt drei Meistertitel und spielten auch auf der europäischen Bühne teils gross auf. Nun ist er mit Leverkusen bei einem Topklub unter Vertrag. Wagners Karrierestart war ähnlich rasant. Mit Huddersfield Town stieg er sensationell in die Premier League auf. Nach drei Jahren in England wechselte er zu Schalke, wo er zu Beginn das Team stabilisierte. Doch dann ging es bei den Knappen bergab – auch Wagners Stern sank.

Nun will er in Bern einen neuen Anlauf nehmen. Mit einer starken Champions-League-Kampagne könnte er seinen Ruf als grosses Trainer-Talent wiederaufleben lassen und so den Weg zurück in eine grössere Liga finden. 

David Wagner tritt in grosse Fussstapfen.
David Wagner tritt in grosse Fussstapfen.
Bild: Keystone

Viel Einsatzzeit

Seoane hatte während seiner ganzen Amtszeit eigentlich nie unzufriedene Spieler. Es kamen nicht alle gleich oft zum Zug, aber alle wurden gebraucht, und blieben dank der Spielpraxis in Form. Hilfreich war dabei natürlich, dass man sowohl in der Heimat (Cup, Meisterschaft) als auch international jeweils lange vertreten war und so auf viele Partien kam. Als Kehrseite gab es auch immer wieder verletzte Spieler zu beklagen. Ein fleissiges Rotieren war somit unumgänglich, was förderlich für die Teamchemie war. Am Ende schaute Erfolg heraus. 


Persönliche Entwicklung

Viele Spieler im Kader durften schon magische Champions-League-Nächte erleben. Wer auf dem Platz für die Schwarz-Gelben stand, als man in der letzten Kampagne gegen Manchester United knapp an einem Punktgewinn vorbeischrammte oder sogar Juventus Turin mit einem gewissen Cristiano Ronaldo bodigte, wird viele lebenslange Erinnerungen haben. Auch fussballerisch haben die Spieler viel profitiert, was dem persönlichen Reifeprozess nur gut tut.

Doch nicht alle aktuellen YB-Profis hatten das Glück. Junge Spieler wie Silvan Hefti (23), Cédric Zesiger (23) oder Fabian Rieder (19) durften noch nie die Champions-League-Hymne hören, genauso wenig wie YB-Captain Fabian Lustenberger. Der verletzte Abwehrchef verriet zuletzt in der Sendung «Heimspiel» auf Blue TV, wie viel ihm eine Premiere in der Königsklasse bedeuten würde. 



Ulisses Garcia: «Ferencvaros wird uns alles abverlangen»

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Über einen grossen Teil von YBs Erfolg der Saison entscheidet das Spiel am Dienstag in Budapest. YB will zum zweiten Mal in die Champions League kommen. Ferencvaros hat was dagegen. Ulisses Garcia spricht im Interview mit blue Sport über die Affiche.

24.08.2021