Aleksei Kulbakov, meine Damen und Herren. Der spätestens seit gestern legendäre belarussische Schiedsrichter pfeift in Sevilla in einer Halbzeit vier Elfmeter und zeigt dann für eine Penalty-Schwalbe die Rote Karte. Irgendwie bringt es Salzburg dennoch fertig, das Spiel nicht zu gewinnen.
In Sevilla läuft am Dienstagabend die 57. Minute, als Salzburg-Verteidiger Oumar Solet ein symbolisches Zeichen setzt. Der 21-Jährige ballert das Leder aus vier Metern über ein Tor, das leerer nicht sein könnte (siehe Video unten). Die leichte Abseitsstellung, die der Franzose dabei einnimmt, wird er in vielen Jahren noch vor seinen Enkelkindern beschwören. Am miesen Salzburger Champions-League-Abend ändert das aber nichts.
Zum Mann des Spiels hätte sich Solet eh nicht mehr küren können. Diese Auszeichnung hat Schiedsrichter Aleksei Kulbakov zu diesem Zeitpunkt bereits auf sicher. Der Belarusse zeigt in der 11., 20., 36. und 41. Minute auf den Punkt. Als in der 50. Sevillas En-Nesyri ein zweites Mal im Strafraum zu Boden geht, hat Kulbakov genug gesehen und zeigt ihm für eine Schwalbe die Gelb-Rote-Karte. In dem ganzen Chaos kann dem Unparteiischen aber höchstens ein wenig Kleinlichkeit vorgeworfen werden – um klare Fehlentscheidungen handelt es sich nicht. Innert 25 Minuten wird Salzburgs unaufhaltbarer Karim Adeyemi dreimal gefällt, später strauchelt Sevillas En-Nesyri.
Salzburg und der Champions-League-Fluch
Noch verrückter als die Entstehung der Elfmeter ist deren Ausführung. Die vor dem Tor ohnehin schon kläglichen Salzburger verschiessen nämlich zwei ihrer drei Strafstösse. «Wir werden jetzt mehr Elferschiessen üben», scherzt der zweifache Schütze Sucic nach der Partie. Auf der Gegenseite versenkt Routinier Rakitic souverän.
Dennoch kreieren die Bullen mehr als genügend Chancen, um alle drei Punkte aus Sevilla mit nach Hause zu nehmen. Aber wie Solet in der 57. Minute scheitern sie alle. Am Ende stehen die Österreicher abzüglich Elfmeter bei sieben Torschüssen, die Spanier kommen knapp auf zwei.
Es scheint, als wolle der europäische Fluch, der auf den Österreichern lastet, auch in diesem Jahr nicht verschwinden. Nach einer rekordverdächtigen Anzahl verpasster Qualifikationen und der unglücklichen Hammergruppe im vergangenen Jahr standen die Zeichen für Salzburg heuer eigentlich ganz gut.
Die talentierte Mannschaft darf sich in Gruppe G aber weiterhin zurecht Achtelfinal-Hoffnungen machen. Zumal mit Sevilla der Gruppenfavorit auswärts an die Wand gespielt wurde. Remis hin oder her, die roten Bullen könnten in dieser Champions-League-Saison noch für ordentlich Furore sorgen.