João Cancelo Wie ein Flop zum «besten offensiven Aussenverteidiger der Welt» wurde

Von Syl Battistuzzi

24.11.2021

City-Star João Cancelo über seine Rolle unter Coach Pep Guardiola

City-Star João Cancelo über seine Rolle unter Coach Pep Guardiola

João Cancelo kam 2019 für 65 Millionen Euro von Juventus Turin. Der portugiesische Verteidiger erläutert, was seine Rolle bei Manchester ist und was er an Coach Pep Guardiola bewundert.

24.11.2021

João Cancelo ist in Manchester City angekommen. Der 27-jährige Abwehrspieler aus Portugal hat dabei keinen einfachen Weg hinter sich. 

Von Syl Battistuzzi

Cancelo kam 2019 für 65 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester City, während Danilo für 37 Millionen Euro den umgekehrten Weg einschlug. Der Plan: Der portugiesische Nationalspieler sollte sich auf der rechten Abwehrseite ein Duell mit Kyle Walker liefern.

Doch einen richtigen Konkurrenzkampf gab es danach lange nicht. Walker gab seinen Platz nicht her und blieb unumstrittener Stammspieler, während für den «teuersten Rechtsverteidiger der Welt» nur die ungeliebte Rolle als Ersatz blieb. In der lokalen Presse sprach man danach von einem Flop und spekulierte ein halbes Jahr später bereits wieder mit seinem Abgang. Tempi passati. 

Der 27-Jährige hat diese Saison in der Premier League und in der Champions League gerade mal zwölf Minuten Einsatzzeit verpasst. Nur Cancelo stand bei City immer in der Startelf. Dabei macht der Abwehrspieler nicht nur seine Seite dicht, sondern gibt auch offensive Impulse. In der Königsklasse lieferte er in vier Spielen bisher drei Assists und schoss zwei Tore gleich selber.

Lobeshymnen von Mitspielern

«Es ist eine Freude, ihm zuzusehen», lobt ihn Teamkollege Ilkay Gündogan. Er habe in den letzten Monaten seine Fehler minimiert und mache nun das Maximum aus seinen individuellen Situationen, erörtert der Deutsche Cancelos Leistungsexplosion.

«Er verliert selten einen Ball und mit dem Ball hat man immer das Gefühl, dass er Lösungen findet, mit einem Dribbling, einem Pass, einem entscheidenden Moment.» Sein Fazit: «Es macht im Moment wirklich Spass, ihm zuzusehen. Er ist ein offensiver Aussenverteidiger, aber er ist stark im Eins-gegen-Eins. Er ist sehr wichtig und entscheidend.»

João Cancelo hat sich zu einem Fixpunkt bei City entwickelt.
João Cancelo hat sich zu einem Fixpunkt bei City entwickelt.
Bild: Getty

Phil Foden schlägt in die gleiche Kerbe: «João ist im Moment einer der besten, wenn nicht der beste, offensive Aussenverteidiger der Welt.»

Guardiola: «Spielt wie Philipp Lahm»

Er habe einfach etwas Zeit gebraucht, um die Philosophie bei City zu verstehen, hielt Coach Pep Guardiola rückblickend fest. Der Spanier verglich ihn laut «sport1» mit einem früheren Schützling von ihm: «Im Moment spielt er wie Philipp Lahm, als wir zusammen bei Bayern München waren.»

Lahm sei für ihn in der Position zwischen Aussenverteidiger und defensivem Mittelfeld der beste Spieler gewesen, den er je gesehen hatte, erklärte der 50-Jährige. Cancelo habe die gleiche Qualität und könne ebenso auf beiden Seiten spielen. Tatsächlich spielt der bei Benfica ausgebildete Profi, der auch bei Valencia und Inter unter Vertrag stand, in jüngster Zeit häufig auf der linken Seite, während Walker den rechten Couloir abdeckt. 

Verlust der Mutter als Motivation

Aus seinem Privatleben ist nur wenig bekannt. Fast hätte seine Fussball-Karriere aufgrund eines Schicksalsschlags früh geendet. 2013 kam seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben. Der damals 18-jährige Cancelo und sein jüngerer Bruder – er spielt heute im Nachwuchs von Guimarães – schliefen im Auto und wurden nur leicht verletzt. 

Die zwei Monate nach ihrem Tod waren «extrem hart», so Cancelo. Doch aus der Tragödie zog er auch seine Motivation. Ihretwillen gab er umso mehr Einsatz, um seinen Durchbruch als Fussballspieler zu schaffen. Heute hat er selber mit seiner langjährigen Freundin ein Mädchen.

Trotz dieser Geschichte «ist er ein lustiger Typ», so Guardiola zu «Sky Sport». «Er wird nicht nur von den Spielern, sondern auch von allen Mitarbeitern geliebt.» Inzwischen auch von allen Fussball-Kritikern.