Die Young Boys hätten nicht besser in die Gruppenphase der Champions League starten können. Die über die 90 Minuten überlegenen Berner besiegen im vollen Wankdorf den hohen Favoriten Manchester United dank einem Tor von Jordan Siebatcheu in der 95. Minute 2:1.
Superstar Cristiano Ronaldo brachte Manchester in der 13. Minute in Führung, Nicolas Moumi Ngamaleu glich nach 65 Minuten aus. Die Begeisterung im Wankdorf war grenzenlos, als der in der Pause eingewechselte Siebatcheu in der allerletzten Minute in einen zu kurz geratenen Rückpass lief und den machtlosen Goalie David de Gea bezwang.
Ab der 35. Minuten konnten die Young Boys nach einer direkten Roten Karte gegen Aussenverteidiger Aaron Wan-Bissaka mit einem Mann mehr spielen. Aber dies allein erklärt den nach Papierform überraschenden Punktgewinn nicht. Denn die Berner waren schon bis zu dieser 35. Minute die bessere Mannschaft mit mehr guten Aktionen und Torchancen.
Berner Belagerung nach roter Karte
Den hervorragend spielenden Bernern glückte es, die Überzahl so auszunützen, dass die Engländer kaum noch jemals gefährlich vor das Berner Tor kamen und sich die längste Zeit in der eigenen Platzhälfte wehren mussten. Wenn die Young Boys trotz der klaren Überlegenheit nicht zu sehr vielen guten Chancen kamen, dann lag dies an der massierten Defensive des Gegners.
Einen Matchball schon vor Siebatcheus Siegestor hatten die Young Boys dennoch: Moumi Ngamaleu zog den Ball in der 86. Minute aus bester Position am Pfosten vorbei.
9:2 Abschlussversuche für YB, 1:0 Tore für Manchester United. Dies war die aus der Sicht der Young Boys bittere Bilanz der ersten Halbzeit. Mindestens einen ausgeglichenen Spielstand hätten die überraschenderweise überlegene Berner in der Pause verdient. Aber für die Red Devils reichte die eine gefährliche Aktion. Auf eine Flanke von links entwischte Cristiano Ronaldo dem zaudernden Ulisses Garcia. Der Superstar des Fussballs erwischte den machtlosen Goalie David von Ballmoos aus kurzer Distanz zwischen den Beinen.
Taktische Meisterleistung
YBs Trainer David Wagner liess zu Beginn nicht im für YB gewohnten 4-4-2 spielen, sondern im etwas defensiveren 4-2-3-1, wie es zum Beispiel der FC Basel unter verschiedenen Trainern seit Jahren fast ausnahmslos praktiziert. Vincent Sierro und Christopher Martins spielten die Doppelsechs. David Aebischer führte das offensive Quartett mit Meschack Elia als einziger Spitze. Für die zweite Halbzeit war wieder das 4-4-2 angesagt, zumal YB jetzt ja mit einem Mann mehr spielen konnte. Jordan Siebatcheu kam als zweiter Stürmer ins Spiel.
Ole Gunnar Solskjaer, der renommierte Trainer der Red Devils, zollte den Young Boys jeden Respekt. Nach der Roten Karte wechselte er sogleich einen weiteren Verteidiger – anstelle von Jadon Sancho – ein, und für die zweite Hälfte noch einen Verteidiger: Raphaël Varane, den Weltmeister und von Real Madrid gekommenen 40-Millionen-Euro-Zuzug. Just Varane kam bei YBs Tor zum 1:1 gegen Nicolas Moumi Ngamaleu einen Sekundenbruchteil zu spät.