Zeki Amdouni ist mit seinen Toren und Vorlagen ein wichtiger Mann hinter dem sportlichen Aufschwung des FC Basel. Die Geschichte eines 22-jährigen Genfers, der einst aus dem Raster fiel.
Es kann manchmal schnell gehen. Noch vor ein paar Wochen war in Basel gelegentlich von der Angst zu hören, in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Doch nach sieben Spielen unter Interims-Cheftrainer Heiko Vogel hat der Wind gedreht. Nur eine dieser Partien hat der FCB verloren.
Herz für Besiktas
Gründe für den Aufschwung gibt es einige. Einer davon ist Zeki Amdouni. Acht Tore und zwei Vorlagen sind dem Genfer Offensivakteur in diesem Kalenderjahr bereits geglückt, nachdem er 2022 gerade einmal drei Skorerpunkte für den FCB hatte sammeln können. Es ist eine Ausbeute, die nicht nur den Erfolg nach Basel zurückgebracht, sondern die auch das Interesse an Amdouni als Person geweckt hat.
Am Dienstagnachmittag sitzt der 22-Jährige im Medienzentrum des Basler St. Jakob Parks und spricht, worüber er in den letzten Wochen öfters sprechen durfte: seine plötzlich gefundene Treffsicherheit und Torgefahr. Er mache eigentlich nichts anders bei seinem Schuss oder der Art, wie er sich auf dem Feld in Abschlussposition bringe, sagt Amdouni gegenüber Keystone-SDA. «Jetzt habe ich einfach wieder Erfolg damit, und das freut mich.»
Mit seinem Führungstreffer im Heimspiel gegen Trabzonspor vor zwei Wochen ist dem Romand eines seiner bisher wichtigsten Tore im rotblauen Dress gelungen. Ein Tor in einer Partie, die ohnehin unter speziellen Vorzeichen stattfand. Einerseits aufgrund der Erdbeben, welche die Türkei erschütterten, andererseits aber auch, weil sein Vater aus dieser Region stammt.
«Aber weder mein Vater noch ich sind Fan von Trabzonspor, deshalb habe ich keine Mühe damit, dass ich gegen sie getroffen habe», sagt Amdouni, dessen Fanherz in der Türkei für Besiktas Istanbul schlägt. Auch wenn es eine Partie auf dritthöchster europäischer Stufe war, hievte sich Amdouni an diesem Abend wieder einmal in ein Rampenlicht, von dem er vor noch nicht allzu langer Zeit zwar träumte, das aber weit weg schien.
Ablehnung bei Servette
2019 war nämlich das Stade de la Fontenette seine fussballerische Heimat. Amdouni war Stürmer bei Etoile Carouge in der 1. Liga, trainierte unter der Woche jeden Abend um 17 Uhr. In seinen zwei Saisons für die «Sterne» war Amdouni Leistungsträger und verhalf dem Verein zum Aufstieg in die Promotion League.
Spätestens da gab der junge Genfer seine Visitenkarte ab, nachdem ihm als 14-Jähriger bei seinem Stammverein Servette das Potenzial für eine Karriere im Profifussball noch abgesprochen worden war und er die Nachwuchsabteilung der Grenat hatte verlassen müssen. «Für mich war immer klar, dass ich Profifussballer werden wollte», sagt Amdouni heute.
Deshalb hat er auch Umwege über die Provinz in Kauf genommen. Via Meyrin und Etoile Carouge bekam er seine erste Chance bei den Profis, als er von Stade Lausanne-Ouchy unter Vertrag genommen wurde. Mit den Lausannern traf er im Oktober 2019 im Achtelfinal des Schweizer Cups ein erstes Mal auf den FCB.
«Saison der Bestätigung»
Auch wenn da bereits von Interesse der Basler an Amdouni zu lesen war – der Schritt zu seinem heutigen Arbeitgeber wäre noch zu gross gewesen. Und so kommt Lausanne-Ouchys Stadtrivale Lausanne-Sport zum Handkuss, und Amdouni in der Super League an. «Ich finde, ich habe gute Zwischenhalte eingelegt in meiner Karriere», sagt Amdouni und betont, wie wichtig es für ihn und seine Familie immer gewesen sei, bescheiden zu bleiben, wenn grössere Klubs um seine Dienste buhlten. In seiner Premieren-Saison in der höchsten Schweizer Spielklasse gelangen ihm beachtliche 12 Tore.
Den Abstieg Lausannes konnte er zwar nicht verhindern, sich wohl aber beste Voraussetzungen schaffen für seinen nächsten Karriereschritt. Und dieser führte ihn im letzten Sommer eben nicht nach Nizza, dem Partnerklub Lausannes, sondern zum FC Basel. Seine zweite Spielzeit in der Super League – Amdouni nennt sie «die Saison der Bestätigung.» Für zwei Jahre haben ihn die Basler ausgeliehen, danach besitzen sie eine Kaufoption, die je nach Quelle bei 3 oder 4 Millionen Franken liegen dürfte.
Und die, so hofft es Amdouni, die FCB-Verantwortlichen irgendwann ziehen werden. «Man darf nicht den Kopf verlieren und muss auf dem Boden bleiben», betont er. «Das war schon immer meine Devise und wird es auch immer bleiben.» Es sind bemerkenswerte Worte eines Fussballers, der gerade ziemlich aufregende und erfolgreiche sechs Monate hinter sich hat.
Zwischen EM und EM-Quali
Denn nicht nur der FCB hat das Potenzial des türkisch-tunesisch-schweizerischen Staatsbürgers erkannt, sondern auch Nationaltrainer Murat Yakin, der Amdouni bei den letzten beiden Zusammenzügen vor der WM in der Nations League für die A-Nationalmannschaft aufbot. Gegen Portugal im Juni reichte es noch nicht für einen Einsatz, im September gegen Tschechien beorderte Yakin den Genfer aber in der Schlussphase aufs Feld und stellte so sicher, dass Amdouni nicht noch vom türkischen oder tunesischen Verband abgeworben werden könnte.
«Sehr emotional», sei das gewesen, sagt Amdouni, und schiebt gleich nach, in der anstehenden EM-Qualifikation hoffentlich wieder dabei sein zu können. Wobei schon jetzt klar ist, dass er im Sommer mit der U21 die EM in Rumänien und Georgien bestreiten wird. Die internationalen Bühnen warten also auf Zeki Amdouni.
Zuallererst am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Conference League gegen Slovan Bratislava. Gegen den slowakischen Rekordmeister hat der FCB in der Gruppenphase nur einen Punkt geholt. Für Amdouni ist jedoch klar, dass die Ausgangslage in einer K.o.-Runde eine andere ist. «Wir spielten zuletzt am besten, wenn es wirklich drauf ankam», sagt er. «Ich hoffe, dass wir nach dem Spiel im Joggeli mit einem Spielstand ins Rückspiel gehen werden, der Bratislava keine Chance lässt, zurückzukommen.»