Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft bleibt an der Weltmeisterschaft in Riga mit einem 4:2 auch gegen Tschechien ungeschlagen. Andres Ambühl verewigt sich mit zwei Toren einmal mehr in den Geschichtsbüchern.
Er ist und bleibt ein Phänomen. Unermüdlich, unzerstörbar, spielfreudig wie ein Jungsprung. Andres Ambühl wird aber im September 40 Jahre und ist neu bester Skorer der Schweizer Länderspielgeschichte. Im sechsten von sieben Gruppenspielen an der WM in Riga trifft das Davoser Urgestein vom 1:1 zum 3:1 und steht so am Ursprung des sechsten Schweizer Vollerfolges.
Die Schweizer unter den gut 7200 Fans fast gleichmässig mit Schweizern und Tschechen gefüllten Arena danken es ihm mit hoch verdienten «Büeli»-Sprechchören – später stiegen sogar die Tschechen in eine Welle ein.
Speziell und berührend
«Das ist schon speziell», zeigt sich Ambühl nach dem Spiel gerührt. «Es ist cool, dass so viele Leute uns unterstützen, und wenn sie dann deinen Namen rufen, berührt das schon.» Das bedeute ihm mehr als die Rekorde als solche. Er ist nämlich neu mit 144 Skorerpunkten (53 Tore) vor Jörg Eberle Rekordskorer in der Schweizer Länderspiel-Geschichte. «Es ist mir schon bewusst, dass das nicht alltäglich ist. Im Moment ist mir aber wichtiger, dass wir gut spielen und Matches gewinnen.»
Und das tun die Schweizer in Riga definitiv. Das 4:2 gegen Tschechien ist im sechsten von sieben Gruppenspielen der sechste Sieg mit dem Punktemaximum. Das Team von Coach Patrick Fischer wird damit auch den Viertelfinal am Donnerstag – gegen Deutschland oder Dänemark – in Riga spielen können. Das letzte Gruppenspiel gegen den Co-Gastgeber Lettland hat sportlich keine Bedeutung mehr.
Klasse und Selbstvertrauen
Eindrücklich war neben dem zweiten Sieg in 30 Stunden gegen einen Grossen des Welt-Eishockeys die Art und Weise. Wie das Team jeweils postwendend und abgeklärt auf den 0:1-Rückstand reagierte, zeugt von Klasse und Selbstvertrauen.
Rapperswil-Jonas Roman Cervenka hatte die Tschechen, die das Viertelfinal-Ticket ebenfalls schon auf sicher haben, in der 7. Minute nach einem Fehler Dario Simions eiskalt in Führung gebracht. Im ersten Überzahlspiel glich Romain Loeffel mit einem präzisen Schuss von der blauen Linie aus – freigespielt von Nico Hischier und mit Gaëtan Haas, der dem Goalie perfekt die Sicht nahm.
Nach dem ausgeglichenen Startdrittel zündeten die Schweizer im zweiten Abschnitt angeführt von Andres Ambühl so richtig den Turbo. Mit Ablauf eines weiteren Powerplays haute der Bündner den Puck ins Lattenkreuz, fünf Minuten später lenkte er einen Pass von Kevin Fiala subtil ins Tor ab. «Allzu viele Goals schiesse ich ja nicht», meinte Ambül schmunzelnd. «Ich kriegte zwei perfekte Pässe, da sage ich nicht nein.»
Unglaublich und überragend
Der erste kam von seinem Davoser Kumpel Enzo Corvi. «Alle wollen etwas zu 'Büeli' hören», stellte er fest. «Unglaublich. 40 Jahre, und immer noch einer besten Spieler schweizweit und international. Er gibt in jedem Match 120 Prozent und ist ein verdammter Leader», geriet Corvi, der Ambühl noch ein Jahr älter machte, als er tatsächlich ist, ins Schwärmen. Zudem versprach er, Ambühl noch ein Schoggiei aufs Bett zu legen.
Im letzten Drittel schaukelten die Schweizer den Sieg trotz des Anschlusstores des ehemaligen Ambri-Stars und Turnier-Topskorers Dominik Kubalik relativ sicher über die Zeit. Robert Mayer, der gebürtige Tscheche im Schweizer Tor, liess sich aber nicht mehr bezwingen, und Tanner Richard machte mit dem 4:2 (56.) alles klar.
Nationaltrainer Patrick Fischer zeigte sich einmal mehr sehr zufrieden mit seiner Mannschaft. Er hatte nach dem emotionalen Sieg gegen Kanada einige Linien umgestellt. «So sollten sie wach bleiben und auch viel miteinander reden.» Das hätten sie hervorragend gemacht.