Attilio Biasca beweist in seiner ersten Saison in der National League sein grosses Potenzial. Als Lohn darf der 20-Jährige am Turnier der Euro Hockey Tour in Zürich sein Debüt im Nationalteam geben.
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- Im Rahmen der Euro Hockey Tour in Zürich hat Coach Patrick Fischer den 20-jährigen Attilio Biasca ins Kader berufen.
- «Ich werde diesen Moment nie mehr vergessen», so Biasca über den Anruf des Nati-Coachs.
- Fischer ist vom Talent Biascas überzeugt: «Er ist extrem gewachsen als Spieler, ist schnell, körperlich stark, geht auch in dreckigen Zonen rein, hat einen guten Eishockey-IQ.»
Attilio Biasca ist gerade bei seiner Freundin, als das Handy klingelt. Die Nummer sagt ihm nichts. Auch als er abnimmt, weiss er zunächst nicht, wer dran ist, dann erkennt er die Stimme von Nationaltrainer Patrick Fischer. Das verdeutlicht, wie überraschend das Aufgebot für den Stürmer in Diensten des EV Zug war. «Ich werde diesen Moment nie mehr vergessen», gibt er im Gespräch mit Keystone-SDA Einblick in seine Gefühlswelt.
Biasca profitiert davon, dass die aufgebotenen Marco Lehmann, Sven Senteler sowie Dario Simion infolge Krankheit Forfait erklären mussten und die drei Stürmer auf der Pikett-Liste, Théo Rochette, Tino Kessler und Marco Miranda, verletzt oder angeschlagen sind. Deshalb sprach Fischer von einem Geschenk für Biasca. Zugleich attestierte er ihm das Potenzial, in den nächsten Jahren an einer A-WM dabei sein zu können. «Er ist extrem gewachsen als Spieler, ist schnell, körperlich stark, geht auch in dreckigen Zonen rein, hat einen guten Eishockey-IQ.»
Sehr spezielle Tor-Premiere
So betrachtet hat sich Biasca das Geschenk redlich verdient. Er setzte in seiner ersten Saison in der National League schon einige Ausrufezeichen. Schon im ersten Spiel in der höchsten Liga trug er sich in die Torschützenliste ein, erzielte er beim 3:1-Auswärtssieg gegen Ambri-Piotta das siegbringende 2:1. Noch spezieller machte die Premiere, dass sein Vater Nicola der Teamarzt der Leventiner ist und beim Gegner hinter der Bande stand. Früher spielte dieser für Ambri-Piotta. «Er wollte so tun, als wäre er hässig», erzählt Sohn Attilio.
Bei diesem einen Goal blieb es nicht. Nach 23 Meisterschaftsspielen stehen sechs Tore und vier Assists auf seinem Punktekonto, wobei er vier der sechs Treffer in den letzten sechs Begegnungen schoss. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass er vor der Nationalmannschaftspause neunmal hintereinander zusammen mit den Ausländern Marc Michaelis und Brian O'Neill eine Sturmlinie bildete. «Mit ihnen zu spielen, ist unglaublich», sagt Biasca, der sich nach zweieinhalb Jahren in Nordamerika beim Juniorenteam Halifax Mooseheads rasch ans grössere Eisfeld gewöhnt hat. «Ich weiss nun, wann ich wo sein muss.»
Mental ruhiger geworden
Die rasche Adaption kommt nicht von ungefähr. Attilio Biasca ist sehr lernwillig. Er legt oft Zusatzschichten ein. Nach jedem Spiel schaut er sich seine Einsätze an, um sich zu verbessern. Dabei sieht er vor allem in der Defensive noch viel Steigerungspotenzial. Zudem stellt er viele Fragen. Sein Ansatz lautet: «Es gibt keine dummen Fragen. Lieber fragst du einmal zu viel als einmal zu wenig.» Und er ist mental ruhiger geworden: «Ich weiss nun, dass die Chancen kommen werden, wenn ich die kleinen Sachen richtig mache.»
Dieses Selbstbewusstsein verdankt er auch seiner Zeit in Nordamerika. Viele Spieler machen sich dort grösser als sie sind. Es gilt, die Ellbogen auszufahren, um nicht unterzugehen. Das hat Biasca dort gelernt. In der letzten Saison bei Halifax war er der Captain des Teams. Mit 29 Toren und 40 Assists in 78 Partien trug er massgeblich dazu bei, dass die Mooseheads in der QMJHL bis in den Final vorgestossen sind.
Draft-Enttäuschung als Motivation
Aufgrund der guten Leistungen in der kanadischen Juniorenliga erhoffte sich Biasca, doch noch im NHL-Draft berücksichtigt zu werden. Er führte mit diversen Organisationen Gespräche. Sein Name wurde dann allerdings nicht aufgerufen. «Das war schon sehr enttäuschend», gesteht Biasca. Zugleich ist es für ihn eine grosse Motivation, «den 32 Teams zu zeigen, dass sie einen Fehler gemacht haben.»
Zumindest erhielt er von den St. Louis Blues diesen Herbst schon einmal eine Einladung für das Rookie Camp. Das Zusammenkommen vieler jungen Talente fand vom 13. bis 19. September statt. «Es war eine super Erfahrung, zu sehen, wie sie auf die Details schauen, wie sie die Zweikämpfe bestreiten», berichtet Biasca über seinen kurzen Abstecher beim Stanley-Cup-Sieger von 2019. Mit den Stars des Teams stand er zwar nicht auf dem Eis, er sah aber, «was sie so machen».
Das Feedback, das Biasca nach dem Camp von den Verantwortlichen der Blues erhielt, fiel positiv aus. «Sie waren sehr zufrieden mit mir. Sie werden in dieser Saison genau auf mich schauen. Nun liegt es an mir, mich zu zeigen.»
Der eingeschlagene Weg stimmt jedenfalls, was das Aufgebot für das Turnier in Zürich unterstreicht. Und ein nächster Anruf des Nationaltrainers wird ihn so schnell nicht mehr überraschen.