National League Beim Überraschungsleader Fribourg-Gottéron zeigen sich erste Risse

ck, sda

2.11.2023 - 05:00

Christian Dubé, der Trainer von Leader Fribourg-Gottéron, mahnt sein Team vor Nachlässigkeiten
Christian Dubé, der Trainer von Leader Fribourg-Gottéron, mahnt sein Team vor Nachlässigkeiten
Keystone

Erstmals in dieser Saison verliert der überraschende Leader Fribourg-Gottéron zweimal in Folge. Der Coach Christian Dubé erklärt das Erfolgsgeheimnis und warnt gleichzeitig.

Keystone-SDA, ck, sda

Im Inneren von Christian Dubé musste es brodeln. Äusserlich blieb der Coach von Fribourg-Gottéron ruhig, doch seine Worte nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung in Biel wählte er messerscharf. «Wenn man nur 20 Minuten spielt, wenn man keine Lust hat, kann man nicht gewinnen», tadelte er seine Spieler. War die 1:3-Heimniederlage am Samstag gegen den ersten Verfolger ZSC Lions noch nicht besorgniserregend, wirft der schwache Auftritt beim arg ersatzgeschwächten Playoff-Finalisten Biel schon mehr Fragen auf.

«Ein solches Spiel kann mal passieren, aber es darf nicht zu oft vorkommen», echauffierte sich der 46-jährige Franko-Kanadier. «Heute hat sehr viel gefehlt; dass es einen Punkt gab, gleicht einem Wunder. Das ist inakzeptabel.» Dubé weiss, dass er nun aufpassen muss, dass der glänzende Saisonstart nicht verspielt wird. Denn eigentlich läuft es Fribourg-Gottéron formidabel, nachdem man in der letzten Saison die Top 6 und dann auch die Playoff-Viertelfinals verpasst hatte.

Ausgeglichener als vor einem Jahr

«Wir sind ausgeglichener und haben mehr Spieler, die den Unterschied ausmachen können», erklärt sich Dubé den Erfolg mit 15 Siegen aus den ersten 20 Spielen. Es sei nicht unähnlich wie vor zwei Jahren, als Fribourg die Qualifikation als Zweiter beendete und erst in den Playoff-Halbfinals an den ZSC Lions scheiterte. Die Zahlen untermauern Dubés These. Nicht weniger als sechs Spieler haben schon vier oder mehr Tore erzielt, deren neun stehen bei mindestens zehn Skorerpunkten. Dazu beklagt Gottéron bisher sehr wenige Verletzte. Das sei zwar schon letztes Jahr nicht so schlecht gewesen, so der Coach, doch Marcus Sörensen fehlte fast ein Drittel der Spiele. Nun entfaltet der wirblige Schwede sein gesamtes Potenzial und ist mit dreizehn Treffern der beste Torschütze der Liga. Auch der eigenwillige Chris DiDomenico funktioniert in Dubés System besser als in Bern.

Berras zweiter Frühling

Schliesslich hat sich auch Goalie Reto Berra besser von seiner Rückenoperation erholt als es wohl alle erhofft hatten. Mit 36 Jahren weist der Bülacher eine exzellente Fangquote von 93,24 Prozent auf. Besser ist ironischerweise nur Connor Hughes, der ihn letzte Saison in Freiburg gut ersetzte und sich so Nationalmannschafts-Aufgebote und einen lukrativen Vertrag bei Lausanne verdiente. Mit 1,79 Gegentoren pro Spiel ist aber bisher kein Goalie erfolgreicher als Berra. Es ist auch Zeugnis der exzellenten Abwehrarbeit Gottérons, zu der auch der neue schwedische Verteidiger Andreas Borgman beiträgt.

Der Trainer Dubé hat also allen Grund, auch mit dem Sportchef Dubé zufrieden zu sein. Das Doppelmandat, das Dubé nach der Entlassung von Cheftrainer Mark French im Oktober 2019 übernommen hatte, endet aber bald. Der Verein sucht einen neuen sportlichen Verantwortlichen. «Ich habe noch nicht entschieden, wer es sein wird», versicherte Dubé am Dienstagabend lachend. Und fügte dann ernsthafter an: «Ich habe dazu nichts mehr zu sagen, das ist nicht mehr meine Aufgabe.»

Wiedergutmachung gegen Langnau

Dubés Aufgabe ist es hingegen, das Schiff, das leichte Schlagseite erhalten hat, wieder auf Kurs zu bringen – am besten gleich am Samstag im Heimspiel gegen die SCL Tigers. Er stellte gegen Biel eine gewisse mentale Müdigkeit fest nach einem emotional und physisch anstrengenden Wochenende mit dem Sieg beim zuvor zuhause ungeschlagenen Meister Genf-Servette und dem Spitzenduell gegen den ZSC.

Eines sei klar, so Dubé: «Wir müssen aufpassen, dass man nicht denkt, man könne auf einem Schlittschuh spielen und gewinnen.» Langnau ist in der heimischen Halle nochmal ein Gegner, bei dem die Gefahr besteht, ihn zu unterschätzen. Immerhin hat der Coach drei Tage lang Zeit, seine Mannen wachzurütteln, um eine dritte Niederlage in Folge zu vermeiden. Danach folgt die erste Nationalmannschaftspause, um die Batterien wieder aufzuladen.