Tim Berni erhielt von den Columbus Blue Jackets in seinen ersten acht Spielen in der NHL viel Vertrauen. «Davon kann ich mir nichts kaufen», sagt der 22-jährige Verteidiger.
Der 6. Dezember ist hierzulande ein spezieller Tag für die Kinder, da der «Samichlaus» kommt. In diesem Jahr hat er auch für Berni eine besondere Bedeutung, ging für ihn doch der Traum von der NHL in Erfüllung. In seiner ersten Partie gegen die Pittsburgh Penguins traf er auf keinen Geringeren als Sidney Crosby, einen der besten Eishockey-Spieler der Welt.
«Gegen solche Topstars anzutreten, ist eine coole Herausforderung», sagt Berni im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Unterschied in der NHL zwischen einer ersten und einer dritten Linie sei enorm. «Die Topspieler finden immer irgendwo eine Lücke, wenn ihnen zu viel Zeit gegeben wird oder der Stock am falschen Ort ist. Wichtig ist, die Mitte gut zu beschützen», schildert er seine ersten Eindrücke.
Als Berni erfuhr, dass er erstmals in der besten Eishockey-Liga der Welt auflaufen wird, «war ich zuerst baff». Das war am Tag vor der Premiere. Zwar schlief er am Abend gut ein, jedoch erwachte er vor dem Wecker. Aus dem Nickerchen vor der Partie wurde dann allerdings nichts, dennoch fühlte er sich gut vorbereitet. Es half ihm, dass er schon eine Woche beim Team war, er deshalb alle kannte und wusste, wie die Coaches ticken. «Dadurch fühlte ich mich in der Garderobe und auf dem Eis wohler», erzählt Berni.
Viel Eiszeit
Ohnehin war er mit viel Selbstvertrauen zu den Blue Jackets gestossen. «Es lief optimal für mich. Im ersten Jahr in der AHL konnte ich herausfinden, was für ein Spieler ich bin. In dieser Saison hatte ich einen guten Start, erhielt ich viel Vertrauen von den Coaches.» Dementsprechend trat er dann auch in der NHL auf, er spielte initiativ, verteidigte aggressiv und mit einem guten Abstand zu den Gegnern. Dass er Lob erhielt, freute ihn natürlich, das beste Feedback ist für ihn allerdings die Eiszeit, die mit einem Schnitt von mehr als 18 Minuten für einen Rookie mehr als beachtlich ist. Zweimal stand er über 21 Minuten auf dem Eis – gegen die Tampa Bay Lightning kam kein Teamkollege länger zum Einsatz.
In der AHL spielt(e) er für die Cleveland Monsters. «Es ist sicher nicht die bequemste Liga, aber das soll es auch nicht sein.» Zum immensen Konkurrenzkampf sagt Berni: Es sei mehr egoistisches Denken vorhanden. «Wenn jemand bei einer Niederlage zwei Tore erzielt, hat er trotzdem einen schönen Abend.» Mit Cleveland zog er ein gutes Los, es ist eine sportverrückte Stadt. Die Monsters treten im gleichen Stadion wie das NBA-Team Cleveland Cavaliers an.
Im Moment bleiben
Berni ist sich der Schnelllebigkeit in der NHL bewusst. «Ich nehme keinen Tag als selbstverständlich. Das einzige, das ich machen kann, ist meine Leistung abzurufen.» Konstanz bedeutet für ihn aktuell, eine neutrale Denkweise zu haben, im Moment zu bleiben «Gerade wenn du nicht weisst, was läuft, kannst du dich in Gedanken verlieren, was hinderlich ist», sagt Berni.
Diese Aussage spricht für seine mentale Reife. Berni zählt auf die Hilfe von Alex Brooker, der nicht nur sein Athletiktrainer ist, sondern auch die Ansprechperson im sportpsychologischen Bereich. Mit dem früheren Rugby-Spieler aus London trainierte er den zweiten Sommer in Folge. Brooker arbeitet mittlerweile zusammen mit Samuel Boehringer, der schon länger Nico Hischier betreut. Zur Trainingsgruppe gehörten auch Jonas Siegenthaler und Pius Suter. Nebst dem Ziel schneller und stärker zu werden, war es Berni wichtig, viel auf dem Eis zu sein. «Ich wollte für das Camp optimal vorbereitet sein, was gelungen ist.»
Der Zürcher befindet sich in seinem dritten Jahr seines Entry-Level-Vertrages, das erste absolvierte er bei den ZSC Lions. Gross Gedanken bezüglich der Zukunft hat er sich noch keine gemacht. Klar ist, dass er sich in Nordamerika durchsetzen will, diesbezüglich befindet er sich auf einem guten Weg. So oder so wird er den 6. Dezember 2022 nie mehr vergessen.