AnalysiertWie sich das Meister-Puzzle für den ZSC letztlich zusammenfügte
SDA
28.4.2018 - 00:09
Nach einem grossen Tief zelebrieren die ZSC Lions den Meistertitel. Auf den Eingriff des Managements reagiert die Equipe meisterlich. Ein Blick hinter die Kulissen des neuen Champions.
Wer Platz 1 in der Qualifikation um 27 Punkte verpasst und während der Regular Season 50 Prozent der Spiele verliert, startet selbstredend aus ziemlich ungünstiger Position zur Mission Wiedergutmachung. Unter diesem Gesichtspunkt ist der neunte Titelgewinn der ZSC-Organisation durchaus als mittlere Überraschung zu werten. Der Parcours zur Trophäe war schwierig: Die Lions hatten mit Zug (4:1), Bern (4:2) und Lugano (4:3) der Reihe nach die Playoff-Finalisten und den Meister der letzten zwei Jahre zu eliminieren und überstanden den ultimativen Finalissima-Showdown in der ausverkauften Resega.
Weshalb der neue Champion in ähnlicher Besetzung in den beiden Kampagnen vor dem grossen diesjährigen Comeback nur zwei von acht Viertelfinal-Partien gewonnen hat, bleibt sein Geheimnis. Der beklemmend lange Stillstand einer hoch dotierten Equipe war von fast keinem Experten plausibel zu erklären. Deshalb ist auch der aktuelle Aufschwung nicht einfach zu deuten. Nur taktischer Natur ist er nicht, die Trendwende hat in der Garderobe begonnen.
Kossmann war die perfekte Wahl
In der Regel zählt der letzte Eindruck, manchmal aber eben auch der vorletzte. Ende Dezember hat das Management der Stadtzürcher eingegriffen und das schwedische Trainer-Projekt mit Hans Wallson und Lars Johansson für ganzheitlich als gescheitert erklärt. Die sofortige Einsetzung des erfahrenen Kanada-Schweizers Hans Kossmann ermöglichte zu einem günstigen Zeitpunkt das dringend benötigte Set-up auf zwischenmenschlicher Ebene.
Auf Vancouver Island hatte der langjährige Assistent von Chris McSorley zusammen mit seiner Frau ein altes Haus renoviert, in Oerlikon nahm er im Rekordtempo eine nächste Totalsanierung vor - die morschen Stellen im komplizierten Lions-Konstrukt erkannte der leidenschaftliche Handwerker ohne Verzögerung und stabilisierte mit sicherer Hand.
"Ich sehe wieder klare Strukturen, klare Rollenverteilungen, klare Anweisungen und klare Aufträge", zieht CEO Peter Zahner eine positive Bilanz. Zusammen mit dem neuen Sportchef Sven Leuenberger hat er sich in der Krise für den richtigen Nothelfer entschieden. Kossmann reanimierte die Löwen und überlässt das Rudel seinem Nachfolger Serge Aubin in einem erstklassigen Zustand.
Die Marke "ZSC-Hockey" ist wieder "en vogue", der Stil des Klubs aus der Schweizer Wirtschaftsmetropole könnte die nationale Szene prägen. Physisch, furchtlos, schnell und mental belastbar - so sehen sich die Lions selber am liebsten, so pflegten sie die Konkurrenz in der wichtigsten Saisonpassage zu dominieren und zu zermürben.
An ihren Ambitionen und ihrer forschen Ausrichtung wird sich in Zukunft nichts ändern. Leuenberger hat gut eingekauft: Die beiden SCB-Stars Simon Bodenmann und Maxim Noreau sowie Klotens Captain Denis Hollenstein garantieren neben Leadership eine Menge Skorerpunkte. Daneben leisten sich die Lions seit Jahren die teuerste Nachwuchsabteilung der Schweiz; diese Pipeline bleibt ein Versprechen für die Zukunft.
Und ab 2022 wird der Meister in wirtschaftlicher Hinsicht kräftig zulegen. Der Bezug der eigenen Arena in Altstetten verändert die Wertschöpfungskette erheblich. Im Hallenstadion genoss der ZSC nur ein eingeschränktes, aber teures Gastrecht, im neuen Schmuckstück für 12'000 Fans werden die Einnahmen in einem anderen Umfang fliessen.
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