Patrick Bloch Bloch: «Wir müssen einen Mehrwert gegenüber anderen Sportarten schaffen»

Luca Betschart

17.5.2019

Patrick Bloch wird im kommenden Herbst Geschäftsführer des Schweizerischen Eishockeyverbands.
Patrick Bloch wird im kommenden Herbst Geschäftsführer des Schweizerischen Eishockeyverbands.
Bild: Twitter

Erst vor vier Jahren beendet Patrick Bloch seine Eishockey-Karriere beim HC Thurgau, im kommenden Herbst wird er CEO von Swiss Ice Hockey. Im Interview mit «Bluewin» spricht er über seinen erstaunlichen Werdegang, das Produkt Schweizer Eishockey und erklärt, warum die Nationalmannschaft an der WM so gut gestartet ist.

Zum Ende seiner aktiven Karriere übernahm Patrick Bloch im Alter von 29 Jahren die Geschäftsführung beim HC Thurgau in der Swiss League und führte den Verein aus der Krise. Ab kommendem September übernimmt er beim Schweizerischen Eishockeyverband den Vorsitz über Geschäftsstelle, die Finanzen und die gesamte Geschäftsleitung. Im Interview mit «Bluewin» spricht er über die aktive Zeit als Spieler, seinen Ausbildungsweg und macht klar, wie er die Qualität des Schweizer Eishockeys einschätzt.


Patrick Bloch über…

… seine Stärken als Verteidiger auf dem Eis

Ich war nicht der talentierteste Spieler, ich musste mir alles durch harte Arbeit erkämpfen. Das war mein Ding. Ich spielte auch immer in den Mannschaften, die in diesem Stil agierten. Ich war nie bei den besten und talentiertesten Teams, sondern immer in einer Kämpfer-Mannschaft.

… seinen Rücktritt und die Übernahme der Geschäftsführung des HC Thurgau im Alter von 29 Jahren

Ich war in Olten und wechselte dann zu Thurgau, arbeitete dort zuerst wie vorher nebenbei im Treuhand- und Finanzbereich. Dann konnte ich beim HC Thurgau die Finanzen übernehmen und irgendwann war mir klar, dass ich ins Sportmanagement möchte. Ich habe mich danach auch dementsprechend ausgebildet.

Irgendwann kam dann die Chance, die Geschäftsführung beim HC Thurgau zu übernehmen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt allerdings noch einen laufenden Spielervertrag. Ich besprach alles mit der Familie und sagt mir schlussendlich: «Diese Chance musst du wahrnehmen.» So viele Jobs dieser Art gibt es in der Hockeybranche ja nicht. Hinzu kam, dass ich in den abgelaufenen zwei Jahren sowohl die linke als auch die rechte Schulter operieren musste. Von dem her wusste ich nicht, wie lange ich noch spielen kann.

… seinen Ausbildungsweg neben dem Eis

Ich studierte Betriebsökonomie und habe darin den Bachelor gemacht. Die ganze Ausbildung habe ich neben dem Hockey spielen absolviert. Die kaufmännische Lehre, dann die Berufsmatura und als ich den Bachelor hatte, dachte ich mir: ‹Was mach ich jetzt?› Ich wusste, irgendwo im Sportmanagement, wollte aber weiterhin Hockey spielen und dachte mir: ‹Das Beste, was dir neben dem Sport mal weiterhelfen kann, ist das Finanzwissen.› Deshalb habe ich mich für Finance und Controlling entschieden und ging ins Treuhand.

… sein Hockey-Wissen und die gemachten Erfahrungen

Als Juniorenspieler genoss ich eine unglaublich gute Ausbildung beim HC Davos, der damals zusammen mit dem EHC Kloten noch DER Ausbildungsverein war. Ich habe hockeytechnisch so viel gesehen, war kurz im Ausland in Kanada. Ich habe mir eine Basis geschaffen. Auch bei kleinen Vereinen. Der HC Thurgau ist ein kleiner Verein, wir sind so wenige Leute, da musst du alles machen. Über Sport, Finanzen, Marketing, Gastronomie, Sicherheit… da kommt alles zusammen. Inwiefern mir das helfen wird, wird sich zeigen. Aber ich habe mit Sicherheit eine gute Lehre genossen.

… die WM und ob er sie intensiv verfolgt

Ja, logisch. Ich habe alle Spiele gesehen bis auf das gegen Norwegen. Da musste ich arbeiten. Ich werde nächste Woche auch ab dem Viertelfinal in Bratislava sein. Ich muss noch ein bisschen lernen, wie es in einem Jahr bei der Heim-WM dann zu und her geht (lacht). Aber natürlich – vor dem Hintergrund, dass ich dann im Herbst anfange, verfolge ich es umso mehr.

… die Gründe für den guten Start der Schweizer Nationalmannschaft

Ein Grund ist sicher, dass die Mannschaft in der Vorbereitung schon länger zusammen war. Hischier, Josi, Fiala und Co. waren ja jetzt schon länger dabei. Das hat sicher geholfen. Und dann sind die Jungs voller Selbstvertrauen, natürlich auch dank dem, was letztes Jahr passiert ist. Sie wissen, dass sie jeden schlagen können.

Es war jetzt ein guter Start, der nimmt wahrscheinlich etwas Druck weg. Aber die wichtigen Prüfsteine kommen jetzt. Und jetzt gilt es, sich optimal vorzubereiten auf das, was kommt, damit man mit einer guten Ausgangslage in den Viertelfinal geht. Aber wir müssen uns sicher nicht verstecken.

… den Stellenwert des Schweizer Cups für einen Verein aus der Swiss League wie Thurgau

Es ist natürlich immer speziell, gegen einen Grossen spielen zu können. Beim HC Thurgau war es immer das Ziel, mal einen Favoriten zu schlagen. Bis jetzt haben wir das leider noch nicht geschafft. Aber die nächste Chance kommt. Ich glaube für die Kleinen ist der Cup eine sehr coole Geschichte, inzwischen ist er aber auch bei den National-League-Teams akzeptiert. Sicher hinkt er den Playoffs oder gewissen Regular-Season-Games noch hinterher, keine Frage. Das muss sich entwickeln. Ich glaube, je länger eine Mannschaft dabei und je grösser die Chance auf den Titel ist, desto bedeutender wird der Cup.

Man hat so viele Spiele und verschiedenste Wettbewerbe, da ist es auch eine Herausforderung, den Zuschauer nicht zu überfordern. Der Cup hat sich entwickelt und muss sich weiterentwickeln.

… die Möglichkeiten, den Cup-Wettbewerb auch bei Anhängern noch attraktiver zu machen

Es geht einfach darum, den Zuschauer näher an das Produkt Hockey zu bringen. Das man beispielsweise mehr Einblicke in die Garderoben gewährt, den Eismeister begleiten kann oder sieht, wie es im Mannschaftscar zu und her geht. Der Zuschauer ist für mich ein Fan, der Sponsor ist für mich ein Fan. Man zahlt tausende Franken (als Sponsor, Anm. d. Red.) oder reist sogar mit dem Flugzeug an (Champions Hockey League, Anm. d. Red.) und sieht die Jungs dann zwei Stunden auf dem Eis. Wenn zusätzlich ein neues Publikum generiert werden soll, müssen wir einen Mehrwert gegenüber anderen Sportarten schaffen.

In den USA haben wir das schon umgesetzt. Das Hockey ist ein Unterhaltungs-Business, also müssen wir die Leute unterhalten. Da gehört für mich eben ein bisschen mehr dazu. Allerdings kann ich das auch in der neuen Position nicht alleine umsetzen. Es bräuchte auch die Klubs, alle zusammen. Da komme ich nicht und sage, wir machen das so. Schlussendlich haben wir alle das Interesse, unseren Sport attraktiv zu machen. Es gibt genug Konkurrenz und diese wird immer grösser. Um uns von dieser abheben zu können, müssen wir bereit sein, unsere «Klappe» zu öffnen.

… die Qualität der Schweizer National League

Ich glaube, wir können stolz sein auf das Schweizer Hockey allgemein, das muss ja nicht nur auf die National League bezogen sein. Auch in der Swiss League wird unheimlich gut gearbeitet, meiner Meinung nach gilt das auch für die Regio-Ligen. Es wird immer professioneller.

Man muss weiterhin hart arbeiten, aber auf das Produkt Schweizer Eishockey dürfen wir sicher stolz sein. Es werden auch schwierige Zeiten kommen, es gibt viel Konkurrenz auf dem Markt und jeder will sich ein Stück des Kuchens abschneiden. Doch das Schweizer Eishockey ist ein cooles Produkt voller Emotionen und Leidenschaft und man lebt eine «Swissness» vor – so können sich die Fans besser identifizieren.

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