Beim Schlusslicht Fribourg-Gottéron geht es langsam aufwärts. Doch es gibt noch viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Die Suche nach einem neuen Trainer ist besonders knifflig.
Ein frisch renoviertes Stadion wurde da und dort angekündigt. Doch die Patinoire St-Léonard ist mehr Baustelle als funkelnder Eispalast. Grauer Beton und rot-weisses Absperrband so weit das Auge reicht. Erst in einem Jahr wird die altehrwürdige Halle aus den frühen 1980er-Jahren tatsächlich in neuem Glanz und mit erhöhter Kapazität erstrahlen. Baustellen bleiben also noch für viele Monate bestehen, und das passt durchaus zum Zustand der Mannschaft in der National League. Der Schwerarbeiter auf dieser Baustelle heisst Christian Dubé und ist aktuell Sportchef und Interimstrainer in Personalunion.
Nach zehn Spielen belegt Fribourg-Gottéron den letzten Platz. Aus den ersten sechs Partien resultierten nur gerade zwei Punkte, was Coach Mark French nach etwas mehr als zwei Jahren und trotz Vertrag bis 2021 den Job kostete. Seither geht es mit drei Siegen und neun Punkten aus vier Spielen aufwärts, und das bringt Dubé in eine knifflige Situation. Als Sportchef ist sein Leistungsausweis aus vier Saisons trotz respektablen Budgets bescheiden; zweimal wurden die Playoffs verpasst, zweimal scheiterte man in der 1. Runde mit nur jeweils einem Sieg. Als Coach scheint Dubé, der seine Karriere im Frühjahr 2015 bei Fribourg beendete und direkt auf den Chefposten wechselte, ein besseres Händchen zu haben.
French hatte von seinen Spielern Disziplin und Systemtreue verlangt. Etwas, das in Langnau funktionieren mag, der DNA des HC Fribourg-Gottéron jedoch diametral entgegensteht. Das hätte auch Dubé wissen müssen. Zwar kassierten die Drachen in der letzten Saison am drittwenigsten Gegentreffer, da sie aber offensiv ebenso zahnlos wie ohne Feuer agierten, reichte dies nur zum drittletzten Platz. Und in Freiburg fast noch schlimmer: Die Auftritte waren langweilig.
Die nötige Prise Verrücktheit
Dubé hat in den letzten zehn Tagen einiges bewirkt. «Wir spielen aktuell mit vielen Emotionen», stellte er am Dienstagabend nach dem 4:2-Sieg gegen Davos fest. Tatsächlich erzielte das Team unter seiner Führung in drei von vier Spielen vier Tore. «Die Mannschaft spielt etwas anders, ist kämpferischer», freut sich der 42-jährige Franko-Kanadier. «Fribourg braucht etwas Emotionen. Wir waren sehr strukturiert, was gut ist. Aber es braucht vielleicht diese Prise Verrücktheit.»
Die Frage, die sich jetzt stellt: Braucht Gottéron überhaupt einen neuen Chefcoach – oder allenfalls lieber einen neuen Sportchef? Dubé kann sich auf die Frage ein Schmunzeln nicht verkneifen. «Ich denke nicht», sagt er. Dank des deutlichen Aufwärtstrends fühle er sich aber nicht unter Zeitdruck. «Wenn wir viermal verloren hätten, würde es natürlich anders aussehen.»
Solange er aber fast jeden zweiten Tag ein Spiel vorbereiten muss, fehlt wohl auch die Zeit, um die vielen Dossiers, die auf seinem Sportchef-Tisch gelandet sind, gründlich zu sichten. Eine drängende Frage hat er schon einmal beantwortet. «Wir suchen einen Trainer, der die Verhältnisse in der National League kennt», erklärt Dubé gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «In unserer Situation können wir es uns nicht leisten, mit jemandem Zeit zu verlieren, der die Eigenheiten der Schweizer Liga nicht kennt.» Damit seien schon mal einige Dossiers weggefallen. «Es bleiben noch vier bis fünf, die interessant sind.» Die Chancen stünden aber gut, dass am Wochenende immer noch das Duo Dubé/Pavel Rosa an der Bande stehe. Fribourg spielt am Freitag zuhause gegen die ZSC Lions und am Sonntag im Cup in Rapperswil-Jona.
Sag niemals nie
Ist es denkbar, dass Dubé auch an Weihnachten noch Coach ist? Es gebe keine Deadline, versichert er. «Die aktuelle Situation lässt uns ein wenig Zeit, wir sind nicht unter Druck. Wir werden schauen, wie lange es mit der Doppelbelastung geht. Klar ist, wenn ich noch länger Coach bleiben sollte, werde ich Hilfe brauchen von jemandem, den wir hinzuholen.» Im heutigen Eishockey sei es unmöglich, beide Jobs 100 Prozent zu machen.
Dubé scheint durchaus gefallen am Job an der Bande gefunden zu haben, bei dem er direkt Einfluss nehmen kann und bei dem er zeigen kann, dass die Mannschaft, die er zusammengestellt und zu verantworten hat, besser ist als es die Resultate der letzten Jahre glauben machen. «Man soll niemals nie sagen», betont er. «Wenn mir vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass ich im Oktober Trainer des Teams bin, hätte ich den ja ebenfalls für verrückt erklärt», sagte er gegenüber den «Freiburger Nachrichten».
Und er weiss auch, dass er diesmal bei der Trainersuche einen Treffer landen muss. Sonst beginnt auch mal sein Stuhl im Sportchef-Büro zu wackeln. Es wird auf jeden Fall spannend sein zu sehen, welche Baustellen zuerst ihr gutes Ende finden – die auf oder die neben dem Eis.