Arno Del Curto schreibt 1992 mit den grossen Underdog ZSC gegen das «Grande Lugano» die schönste Playoff-Geschichte des Vereins. Trotz einer 0:10-Niederlage im dritten Spiel entschieden die Zürcher die Serie für sich.
Sie heissen Kent Ruhnke und Larry Huras. Harold Kreis und Bob Hartley. Marc Crawford und Hans Kossmann. Sie gewannen mit den ZSC Lions nach der Jahrtausendwende je einen Meistertitel. Doch über ihnen steht noch immer ihr Vorgänger Arno Del Curto. Denn allen ekstatischen Meisterjubelszenen zum Trotz feierte der ZSC seinen schönsten Sieg mit dem Bündner.
Am 17. März 1992 bodigte der damalige Zürcher Chaos-Klub den grossen Favoriten HC Lugano in den Playoff-Viertelfinals. Selten war im Schweizer Eishockey die Kluft zwischen David und Goliath grösser. Hier das «Grande Lugano», das unter dem Magier John Slettvoll zwischen 1986 und 1991 vier Mal Meister wurde und sechs Mal im Final stand. Dort das «Piccolo Zurigo» mit dem NLA-Trainergreenhorn Arno Del Curto, das eben erst zum zweiten Mal überhaupt die Playoffs erreicht hat.
Der ZSC gewann die ersten beiden Spiele, verlor dann aber Match 3 im Tessin 0:10. Es kam das vierte Duell im proppenvollen Hallenstadion, wo offiziell 11'500 Zuschauer auf den Bänken und Treppenaufgängen standen und sassen. Inoffiziell waren es 2000 bis 3000 mehr. Nie war die Legende der stickigen, rauchigen und ungesund warmen Luft im Oerlikoner (Eis-)Tempel lebendiger als an jenem Dienstagabend des 17. März 1992.
Bebendes Hallenstadion
Slettvolls Luganesi waren besser, dominierten und führten, doch Effizienz im Abschluss und ein starker Rolf Simmen im Zürcher Tor rettete das Team von Arno Del Curto ins Penaltyschiessen. Dort scheiterten die Tessiner reihenweise, während für den ZSC Adrian Hotz, Wladimir Krutow und Sergej Prijachin erfolgreich waren. Die russische Ikone Krutow, körperlich angeschlagen und übergewichtig, fuhr beim Penalty im Zeitlupentempo über das weiche Eis. Schier hatten die Fans, das Gefühl, sie müssten hinunterspringen, um den Altmeister anzuschieben.
Von solchen Szenen und Eindrücken lebt(e) dieser Abend, der in Zürcher Fankreisen noch heute ein Mythos ist. Als der ZSC-Sieg feststand, zitterten die Wände des Hallenstadions derart, dass die lebende Radioreporter-Legende Walter Scheibli auch zwei Jahrzehnte und ein paar Meistertitel später erzählte: «So wie an diesem Abend gegen Lugano war die Stimmung im Hallenstadion nie mehr.»
Und wenn Arno Del Curto am Montag bei seiner Präsentation als neuer (und alter) ZSC-Trainer sagte: «Je mehr wir vor dem gegnerischen Tor spielen, desto mehr wird das Hallenstadion beben», weiss er besser als alle anderen aktuellen Protagonisten der Lions, wovon er spricht. Er hat vor 27 Jahren als 35-Jähriger den schönsten Sieg der ZSC-Klubgeschichte hautnah miterlebt und mitgestaltet.