Drei Mal hat der EHC Biel den ZSC Lions im Playoff-Viertelfinal Paroli geboten, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Nun stehen die Bieler mit dem Rücken zur Wand – eine Situation, die ihnen nicht neu ist.
Seit Wochen befindet sich der EHC Biel im Playoff-Modus. Zuerst der Endspurt in der Qualifikation, dann das zähe Ringen im Play-in mit den Siegen gegen Titelverteidiger Genève-Servette und Ambri-Piotta, die den Seeländern doch noch einen Platz in den Playoffs beschert haben.
Immer wieder hat es die Bieler Mannschaft in den letzten Wochen geschafft, Lösungen zu finden, um das Saisonende abzuwenden. Doch nun wartet im Playoff-Viertelfinal gegen die ZSC Lions die maximale Herausforderung. Denn nach dem dritten Zürcher Sieg im dritten Spiel heisst es für die Bieler fortan: Verlieren verboten.
Treten an Ort und Stelle
Für Biels Captain Gaëtan Haas ist die Situation fremd. Der 32-jährige Center, der 2019 mit Bern Meister wurde, bestreitet seine zwölften Playoffs in der National League. Mit einem 0:3 in einer Serie sah er sich aber noch nie konfrontiert. «Das ist neu für mich. Doch jetzt ist es so. Wir dürfen nicht aufgeben», sagte der Schweizer Internationale am Mittwoch nach der bitteren 2:3-Niederlage in Zürich, während dem er sich auf dem Hometrainer der Regeneration widmete. Mitternacht war schon vorbei.
Haas' Treten an Ort und Stelle steht sinnbildlich für die aktuelle Lage des EHC Biel im Playoff-Viertelfinal. Die Seeländer investierten auch in Spiel 3 viel, gingen zwei Mal in Führung und drängten den ZSC erneut an den Rand einer Niederlage. Doch wie schon in den ersten beiden Partien dieser Playoffs (und in den vier Direktduellen der Qualifikation) schaute für die Bieler nichts Zählbares heraus.
Steineggers Zorn
Der Zürcher K.o.-Schlag in der 88. Minute war für die Gäste aus dem Seeland besonders bitter, nachdem sie zuvor mehrfach die Möglichkeit gehabt hätten, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Die Bieler monierten beim Siegtreffer von Yannick Zehnder in der zweiten Verlängerung einen hohen Stock. Die Schiedsrichter waren nach der Videokonsultation jedoch anderer Meinung und gaben den Treffer, was Biels Sportchef und Interimstrainer Martin Steinegger den Zorn ins Gesicht schrieb. Steinegger verlor kurz die Contenance, überlegte sich, eine Flasche aufs Eis zu werfen, beliess es dann aber beim hämischen Klatschen in Richtung der Unparteiischen.
Zurück in den Katakomben wirke Steinegger immer noch leicht angesäuert, attestierte seinem Team aber eine gute Leistung. «Klar ist das sehr enttäuschend. Wir haben im Vergleich zum Heimspiel am Montag (1:3) aber einen Schritt nach vorne gemacht, haben gutes Playoff-Hockey gezeigt.» Nun gelte es, sich gut zu erholen und für den Freitag bereit zu machen.
Miserable Powerplay-Ausbeute
Viel Zeit für Korrekturen bleibt den Bielern nicht. Luft nach oben haben sie vor allem im Powerplay. Die Erfolgsquote ist erschreckend schwach. Aus den letzten 18 Spielen resultierten nur vier Tore in Überzahl, wobei deren drei aus dem 6:1-Heimsieg gegen Lugano in die Statistik einfliessen. Die schlechte Powerplay-Ausbeute ist auch ein Zeichen des fehlenden Selbstvertrauens. Die Leichtigkeit, welche die Bieler vor einem Jahr ausgestrahlt haben und sie bis ins siebente Finalspiel vom ersten Meistertitel seit 1983 träumen liess, ist längst weg.
Mehr denn je gilt es für Biel deshalb, durch harte Arbeit zurück in die Serie zu finden. Dabei gilt es auch, die Disziplin hoch zu halten und wenig Strafen zu nehmen. Haas hat den Glauben noch nicht aufgegeben: «Die letzten Spiele haben gezeigt, dass es möglich ist, den ZSC zu schlagen.» Angesprochen auf die Energiereserven nach den intensiven letzten Wochen und der langen Verlängerung am Mittwoch meint er mit einem Schmunzeln: «Die sind wie neu.»
Erst fünfmal wurde ein 0:3 noch gedreht
Während Biel die Hoffnung nicht aufgeben hat, sind die ZSC Lions auf bestem Weg, die 0:4-Schmach aus dem Vorjahr im Halbfinal gegen Biel vergessen zu machen. Dass die Zürcher in der Serie noch von ihrem Weg abkommen, scheint derzeit sehr unwahrscheinlich. Aber aufgepasst: Vor zwei Jahren gewann der ZSC im Playoff-Final gegen Zug ebenfalls die ersten drei Spiele, und musste am Ende trotzdem dem EVZ zum Meistertitel gratulieren. In der gleichen Saison schaffte es Davos im Viertelfinal, einen 0:3-Rückstand gegen die Rapperswil-Jona Lakers noch zu drehen. Insgesamt ist dieses Kunststück seit Einführung der Playoffs in der Saison 1985/86 erst fünf Teams gelungen.
Nun sind – einmal mehr in dieser Saison – die Bieler Stehaufmännchen gefragt. Captain Gaëtan Haas versichert: «Wir sind hungrig und werden dem ZSC nichts schenken. Solange es möglich ist, werden wir nicht aufgeben.»