Hoffnung beim ZSC «Es ist Zeit, nach 0:3 eine Playoff-Serie noch zu gewinnen»

bi, sda

4.4.2023 - 10:23

Die ZSC Lions glauben noch daran, dass sie die Halbfinalserie gegen den EHC Biel-Bienne aus dem Feuer reissen können. Aber sie haben keine Ahnung, wie diese Wende realisiert werden kann.

Keystone-SDA, bi, sda

Frage an Marc Crawford, den Bandengeneral der ZSC Lions mit Erfahrung aus über 800 NHL-Partien und über 20 Jahren: Haben sie schon irgendwann einmal eine Playoff-Serie nach einem 0:3-Rückstand noch gewinnen können? Antwort: «Nein!»

Auch Zürichs Captain, Patrick Geering (33), hat schon über 800 National-League-Spiele auf dem Buckel: «Ich habe schon so viel Hockey gespielt in meinem Leben – jetzt ist es an der Zeit, etwas Neues zu machen und nach 0:3 eine Playoff-Serie noch zu gewinnen.»

Biel unstoppbar?

Dass es in den Playoffs beim Stand von 0:3 noch nicht vorbei ist, wissen die Zürcher aus eigener Erfahrung. Vor einem Jahr führten sie im Final gegen den EV Zug mit 3:0 und verloren anschliessend vier Partien hintereinander. Die ZSC Lions gewannen damals gegen Biel im Viertelfinal, gegen Gottéron im Halbfinal und gegen Zug im Final elf der letzten zwölf Partien. Sie schienen unstoppbar. Alles lief perfekt. Und plötzlich gingen vier Spiele hintereinander gegen Zug mit 1:4, 1:4, 0:2 und 1:3 verloren.

Im Moment spielt der EHC Biel wie aus einem Guss. Die letzten fünf Partien gegen Bern und den ZSC gingen alle gewonnen. Biel scheint unstoppbar. Alles läuft perfekt – am Montag insbesondere im zweiten Abschnitt, in dem fünf Goals gelangen, eines schöner als das andere.

Wie lässt sich eine solche Serie kippen? Einer (Christian Marti) denkt, die Lions sind auf gutem Weg, denn «am Montag fanden wir gut ins Spiel. Das Tempo stimmte, es boten sich Chancen. Wir müssten nur einmal in Führung gehen.» Ein anderer (Geering) sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels: «Es bringt nichts, um den heissen Brei rumzureden: Im Moment reicht es nicht. Wir spielen zu wenig reif, es fehlt an Coolness und Cleverness.»

Patrick Geering will nicht aufgeben.
Patrick Geering will nicht aufgeben.
Keystone

Glücklos

Die Suche nach Lösungen gegen dieses Biel, das so wahnsinnig schnell umschaltet, das mit langen Pässen in die Tiefe und in die Breite die Verteidigung der ZSC Lions auseinander reisst und im Abschluss äusserst effizient agiert, läuft auf Hochtouren. Marti will von den Journalisten wissen, wie es Bern gelungen ist, im Viertelfinal gegen Biel so viel besser auszusehen als im Moment die ZSC Lions. Coach Crawford bemüht die Floskel vom Elefanten, der jetzt verspeist werden muss, und zwar Biss um Biss. Und sowieso sind sich alle einig: «Wir schaffen den Finaleinzug noch, weil wir alle daran glauben.» (Zitat Captain Geering).

Vor allem brauchen die ZSC Lions jetzt Glück. Dieses fehlte bislang völlig. Vor dem 3:5 vom Montag erzielte der ZSC zweimal gar kein Tor (0:1 und 0:4), nachdem er schon den letzten Viertelfinal gegen Davos nur 1:0 gewonnen hatte. Nur der EV Zug agierte vor 16 Jahren in den Playoffs noch glückloser in der Offensive (0:4, 0:1 und 0:4 in den ersten drei Halbfinals gegen Bern).

Glücklos bislang auch alle Versuche von Marc Crawford, der Serie eine Wende zu verpassen: In Spiel 3 setzte der Kanadier erstmals auf den Finnen Jarno Kärki von den GCK Lions, «weil der mit seinen Gardemassen im Powerplay wertvoll gewesen wäre». Aber die ZSC Lions konnten gar nie in Überzahl spielen, weil die disziplinierten Bieler nie auf die Strafbank mussten. Oder die Goalie-Rochade: Crawford gönnte Simon Hrubec im zweiten Abschnitt nach dem 1:4 eine 44-sekündige Pause. Aber Hrubec kassierte umgehend nach der Rückkehr aufs Eis das 2:5, nachdem die Lions mit Ludovic Waeber auf 2:4 verkürzt hatten.

Aus Fehlern gelernt

Da haben es auf der Gegenseite die Bieler viel einfacher. «Wir müssen weitermachen, dürfen ihnen einfach keinen Schnauf mehr geben», sagt der 40-jährige Verteidiger-Routinier Beat Forster. Und überhaupt: Anders als im Vorjahr nach 2:0 und 3:2-Führungen schafft Biel diesmal gegen die ZSC Lions das Erreichen des Finals, weil, so Forster, «wir aus unseren Fehlern gelernt haben».