In der Eishockeymeisterschaft der National League wird am Samstag kurz gestreikt. In allen fünf Stadien verzögern die Spieler mit einer Protestaktion den Spielbeginn um ein paar Minuten.
Der zweiminütige Mini-Streik richtete sich gegen die geplante Erhöhung der Anzahl Ausländer auf die Saison 2022/23 hin. Organisiert wurde er von der Spielergewerkschaft (SIHPU) gemeinsam mit Fangruppierungen. Die Spieler entrollten Transparente mit der Aufschrift: «Der Nachwuchs ist unsere Zukunft, die Fans sind unser Rückgrat und Eishockey unser Leben.»
«Wir sehen die Aktion nicht primär als Protest», meinte Jonas Hiller, der Präsident der Swiss Ice Hockey Players Union (SIHPU), «wir wollten vielmehr ein Zeichen setzen. Und wir möchten vermehrt miteinbezogen werden.»
Die National League will übernächste Saison die Anzahl Ausländer auf sieben erhöhen und gleichzeitig den Sonderstatus der Lizenzschweizer abschaffen. Faktisch entspricht das einer Erhöhung der Anzahl Ausländer in der NLA von aktuell 6,4 Ausländern pro Team auf 7.
Auf dem Eis setzten nach dem kurzen Streik die Spitzenteams die Akzente. Leader Zug überfuhr den HC Davos mit 7:2 und verteidigte in der Tabelle die zehn Punkte Vorsprung auf die ZSC Lions (6:2 in Rapperswil) und Fribourg-Gottéron (4:1 in Biel) mit Erfolg. Sven Andrighetto punktete für die ZSC Lions zum 17. Mal in Folge (1 Tor/2 Assists). Eine derartige Serie gelang seit Linus Omark vor acht Jahren keinem Spieler in der National League mehr.
Bern mit drittem Sieg in Serie
Am Playoff-Strich kam der SC Bern zu einem wichtigen 4:1-Erfolg bei Ambri-Piotta. Erstmals seit dem 8. Dezember belegen die Berner in der Tabelle wieder einen Playoff-Platz.
Und zum ersten Mal seit 13 Monaten feierte Bern in der National League drei Siege in Folge. Ambri dagegen verlor zum siebenten Mal hintereinander. Die Leventiner gewannen keines ihrer letzten fünf Heimspiele. Sie erzielten in diesen fünf Partien bloss noch sechs Tore. In der Tabelle fiel Ambri hinter den SC Bern zurück – mit gleich vielen Punkten (34), aber vier mehr bestrittenen Spielen.
Dabei hatte für Ambri diese Sechspunkte-Partie optimal begonnen. Die Tessiner gingen nach bloss 82 Sekunden mit dem ersten Torschuss und dem ersten Saisontor von Patrick Incir 1:0 in Führung. Danach lief aber nicht mehr viel für Ambri: Das Heimteam kassierte acht Zweiminutenstrafen hintereinander. Drei dieser Strafen führten direkt oder indirekt zu Gegentoren – unmittelbar vor dem 1:3 durfte Patrick Fohrler von der Strafbank zurück aufs Eis.
Der SC Bern erinnert erstmals diese Saison an den grossen SCB, der in den letzten Jahren regelmässig Titel holte. Die Berner gewannen vier ihrer letzten fünf Partien. Und bei den letzten drei Erfolgen setzten sie sich jeweils nach Rückständen durch. Und mit dem letzten Montag von Lausanne zum SCB zurückgewechselten Cory Conacher gewann Bern drei von drei Spielen.
Davos streikte durch
In der Partie Davos – Zug (2:7) nahmen die Davoser den Spielerprotest zu seriös. Derweil Leader Zug nach dem um zwei Minuten verzögerten Spielbeginn loslegte wie die Feuerwehr, streikten die Davoser durch.
Leader Zug führte nach zwölf Minuten mit 2:0 und bei Spielmitte schon 5:0. Alleine mit den Absenzen von Topskorer Andres Ambühl, Dino Wieser, Félicien Du Bois (alle verletzt), David Ullström und Teemu Turunen (beide krank) lässt sich die miese Davoser Leistung nicht erklären. Der erstaunlichste Fakt des Spiels. Der HC Davos, der von allen NLA-Teams bislang in dieser Saison die meisten Tore erzielte, kam bis zum 0:5 nach 30 Minuten bloss zu sechs (!) Torschüssen.
Yannick Zehnder erzielte für Zug das 4:0 und diese Saison schon 15 Goals. Dem 23-Jährigen gelangen zuvor noch nie mehr als sechs Tore in der National League. Vor vier Jahren, in seiner ersten NLB-Saison, hatte er 14 Mal getroffen.
Sechster Streich gegen Biel
Der EHC Biel findet diese Saison gegen den HC Fribourg-Gottéron kein Rezept. Trotz eines guten Starts kassierten die Bieler gegen Freiburg mit 1:4 im siebenten Direktduell (inklusive Cup) die sechste Niederlage.
Die Weichen wurden im zweiten Abschnitt gestellt: Killian Mottet, der Liga-Topskorer, glich in der 22. Minute zum 1:1 aus. Anschliessend konnte Biel während 110 Sekunden in doppelter Überzahl spielen. Das zweitbeste Powerplay der National League reüssierte nicht. Freiburg, das beste Überzahlteam der Liga, machte es wenig später markant besser: Aus ihrer ersten richtigen Powerplay-Chance machten die Freiburger durch Yannick Herren (10. Saisontor) nach 34 Minuten bereits das 4:1.
Gottéron festigte mit dem Auswärtssieg den dritten Platz. Die Freiburger gewannen zuletzt dreimal hintereinander und sieben der letzten zehn Spiele.
Lions mit zwei Shorthandern
Ab der 20. Minute konnten die Rapperswil-Jona Lakers im Heimspiel gegen die ZSC Lions während beinahe sechs Minuten in Überzahl spielen, während 129 Sekunden gar in doppelter. Doch anstatt auf 1:2 zu verkürzen, kassierten die St. Galler das 0:3 (23.), für das Verteidiger Patrick Geering verantwortlich zeichnete. Das Schlussresultat lautete 6:2 zu Gunsten der Lions.
Das 3:0 war nicht der einzige Shorthander der Zürcher in diesem Spiel, 34 Sekunden vor der zweiten Pause traf auch Raphael Prassl während eines Powerplays der Lakers. Die Rapperswiler kassierten bereits die Gegentore 8 und 9 in Überzahl in der laufenden Meisterschaft, wobei sie schon beim 5:7 gegen Davos zwei Shorthander in der gleichen Partie hinnehmen mussten.
Es war nicht so, dass der ZSC die Lakers an die Wand spielte. Auch die Gastgeber hatten viel gute Chancen, sie gingen jedoch zum Teil fahrlässig damit um und trafen erst, als die Begegnung schon vorentschieden war. Bei den Lions schoss Prassl nach dem 5:0 auch noch das 6:1 (58.). Das 4:0 (34.) erzielte Sven Andrighetto, der auch bei den ersten beiden Toren den Stock im Spiel hatte und in der 17. Partie in Folge punktete.
Während die Lions auch das vierte Saisonduell gegen die Rapperswiler für sich entschieden und zum zweiten Mal in diesem Jahr zwei Begegnungen hintereinander gewannen, blicken die Lakers auf eine Woche mit drei Niederlagen und einem Torverhältnis von 10:22 zurück.
Davos – Zug 2:7 (0:2, 1:3, 1:2)
1 Zuschauer. – SR Piechaczek/Hürlimann, Progin/Duarte. – Tore: 9. Thorell (Shore, Martschini) 0:1. 13. Senteler (Thorell, Martschini/Powerplaytor) 0:2. 23. Geisser (Kovar) 0:3. 25. Zehnder (Albrecht) 0:4. 31. Bachofner 0:5. 37. Egli (Nussbaumer, Palushaj/Powerplaytor) 1:5. 46. (45:42) Corvi (Nygren/Powerplaytor) 2:5. 47. (46:43) Kovar (Klingberg, Diaz) 2:6. 50. Klingberg 2:7. – Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Davos, 2mal 2 Minuten gegen Zug. – PostFinance-Topskorer: Corvi; Kovar.
Davos: Mayer; Heinen, Guerra; Nygren, Jung; Stoop, Barandun; Marc Wieser, Corvi, Baumgartner; Knak, Nussbaumer, Russo; Kienzle, Egli, Canova; Palushaj, Marc Aeschlimann, Lutz.
Zug: Genoni; Diaz, Geisser; Schlumpf, Stadler; Cadonau, Alatalo; Gross; Klingberg, Kovar, Simion; Leuenberger, Albrecht, Zehnder; Martschini, Shore, Thorell; Langenegger, Senteler, Bachofner.
Bemerkungen: Davos ohne Ambühl, Du Bois, Frehner, Paschoud, Rubanik, Ullström und Dino Wieser (alle verletzt).
Biel – Fribourg-Gottéron 1:4 (1:0, 0:4, 0:0)
0 Zuschauer. – SR Lemelin/Manuel Nikolic, Altmann/Wolf. – Tore: 11. Rajala (Fey, Hischier) 1:0. 22. Mottet (Desharnais, Bykow) 1:1. 27. Herren 1:2. 33. Jörg (Walser, Abplanalp) 1:3. 35. Herren (Schmid/Powerplaytor) 1:4. – Strafen: je 5mal 2 Minuten. – PostFinance-Topskorer: Cunti; Mottet.
Biel: van Pottelberghe; Rathgeb, Moser; Fey, Forster; Stampfli, Kreis; Tanner; Hischier, Pouliot, Rajala; Hofer, Komarek, Fuchs; Brunner, Cunti, Künzle; Kessler, Gustafsson, Hügli.
Fribourg-Gottéron: Berra; Gunderson, Chavaillaz; Sutter, Furrer; Kamerzin, Jecker; Abplanalp; Bykow, Desharnais, Mottet; Sprunger, Schmid, DiDomenico; Herren, Walser, Jörg; Schaller, Bougro, Jobin; Gauch.
Bemerkungen: Biel ohne Lindgren, Lüthi und Sartori (alle verletzt), Fribourg-Gottéron ohne Brodin, Marchon, Rossi und Stalberg (alle verletzt).
Rapperswil-Jona Lakers – ZSC Lions 2:6 (0:2, 0:3, 2:1)
1 Zuschauer. – SR Stolc/Urban, Gnemmi/Cattaneo. – Tore: 16. Sigrist (Andrighetto, Noreau/Powerplaytor) 0:1. 20. (19:01) Lasch (Andrighetto, Morant) 0:2. 23. Geering (Unterzahltor!) 0:3. 34. Andrighetto 0:4. 40. (39:26) Prassl (Noreau/Unterzahltor!) 0:5. 54. Rowe (Sataric, Forrer) 1:5. 58. Prassl 1:6. 60. (59:19) Egli (Rowe) 2:6. – Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Rapperswil-Jona Lakers, 7mal 2 plus 10 Minuten (Morant) gegen ZSC Lions. – PostFinance-Topskorer: Cervenka; Andrighetto.
Rapperswil-Jona Lakers: Bader (41. Rochow); Egli, Profico; Vukovic, Jelovac; Sataric, Maier; Randegger, Dufner; Schweri, Dünner, Jeremy Wick; Clark, Lehmann, Cervenka; Moses, Rowe, Eggenberger; Forrer, Wetter, Loosli.
ZSC Lions: Waeber; Noreau, Marti; Phil Baltisberger, Geering; Trutmann, Berni; Morant; Lasch, Andrighetto, Rautiainen; Bodenmann, Sigrist, Hollenstein; Riedi, Diem, Prassl; Hayes, Schäppi, Pedretti.
Bemerkungen: Rapperswil-Jona Lakers ohne Nyffeler, Payr (beide verletzt) und Lhotak (gesperrt), ZSC Lions ohne Chris Baltisberger, Blindenbacher, Krüger, Pettersson, Roe und Roman Wick (alle verletzt).
Ambri-Piotta - Bern 1:4 (1:1, 0:1, 0:2)
0 Zuschauer. - SR Stricker/Borga, Fuchs/Steenstra. - Tore: 2. Incir (Trisconi, Kostner) 1:0. 5. Scherwey (Pestoni, Praplan/Powerplaytor) 1:1. 21. (20:24) Andersson (Powerplaytor) 1:2. 53. Olofsson (Jeffrey, Praplan) 1:3. 59. Conacher (Olofsson, Jeffrey) 1:4 (ins leere Tor). - Strafen: 8mal 2 plus 10 Minuten (Perlini) gegen Ambri-Piotta, keine gegen Bern. - PostFinance-Topskorer: Zwerger; Jeffrey.
Ambri-Piotta: Ciaccio; Hächler, Fischer; Ngoy, Zaccheo Dotti; Fohrler, Pezzullo; Isacco Dotti; Kneubuehler, Flynn, Perlini; Zwerger, Müller, Nättinen; Grassi, Novotny, Mazzolini; Trisconi, Kostner, Incir; Joël Neuenschwander.
Bern: Karhunen; Andersson, Henauer; Burren, Beat Gerber; Thiry, Colin Gerber; Untersander, Zryd; Conacher, Jeffrey, Olofsson; Scherwey, Heim, Pestoni; Sopa, Praplan, Moser; Berger, Jan Neuenschwander, Bader.
Bemerkungen: Ambri-Piotta ohne Bianchi, Conz, D'Agostini, Del Ponte, Fora, Goi und Pinana (alle verletzt), Bern ohne Blum und Sciaroni (beide verletzt). Ambri-Piotta von 58:03 bis 58:15 ohne Torhüter.
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