Dank des Rückzugs von Langenthal schaffen die Rapperswil-Jona Lakers den Klassenerhalt nach einer miserablen Saison kampflos. Der «Pseudo-Abstiegskampf» in der National League schreit nach einer Modusänderung.
Nachdem der SC Langenthal in den Playoffs der Swiss League die beiden Aufstiegskandidaten Kloten und Olten ausschaltet, krönen sie eine starke Saison mit einem souveränen 4:0-Sieg in der Finalserie gegen La Chaux-de-Fonds und dem Titel in der zweithöchsten Schweizer Liga. Weil ein Aufstieg in die oberste Spielklasse die Möglichkeiten des Vereins aber in vielerlei Hinsicht sprengt, verzichtet der SC Langenthal auf das Duell mit den Rapperswil-Jona Lakers und tritt gar nicht erst zur Ligaqualifikation an. Ausser den St. Gallern und dessen Anhang dürfte das wohl keinem Eishockey-Fan gefallen – aus mehreren Gründen:
1. Qualifikationsrunde und Playout-Final für die Katz
Die vier Mannschaften der National League, die es nicht in die Playoffs geschafft haben, spielen seit Ende der Qualifikation nur noch für die Galerie. Weil die Punktedifferenz zwischen den Teams unter dem Strich in diesem Jahr so gross war, wurde bereits die Qualifikationsrunde mit ausschliesslich bedeutungslosen Spielen zur grossen Farce. Mit dem vorzeitigen Rückzug des SC Langenthal hätte man sich auch den Playout-Final zwischen dem HCD und den Lakers sparen können. Sprich: Für Zürich, Fribourg, Davos und Rapperswil-Jona ist die Saison spätestens seit dem letzten Spiel der regulären Saison vor über einem Monat gelaufen.
2. Gratis-Klassenerhalt für die Lakers
In 50 Spielen in der Qualifikation hat Rapperswil-Jona mickrige 32 Punkte ergattert und stellte das abgeschlagene Schlusslicht der Liga dar. Mit Ausnahme des enttäuschenden HC Davos (51 Punkte) konnten alle anderen Mannschaften mehr als doppelt so viele Zähler einfahren. Eigentlich ein unmissverständliches Zeichen, dass die St. Galler nicht in diese Liga gehören. Nachdem sie auch im Playout-Final gegen Davos über weite Strecken chancenlos blieben und die Serie deutlich mit 1:4 verloren, hätten sie in der Ligaqualifikation die letzte Chance gekriegt, das zu wiederlegen. Diese Möglichkeit wird ihnen nun (ab)genommen – die Lakers sind auch nächste Saison erstklassig. Wirklich verdient haben sie sich den Ligaerhalt nicht – auch nicht im ausgetragenen Pseudo-Abstiegskampf.
3. Olten und Kloten einer Chance beraubt?
Wie vielen anderen Vereinen der Swiss League fehlt dem SC Langenthal die nötige Infrastruktur für den Aufstieg in die National League. «Aufstiegsspiele als reine Show-Spiele auszutragen, kommt für uns nicht in Frage», begründet Langenthals Verwaltungsratspräsident Gian Kämpf den Nicht-Antritt zur Ligaqualifikation. Von den zehn Vertretern der zweithöchsten Schweizer Spielklasse gelten nur der EHC Kloten und der EHC Olten als ernsthafte Aufstiegskandidaten. Weil diese aber beide an Langenthal scheitern und vorzeitig aus dem Meisterrennen ausscheiden, wird ihnen diese Chance quasi verwehrt – von einem Gegner, der gewissermassen ausser Konkurrenz spielt. Andererseits haben es weder Kloten noch Olten so verdient, die Ligaqualifikation bestreiten zu dürfen.
Unter dem Strich resultiert ein Abstiegskampf in der National League, der gar keiner ist. Man kann noch so eine schlechte Saison abliefern – ein Abstieg ist unter gegebenen Voraussetzungen höchst unwahrscheinlich. Ein Blick zurück: In den letzten 15 Jahren gab es in zehn Spielzeiten keinen Absteiger. Gleichzeitig fehlen in der Swiss League die Anwärter auf den Aufstieg, sei es sportlich oder finanziell bedingt. Macht so der angewandte Modus mit so vielen Spielen ohne Bedeutung noch Sinn?
Einführung von «Pre-Playoffs»?
Ideen für Alternativen wären durchaus vorhanden und sind in einigen Ligen in Europa bereits umgesetzt worden. In der DEL spielt man seit über zehn Jahren sogenannte «Pre-Playoffs». Während die ersten sechs Mannschaften direkt im Playoff-Viertelfinal stehen, spielen die Teams zwischen Rang sieben und Rang zehn in einer Serie (der Siebte gegen den Zehnten, der Achte gegen den Neunten) um zwei verbleibende Playoff-Plätze. Angewandt auf die Schweizer Liga würde das bedeuten, dass nur noch zwei Mannschaften unter dem Strich bleiben und gegen den Abstieg kämpfen müssen.
So würde es nach der Qualifikation auch für die beiden Manschaften am Tabellenende sofort zur Sache gehen. In einer Playout-Serie würde ausgespielt werden, wer sich gegen einen Swiss-League-Vertreter behaupten muss. Dabei sollte der Gewinn der Meisterschaft für die Aufstiegskandidaten aus der Swiss League nicht mehr zwingend notwendig sein. Vielmehr sollte beachtet werden, wer das Budget für einen Aufstieg besitzt, um unter diesen Klubs aufgrund der erzielten Resultate einen Verein für die Ligaqualifikation zu nominieren. Die Gefahr eines vorzeitigen Rückzuges des unterklassigen Vereins würde wegfallen.
Ausserdem wird so eine «Schliessung» der Liga, wie sie in der NHL vorherrscht, verhindert. Dort gibt es keinen Absteiger aus der NHL und keine Aufsteiger aus der AHL – und somit keine Ligaqualifikation. Im Unterschied zum Schweizer Eishockey wissen alle Beteiligten aber bereits zu Beginn der Saison Bescheid.