blue Sport versucht sich im Kaffeesatzlesen. Und tippt vor dem Hockey-Start die Tabelle der Qualifikation. Ganz vorne sehen wir Titelverteidiger Zug, aber auch das «neue» Lugano. Probleme prognostizieren wir erneut für den SCB – und auch Halbfinalist Rappi.
1. Zug
Klar, mit Raphael Diaz ist nicht nur der Captain und ultimative Leader gegangen, sondern die Klub-Ikone schlechthin. Ein riesiger Verlust, auf und vor allem auch neben dem Eis. Und auch die Tore von Gregory Hofmann lassen sich nicht ersetzen. Und trotzdem dürfte der EVZ die Qualifikation wieder gewinnen. Zu überlegen waren sie der Konkurrenz letzte Saison, zu gut ist das ganze System um Trainer Dan Tangnes. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Zug dann im Playoff auch automatisch wieder Meister wird.
2. Lugano
Der HC Lugano beginnt mit Chris McSorley ein neues Zeitalter. Und für Chris McSorley, den «Mr. Servette», beginnt mit Lugano ein neues Zeitalter. Das ist spannend und wir sind auch überzeugt, dass dies für beide Seiten funktioniert. Wenn auch nicht, wie in Genf, für 19 Jahre. Der charismatische Kanadier ist ein Spezialist darin, aus einer Mannschaft das Optimum herauszuholen. Die Mannschaft von Lugano ist gut, sehr gut. Holt McSorley tatsächlich das Optimum aus ihr heraus, dann sind die Tessiner an der Spitze dabei.
3. ZSC Lions
Die letzte Saison verlief mit Quali-Rang 5 und dem klaren Halbfinal-Out gegen Servette letztlich enttäuschend. Entsprechend wollen es die Zürcher in dieser Saison besser machen. Mit der Verpflichtung von Denis Malgin haben die Zürcher zudem einen Last-Minute-Transfercoup gelandet. Die Verteidigung ist ohnehin topbesetzt, durch Malgins Zuzug ist nun auch der Sturm noch erstklassiger.
4. Lausanne
Betrachtet man das Kader, müsste Lausanne auf Rang 1 oder 2 stehen. Aber Lausanne ist noch immer Lausanne und wegen der mit den Spielern sehr speziell umspringenden Klubführung (der inzwischen nach Biel abgewanderte Robin Grossmann sprach kürzlich von «Mafia-Style») herrscht eben auch immer viel Unruhe. Das würde dann eher für Platz 7 oder 8 sprechen. Daher Rang 4 als typisch schweizerischer Kompromiss. Immer unter der Voraussetzung, dass der ganz grosse Eklat ausbleibt.
5. Davos
Der Rekordmeister aus den Bündner Bergen erlebte in den letzten Jahren eine heftige Berg- und Talfahrt. 11., 3., 8. war die Ausbeute in den letzten drei Saisons. Nun vollzieht der HCD nochmals einen heftigen Umbruch und wird nochmals jünger, aber ist auch durchaus breit aufgestellt. Mit der Rückkehr von Gilles Senn dürfte das Goalie-Problem der letzten Saison gelöst sein. Und wenn die neuen Ausländer (Rasmussen, Bromé, Stransky) nicht enttäuschen, steht in dieser Saison in Davos wieder eine Bergfahrt an.
6. Servette
Die Final-Qualifikation war letzte Saison eine riesige Überraschung. Diesen Höhenflug zu bestätigen, wird für die Genfer eine heftige Herausforderung. Dazu muss Servette mit Linus Omark und Eric Fehr zwei Säulen des letztjährigen Erfolges ersetzen. Ob das durch die in die Jahre gekommenen Valtteri Filppula und Marc-Antoine Pouliot gelingt, ist zumindest fraglich.
7. Biel
Mit der Rückkehr von Gaëtan Haas sind grosse Hoffnungen verbunden, nachdem im letzten Jahr die Playoffs ohne die Seeländer (Out in den Pre-Playoffs gegen Rappi) stattgefunden haben. Doch durch die Abgänge von Janis Moser, Sämi Kreis und Jason Fuchs haben die Bieler gleichzeitig auch einiges an Substanz eingebüsst.
8. Fribourg
Gottéron setzt voll auf die Karte Raphael Diaz. Abgesehen von der Verpflichtung des Nati-Captains verhielten sich die Freiburger auf dem Transfermarkt ruhig. Vielleicht zu ruhig? Und ob Diaz im Herbst seiner Karriere auch ausserhalb von Zug seine grosse Aura verbreiten und die Teamkollegen mitziehen kann, muss sich erst noch weisen.
9. Ambri
Mit Inti Pestoni ist der Dorfkönig zurück und auch die Zuzüge von André Heim, Dario Bürgler und Peter Regin versprechen viel. Dazu kommt das neue Stadion. Ambri befindet sich zweifellos im Aufschwung und wird nach der enttäuschenden letzten Saison wieder ernsthaft in den Kampf um die Playoff-Plätze eingreifen. Hätten die Leventiner nicht kurzfristig noch Marco Müller an Zug verloren, wäre noch mehr möglich.
10. Bern
Nein, der SCB-Kader 2021/22 ist nicht besonders imposant. Im Vergleich zur schwierigen letzten Saison sind die Berner nochmals schwächer geworden, die Abgänge von André Heim und Inti Pestoni sind nicht wirklich kompensiert worden. Der SCB wird daher in dieser Saison nochmals hartes Brot essen müssen und die Berner Hoffnung ist, dass der neue Trainer Johan Lundskog wirklich so gut ist wie sein Ruf, der ihm vorauseilt und er auch aus wenig viel machen kann.
11. SCL Tigers
Abgeschlagen Letzter, mit 16 Punkte Rückstand auf das vorletzte Ambri. Die SCL Tigers haben eine Horror-Saison hinter sich. Mit dem neuen Trainer Jason O'Leary erfolgt nun der Aufbruch zu neuen Ufern. Die rote Laterne dürften die Emmentaler dank Aufsteiger Ajoie und der Erhöhung der Liga auf 13 Klubs los sein, vielleicht ist sogar noch ein wenig mehr möglich. Denn im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sich die SCL Tigers durchaus geschickt verstärkt – mit Rückkehrer Harri Pesonen und dem talentierten Finnen Aleksi Saarela, aber auch Jesper Olofsson, Miro Zryd, Michael Loosli, Kay Schweri und Livio Langenegger.
12. Rapperswil-Jona Lakers
Die sensationelle Playoff-Halbfinal-Qualifikation von Platz 10 aus liess die Region im Frühling Kopf stehen. Doch nun folgt das delikate Jahr der Bestätigung bei gestiegenen Ansprüchen. Viele Helden des Halbfinal-Wunders sind von Bord gegangen, was dies bestimmt nicht einfacher macht. Das beginnt beim charismatischen Trainer Jeff Tomlinson (zu Kloten), dem grossen Liebling der Fans. Mit Dominik Egli, Kevin Clark, Daniel Vukovic, Mauro Dufner, Michael Loosli und Kay Schweri sind auch weitere wichtigere Figuren der Playoff-Sensation nicht mehr dabei. Der neue Trainer Stefan Hedlund ist mehr als gefordert.
13. Ajoie
Die gute Nachricht: Aufsteiger Ajoie kann nicht absteigen, da die Relegation (zumindest vorläufig) abgeschafft wurde. Die schlechte Nachricht: Die Jurassier werden nicht konkurrenzfähig sein. Alles andere als der letzte Rang mit weniger als 20 Punkten Rückstand auf den Vorletzten wäre bereits eine Überraschung. Gespannt sein darf man auf das National-League-Abenteuer die Ajoielots trotzdem und im Speziellen auf Jonathan Hazen und Philip-Michael Devos. Kann das kanadische Spektakel-Duo der Swiss League auch auf höchster Stufe brillieren?