Genève-Servette strebt ab Freitag seinen ersten Meistertitel an. Für Finalgegner Biel ginge eine 40 Jahre dauernde Durststrecke zu Ende.
Genève-Servette gegen Biel ist der logische Playoff-Final. Die zwei Teams dominierten die Qualifikation. Servette führte die Rangliste ab dem 27. September einzig nach der vorletzten Runde nicht an. Am Ende hatten beide 101 Punkte auf dem Konto. Da die Genfer in den Direktbegegnungen mehr Zähler (8:4) geholt haben, haben sie Heimvorteil.
Während Servette zum vierten Mal nach 2008, 2010 und 2021 im Playoff-Final steht, ist es für Biel eine Premiere. Beide erreichten diesen auf beeindruckende Art und Weise. Die Genfer verloren im Halbfinal gegen Zug, den Meister der letzten beiden Jahre, bloss eine Partie, die Seeländer setzten sich gegen die hoch gehandelten ZSC Lions gar mit 4:0 durch.
Viele Erfahrung bei Servette
Servette holte bei allen vier Siegen gegen den EVZ einen Rückstand auf. «Solche Partien haben wir früher verloren gegen Zug», sagt Arnaud Jacquemet im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der 35-jährige Verteidiger verfügt im Genfer Team, für das er seit 2013 spielt, über die grösste Playoff-Erfahrung in der höchsten Schweizer Liga. Jacquemet stellt aber zugleich klar: «Das bedeutet nichts, wenn wir am Ende nicht den Pokal in die Höhe stemmen.»
Die Sehnsucht in Genf nach dem ersten Meistertitel ist gross, das Team bringt alles mit, dass es diesmal klappt. «Wir haben einige erfahrene Spieler, die schon vieles erlebt haben. Das hilft», sagt Jacquemet. So sind alle sieben Ausländer mehr als 30 Jahre alt. Captain Noah Rod, dreifacher WM-Teilnehmer, kam zuletzt in der vierten Linie zum Einsatz, was bezüglich der Breite der Mannschaft einiges aussagt. Die Frage wird sein, ob Goalie Robert Mayer die gute Form konservieren kann. Seine Abwehrquote von 94,32 Prozent ist der beste Wert in den laufenden Playoffs.
Für Jacquemet gibt es keinen Favoriten im Final. «Man sieht auch bei ihnen, dass jeder für den anderen geht und eine spezielle Atmosphäre herrscht.» Zum Heimvorteil sagt er: «Das ist sicher gut, jedoch ist Biel auswärts stark.» Die Seeländer gewannen 19 von 31 Partien auf fremdem Eis in dieser Saison, vier von fünf in den Playoffs. In Genf verloren sie allerdings die letzten fünf Spiele.
Tolle Reaktion auf Schocknachricht
Wie sich die Bieler im Halbfinal gegen die Lions präsentierten, war beeindruckend – umso mehr, als sie vor der Serie erfahren hatten, dass Trainer Antti Törmänen erneut an Krebs erkrankt ist. «Ich würde nicht sagen, dass die Spieler näher zusammengerückt sind. Jedoch hat es mental etwas ausgelöst», sagt Sportchef Martin Steinegger. «Die Reaktion der Jungs war hervorragend. Wir hätten alle traurig sein und sagen können, wir schenken das nun weg. Vor allem Antti hat sich jedoch anders entschieden. Das war das wichtigste Signal an die Mannschaft.»
Steinegger gibt zu, dass er nach dem mit 3:4 verlorenen Viertelfinal gegen die ZSC Lions im vergangenen Jahr einen Moment gezweifelt habe, ob sie eines Tages Meister werden könnten. «Ich sah nicht, was wir hätten besser machen können. Dennoch unterlagen wir.» Er habe lange gebraucht, das zu verdauen.
Ohnehin sei es so, dass sie nicht zu den absoluten Topteams gehören würden. «Deshalb muss man bereit sein, wenn sich ein Fenster öffnet, was nun der Fall ist. Wir fanden über die ganze Saison den richtigen Flow und holten Selbstvertrauen. Es ist für uns als Organisation eine tolle Geschichte nach beiden vorangegangenen Halbfinals, in denen wir sehr nah dran waren.» Der Zeitpunkt für den letzten Schritt wäre insofern perfekt, als der dritte und letzte Meistertitel der Bieler genau 40 Jahre zurückliegt.