Der Auftakt in die Playoffs missglückt Kevin Fiala mit den Minnesota Wild. Selber spielt er in dieser Saison so stark wie noch nie, dementsprechend wird sein neuer Vertrag ausfallen.
Die Ausgangslage vor der letztjährigen Vertragsverlängerung war folgende: Fiala verzeichnete in 144 Partien für die Wild 50 Tore sowie 57 Assists – er war Ende Februar 2019 von Nashville zu Minnesota getradet worden. Das war eine mehr als ordentliche Bilanz. Dennoch kam kein langfristiger Kontrakt zu Stande, stattdessen unterschrieb der 25-jährige Ostschweizer für eine Saison mit einem Lohn von 5,1 Millionen Dollar. «Es war ein Risiko, ich habe auf mich selber gesetzt», blickt Fiala im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in Minneapolis zurück.
Der Mut wird sich auszahlen, das ist so gut wie sicher. Zwar glückte ihm der Start mit 18 Punkten in den ersten 29 Spielen nicht wie gewünscht, danach aber nahm er Fahrt auf, gelangen ihm in den nächsten 53 Partien nicht weniger als 29 Tore und 38 Assists. Wollte er zu Beginn noch zu viel, spielte er in der Folge mit jener Lockerheit, die es braucht. Er dürfe nicht zu viel nachdenken, so Fiala. «Nun habe ich einfach Spass und geniesse es.»
Heirat in Spanien
Dabei half selbstredend, dass es auch der Mannschaft mit 53 Siegen in 82 Qualifikationsspielen gut lief. «Es ist ein spezielles Team», sagt Fiala. «Wir sind eine grosse Familie, das habe ich zuvor noch nie so erlebt wie jetzt hier.» Eng befreundet ist er mit den Schweden Jonas Brodin und Joel Eriksson Ek. Das kommt nicht von ungefähr: Einerseits hat Fiala selber drei Jahre in Schweden gespielt, andererseits kommt seine Frau von dort.
Die beiden haben standesamtlich geheiratet, nachdem er ihr im vergangenen Jahr in den Ferien in Mexiko einen Antrag gemacht hatte. «Ich war sehr, sehr nervös», schildert Fiala diesen Moment. Die «richtige» Hochzeit findet im kommenden Sommer in Spanien, eine Stunde südlich von Barcelona, statt. «Wir wollten am Strand heiraten.»
«Fehler machen einen besser»
Vorerst aber gilt der ganze Fokus dem Eishockey. Fiala hatte schon vor dieser Spielzeit immer wieder sehr gute Phasen, doch fehlte ihm bislang die Konstanz. Diese hat er nun seit Mitte Dezember gefunden. Er harmoniert ausgezeichnet mit seinen Sturmpartnern Frederick Gaudreau und Matthew Boldy. Letzterer debütierte am 6. Januar in der NHL.
Fiala selber spricht von einem Lernprozess. «Ich habe schon genug Saisons gespielt, in denen ich Fehler gemacht habe», gibt er sich selbstkritisch. So musste er das eine oder andere Mal diszipliniert werden. Mitte November 2015 zeigte er gegnerischen Spielern den Stinkefinger. Gewisse Sachen, die er gemacht hat, kann er heute nicht mehr verstehen, «vielleicht wäre ich ansonsten aber nicht jener Spieler, der ich nun bin, brauchte ich das, um meinen Weg zu gehen. Fehler machen einen besser.»
Ein Allrounder geworden
Stolz ist Fiala nicht nur auf die vielen Punkte, sondern auch darauf, dass er sich zu einem Allrounder entwickelt hat. So wird er auch im Boxplay eingesetzt. Dass ihm Trainer Dean Evason mehr Vertrauen gibt, hat das Selbstbewusstsein weiter gesteigert. «In meinen Augen ist man erst dann ein sehr guter Spieler, wenn man auch defensiv sehr gut ist», sagt Fiala, der die Qualifikation mit einer Plus-23-Bilanz abgeschlossen hat. Evason bezeichnet ihn als hart und geradlinig spielenden Stürmer. «Dafür wird er belohnt.»
Nun will Fiala die Saison mit erfolgreichen Playoffs krönen. Zwar setzte es im ersten Spiel der Achtelfinal-Serie gegen die St. Louis Blues eine 0:4-Heimniederlage ab, dennoch stuft er den Gewinn des Stanley Cups als «sehr realistisch» ein. Alle 16 Teams in den Playoffs seien in etwa gleich gut. «Ich glaube an unser Team.» Ob er bei einem Scheitern in der ersten Runde zum Schweizer Team an die WM in Finnland (13. bis 29. Mai) stossen würde, liess er offen. «Das ist ein Entscheid, den ich von heute auf morgen treffen werde», sagt Fiala.
Klar ist, dass eine WM-Teilnahme angesichts des auslaufenden Vertrages ein Risiko wäre. Er hat sich dank seinem Mut und seinen Leistungen in eine formidable Situation gebracht und kann mit einer deutlichen Lohnerhöhung rechnen – wenn nicht in Minnesota dann bei einer anderen Franchise. Bezüglich seiner Vorstellungen gibt er nichts preis. «Mal schauen, was passiert», sagt er nur. Er will nun einfach den Moment geniessen.