Der Lausanne HC belegt in der National League den 6. Platz, obwohl der designierte Torhüter Nummer 1, Ivars Punnenovs, in dieser Saison erst zwei Spiele gewonnen hat. Dafür verblüfft ein Youngster.
Das Goalie-Karussell im Schweizer Hockey – das vermeintlich grosse Thema in diesem Herbst. Mittlerweile wissen wir mehr: Leonardo Genoni verlängerte in Zug, Luca Hollenstein wechselt nach Davos, Tim Wolf ersetzt Hollenstein als Nummer 2 in Zug, Joren van Pottelberghe hat in Lugano unterschrieben. Dafür kommt mit Ivars Punnenovs ein Name auf den Markt, für den es in Lausanne womöglich keine Zukunft mehr gibt.
Der Lausanne Hockey Club! Letzte Saison – als Mitfavorit gestartet – verpasste er die Pre-Playoffs (11. Schlussrang). Vor genau einem Jahr lancierte Präsident Patrick de Preux (seit 2011) jene Säuberungsaktion, die den Tschechen Petr Svoboda aus der Organisation vertrieb. Ein Jahr nach diesen Wirren sagt De Preux, dass es im Klub so ruhig sei wie noch nie, und dass es seit Jahren so hätte laufen sollen. Lausanne belegt nach den ersten gut 40 Prozent der Saison den 6. Platz. Vor der Nationalmannschaftspause gewann der LHC vier von fünf Partien und punktete fünfmal – aber nicht dank dem Torhüter, der im September die Saison als Nummer 1 begann.
Abstellgleis
Ivars Punnenovs manövrierte sich in Lausanne aufs Abstellgleis. Schon in der letzten Saison, seiner ersten in Lausanne, hielt der Lette mit Schweizer Lizenz unterdurchschnittlich und verlor den Goalie-Job in der Schlussphase der Saison an den Finnen Eetu Laurikainen. Diese Saison wurden die Leistungen von Punnenovs noch konfuser: Acht Spiele, nur zwei Siege, die meisten Gegentore (4,18 pro Spiel) und die miserabelste Fangquote (82,68 Prozent) aller Torhüter in der National League.
Dabei schrieben Experten noch vor zwei Jahren, als Punnenovs nach sieben Jahren den Abschied von den SCL Tigers verkündete: «Punnenovs ist bisher jedes Jahr besser geworden. Er ist erst 27 und wird noch besser. In zwei Jahren kann er mit Abstand der beste Torhüter der Liga sein.»
Grandioser Hughes
Zwei Jahre später ist Punnenovs statistisch der schlechteste Goalie der Liga und in Lausanne bestenfalls noch die Nummer 3. Zuerst verdrängte ihn Connor Hughes. Anfang Oktober machte Trainer Geoff Ward den zwei Jahre jüngeren Hughes offiziell zur Nummer 1. Hughes, der für zwei Jahre verpflichtet wurde, um Punnenovs zu unterstützen, wiederholte seinen letzten Saisonstart in Fribourg, als er Reto Berra mehrere Monate lang glänzend vertrat. Seine Statistiken: Mit 93,68 Prozent Paraden ist der Schweiz-Kanadier der Torhüter mit der besten Fangquote der Liga vor Reto Berra (93,40 Prozent).
Am 22. Oktober gegen Bern verletzte sich Hughes indessen ohne Fremdeinwirkung am Bein: mindestens einen Monat Pause. So schlug die Stunde des 20-jährigen Kevin Pasche, einem Lausanner Eigengewächs. Pasche lancierte seine National-League-Karriere mit zwei Shutouts in den ersten vier Partien (3:0 gegen Kloten und 1:0 gegen Davos). Mit Pasche vor dem Kasten siegte Lausanne ausserdem in Lugano (4:3) und Zürich (3:2 nach Penaltyschiessen). Nur gegen Ambri-Piotta setzte es mit 1:2 nach Verlängerung eine Niederlage ab.
Neues Wunderkind
Pasche ist das neue Wunderkind unter den Torhütern. Seine statistischen Werte sind besser als diejenigen aller anderen NLA-Goalies: Nur 1,38 Gegentore pro Spiel, Fangquote 93,81 Prozent! Nur weil er in der National League noch nicht auf die nötige Anzahl Einsätze kommt, steht er in der Statistik nicht zuoberst – so wie er es in der Swiss League tut. Denn vor der Verletzung von Connor Hughes hütete Kevin Pasche bei Swiss-League-Aufsteiger Martigny das Tor und parierte auch dort 93,8 Prozent aller Schüsse und kassierte weniger als zwei Gegentreffer pro Spiel.
«Traumhaft» verlaufe seine Saison bislang. «Und dieses Spiel gegen Kloten, der erste Shutout im ersten National-League-Spiel, das werde ich das ganze Leben lang nicht vergessen», so Pasche.
Ist es Kevin Pasche gelungen, die Form über die Nationalmannschaftspause zu halten? Die Partien in Rapperswil (am Freitag) und in Lausanne gegen Zug (Samstag) werden es zeigen. Nervös machen lässt sich Pasche nicht: «Ich mache weiter so wie bisher. Ich versuche meinen Job zu erledigen, so wie das meine Mitspieler auch tun. Meine Aufgabe ist es, so viele Schüsse wie möglich zu parieren. Ich gebe mir weiter alle Mühe.»