Lian Bichsel ragt im Schweizer U20-Team an der WM in Kanada nicht nur wegen seiner Grösse heraus. Trotz Jahrgang 2004 gehört er zum Captainteam.
Der 1,96 m grosse Bichsel spielt die zweite Saison bei Leksand in der höchsten schwedischen Liga, kam dort in bislang 50 Partien zum Einsatz. Auch dank seiner Wasserverdrängung wurde er im vergangenen NHL-Draft von den Dallas Stars in der ersten Runde als Nummer 18 gezogen. «Der ganze Trip nach Montreal war sehr schön, ich kann es kaum beschreiben», sagt der 18-jährige Verteidiger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf diesen speziellen Tag zurückblickend. «Es rührt mich immer noch, wenn ich das Video schaue, als sie meinen Namen ausgerufen haben.»
In Dallas war er in der Folge nicht, vielmehr reiste er bereits am Tag nach dem Draft zurück. Ein Scout der Stars kümmert sich allerdings um Bichsel, dieser tauscht sich wöchentlich mit dem Solothurner aus und hat ihn schon mehrmals in Leksand besucht. Wie es nach dieser Saison weitergeht, ist offen. Klar ist derzeit einzig, dass der Vertrag mit dem schwedischen Team ausläuft.
«Mühsame» Vorgeschichte
Ohnehin ist Bichsels Fokus aktuell auf seine erste U20-WM gerichtet. Für das im August nachgeholte Turnier wurde er nicht berücksichtigt, weil er den Aufgeboten für zwei Vorbereitungscamps mit der Begründung, Zeit zur Erholung zu benötigen, nicht Folge geleistet hatte. Als «mühsam» bezeichnet er die ganze Angelegenheit. «Wir trafen unseren Entscheid, in der Folge konnte ich nichts mehr beeinflussen, musste ich akzeptieren, wie es ist.» Dass dadurch ein falsches Bild von ihm entstanden ist, «damit muss man umgehen können, wenn man in den Medien steht. Ich konnte mich darauf einstellen. Bei allem gibt es nebst positiven auch negative Seiten.»
Der Disput wurde nach einem klärenden Gespräch mit U20-Headcoach Marco Bayer ad acta gelegt. «Das Ganze hat ein zu grosses Ausmass genommen», sagt Bayer. «Es geht ums Schweizer Eishockey, wir können es uns nicht leisten, einen solchen Spieler aussen vor zu lassen. Wir müssen die Besten aufbieten. Deshalb gingen wir aufeinander zu. Ich bin überzeugt, dass er uns viel bringen wird, schon alleine wegen seiner Persönlichkeit. Er ist für sein Alter sehr reif und weit.»
Saisonvorbereitung in der Heimat
Ausserdem ist seine Physis selbstredend ein grosses Plus, umso mehr, als er wendiger geworden ist. Überhaupt steht bei Bichsel das Schlittschuhlaufen im Vordergrund. Die Saisonvorbereitung bestritt er nicht mit Leksand, sondern wie im Jahr zuvor in einer Gruppe seines Agenten Frédéric Holdener. Dieser gehören unter anderen die Lausanner Profis Damien Riat, Igor Jelovac und Makai Holdener an. «Klar könnte ich in Leksand bleiben, jedoch ist es gut für mich, meine Familie zu sehen und nicht stets den gleichen Alltag zu haben», sagt Bichsel. «Es ist auch schön, das Leben in der Schweiz zu geniessen, mal in die Berge zu gehen.»
Nun am Turnier in Halifax und Moncton will Bichsel als Leader vorangehen. «Dafür bin ich hier. Wir sind kein Weltklasse-Team wie Kanada, jedoch verfügen wir über eine grosse Kampfkraft, steht jeder hinter dem Plan. Ich denke, es ist vieles möglich, wenn wir das umsetzen, was wir uns vorstellen», so Bichsel.