Fribourg-Gottérons Marcus Sörensen ist in dieser Saison der beste Skorer der National League. Der Schwede machte schwierige Zeiten durch, doch nun ist er glücklich wie noch nie.
Im Rampenlicht fühlt sich Marcus Sörensen nicht so wohl. «Das ist nicht so meine Welt», gibt er bei der Ehrung als Topskorer der Qualifikation in Bern zu. Doch der Erfolg verpflichtet. Auch dank 31 Toren und 32 Assists des Schweden mit dem markanten Blondschopf beendete Fribourg-Gottéron die Regular Season auf dem 2. Platz.
So ruhig wie er nun im Alter von 31 Jahren auftritt, war Sörensen nicht immer. Als Teenager stach sein Talent allen ins Auge, nicht von allen wurde es jedoch geschätzt, denn der Jüngling war auch temperamentvoll und zuweilen undiszipliniert. Erst nach dem Wechsel zu Djurgarden fand er in die Spur und startete durch. Einfach fiel dem begnadeten Skorer aus dem Stockholmer Arbeitervorort Södertälje aber nie etwas.
Glück neben, Erfolg auf dem Eis
Nach dem Wechsel nach Nordamerika biss sich Sörensen eineinhalb Jahre mehrheitlich in der zweitklassigen AHL durch, ehe er sich bei den San Jose Sharks in der NHL durchsetzen konnte. Zu der Zeit hatte er längst eine Familie, doch diese musste lange hinten anstellen. Bereits mit 19 Jahren war er Vater eines Sohnes geworden. «Aber in dem Alter dachte ich nur an mich», blickt Sörensen heute zurück. Mittlerweile hat er mit seiner Jugendliebe drei Kinder im Alter von zwölf, viereinhalb und eineinhalb Jahren. Sie sind ein wichtiger Grund, warum der Schwede in Freiburg gelandet ist und er derzeit so glücklich ist wie nie.
Das Leben in der Schweiz ist wesentlich familienfreundlicher als in der NHL mit den vielen langen Reisen. «Ich schlafe praktisch jeden Abend zu Hause», schätzt er die Annehmlichkeiten der kurzen Distanzen. «Und wenn man privat glücklich ist, ists auch auf dem Eis einfacher.» Dank der direkten Qualifikation für die Playoff-Viertelfinals erhielt Fribourg-Gottéron vor dem ersten Spiel am Samstag gegen Lugano zwölf Tage Pause. Fluch oder Segen?
Trotz zwölf Tagen Pause keine freien Tage
Sörensen zeigt sein schüchternes, aber herzliches Lachen. «Es ist manchmal etwas schwierig, weil die Kinder alle einen so unterschiedlichen Zeitplan haben.» Es sei aber so, dass sie Rücksicht auf seinen eigenen Rhythmus nähmen. «Freie Tage habe ich keine, aber wenn ich spielfrei habe, kommen sie früher, sonst lassen sie mich schlafen.» So sehr er die Zeit mit der Familie geniesst, gibt Sörensen auch zu: «Jetzt, mit den Playoffs, spiele ich lieber Eishockey.»
Das verwundert wenig, denn er tut dies ausgesprochen erfolgreich und an einem attraktiven Ort. Sörensen kam auf die letzte Saison hin nach Freiburg und erlebte zunächst – wie oft in seiner Karriere – eine schwierige Zeit. Aus San José kehrte er für eine Saison nach Schweden zu Djurgarden zurück, um dem Klub zu helfen, der ihm seit Juniorenzeiten so viel bedeutet. Dennoch konnte er den Abstieg des Traditionsvereins nicht verhindern. Bei Gottéron verletzte er sich dann früh, was zu einer enttäuschenden Saison der Freiburger mit dem Out in den Vor-Playoffs beitrug.
In dieser Saison verpasste der rechte Flügelstürmer noch keine Partie. Vor allem mit seinem Landsmann Lucas Wallmark, den er bereits aus der schwedischen Nationalmannschaft kannte, hat er eine kongeniale Zusammenarbeit entwickelt. «Wir haben die gleiche Art, das Spiel zu sehen, und verstehen uns fast blind», erzählt Sörensen. «Wenn ich was falsch gemacht habe, muss Lucas gar nichts sagen, dann gehe ich sofort zu ihm und sage: ‹Entschuldigung, mein Fehler.›»
Geschichte schreiben für Sprunger und Co.
Sörensen, der sich als ausgesprochen ehrgeizig und nie ganz zufrieden mit sich bezeichnet, schwärmt auch von der Hockey-Kultur in Freiburg. In dieser Saison war in der neuen BCF Arena jedes Heimspiel ausverkauft. «Das ist einfach surreal, das macht jeden Abend so viel Spass.» Für ihn gibt es denn auch ein klares Ziel: Playoff-Final. «Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, ist das für uns möglich.»
Er denkt dabei auch an verdiente Spieler wie Captain Julien Sprunger oder Andrej Bykow, denen er nur zu gern einen Meistertitel bescheren würde. «Ich habe mit vielen dieser Jungs gesprochen, die schon so viel für diesen Verein geleistet haben und noch nie Meister waren. Für sie möchte ich gerne Geschichte schreiben.»
Seine eigene Geschichte mit Fribourg-Gottéron wird auf jeden Fall weitergehen. Im Februar verlängerte Sörensen seinen Vertrag um weitere drei Jahre bis 2027. Auch das ein Zeichen, wie zufrieden er aktuell mit seinem Leben ist.