Der Halbfinal zwischen Qualifikationssieger Genève-Servette und Titelverteidiger Zug ist bislang die erwartet enge Serie. Mittendrin steht der Genfer Verteidiger Marco Maurer, der in Zug wohnt.
Maurer ist kein Kind von Traurigkeit. Er bringt mit einer Grösse von 1,90 m und einem Gewicht von 95 kg jene Wasserverdrängung mit, die gerade in den Playoffs ein wichtiger Faktor ist. Einen Titel hat der 35-Jährige mit der Erfahrung von 825 Spielen in der höchsten Liga gleichwohl noch nie gewonnen.
Am nächsten kam Maurer einem Titel in der Saison 2009/2010 bei seinem ersten Engagement bei den Genfern. Damals unterlag Servette dem SC Bern im entscheidenden siebenten Finalspiel 1:4. Den Final 2021, den die Genfer gegen Zug mit 0:3 Siegen verloren, verpasste Maurer verletzungshalber. Nun soll es mit dem Titel endlich klappen.
Heimstarke Genfer
Die Aussichten sind insofern rosig, als Servette zum ersten Mal überhaupt aus der Pole-Position in die Playoffs gestartet und vor heimischem Publikum nur schwer zu bezwingen ist. Von den bisherigen 30 Heimspielen in dieser Saison haben die Genfer 22 gewonnen. Sie verfügen unbestritten über die Qualität, Meister zu werden.
Das ist aber auch bei den Zentralschweizern der Fall, die nach einer schwierigen Qualifikation noch rechtzeitig in Form gekommen sind. Die ersten beiden Halbfinalspiele endeten jeweils mit einem 3:1-Sieg der Gastgeber, beide Male war das 3:1 ein Treffer ins leere Tor. Das Schussverhältnis nach den zwei Partien lautet 64:62 zu Gunsten der Genfer, was die Ausgeglichenheit ebenfalls unterstreicht.
Maurer erwartet, dass es im gleichen Stil weitergeht und kleine Unterschiede für die Differenz sorgen werden. Nach dem 1:1 hätten sie wieder zu kompliziert gespielt, «machten wir zu wenig Druck direkt aufs Tor», bemängelte er nach der Niederlage. «Wir müssen einfach spielen und unsere Chancen nutzen.»
Das höchste der Gefühle
Maurer bekommt es mit dem EVZ mit seinem Stammverein zu tun, bei dem er am 29. November 2005 in der höchsten Liga debütiert hat. Weitere Stationen in der höchsten Liga waren die Rapperswil-Jona Lakers, die ZSC Lions, Lugano und Biel. Sein Wohnsitz ist allerdings nach wie vor Zug. Geht er aktuell noch dorthin? «Mal schauen. Manchmal tut es gut, nach Hause zu gehen, um den Kopf zu lüften. Es kommt darauf an, wie viele Zuger Flaggen wieder nebendran hängen.»
Ist es für ihn also eine spezielle Serie? «Es gibt für mich eh nichts Schöneres, als Zug zu eliminieren. Deshalb ist es jedes Mal das Gleiche», sagt Maurer und fährt fort: «Zwei Zuger Meistertitel reichen. Das ist genug für die nächsten paar Jahre. Nun sind andere Teams dran. Wir haben die gesamte Saison unsere Leistung gebracht, Zug nicht wirklich.»
Glück im Unglück
Dass Maurer in den Katakomben der Arena Auskunft gibt, ist Glück im Unglück geschuldet. Am 30. Dezember 2006 brach er sich an der U20-WM in Mora das Genick, nachdem ihm ein finnischer Spieler auf den Hals gefallen war. Er entkam nur knapp dem Tod. Als ihm im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil bewusst wurde, wie viel Glück er hatte, erlitt er einen Zusammenbruch. Dass das Ganze glimpflich endete, verdankte er einer starken Halsmuskulatur und einer guten unmittelbaren Betreuung.
Neun Monate nach dem Unfall gab Maurer sein Comeback. Er tat dies, als wäre nie etwas passiert, er spielte physisch wie eh und je. Zu seinem Markenzeichen gehören auch viele Strafen. Mut bewies er auch neben dem Eis, als er am 23. März 2017 in Zug einem Dieb, der eine 87-jährige Frau beklaut hatte, nachrannte und den Flüchtenden stellte. Dafür erhielt er den Zuger Preis für Zivilcourage. Nun würde er noch so gerne bei Genève-Servette zum Helden werden. Die Halbfinalserie geht am Dienstag in Genf weiter.