Er hat über 800 NHL-Spiele bestritten und der EV Zug holte ihn, damit er Härte ins Spiel bringt. Und dann produziert Justin Abdelkader im zweiten Halbfinal-Spiel gegen die Lakers eine Schwalbe, die an Fussballer Neymar in seinen besten (Flug-)Jahren erinnert.
Timo Helbling war zu seinen Aktivzeiten kein Kind von Traurigkeit. Wenn es auf dem Eis hitzig wurde, war er stets mittendrin statt nur dabei. In 20 Jahren in der National League, die früher noch NLA hiess und der nordamerikanischen AHL sammelte der Verteidiger nicht weniger als 1800 Strafminuten. Und unvergessen ist, wie sich Helbling an der WM 2010 in Mannheim anlässlich der bitteren 0:1-Niederlage im WM-Viertelfinal gegen Deutschland mit dem deutschen Staff prügelte, anschliessend blutüberströmt und fluchend den Rink verliess.
Fürchterlich aufgeregt hat sich der vor zwei Jahren abgetretene Helbling auch am Dienstagabend. Und zwar über Zugs NHL-Hüne Justin Abdelkader. Wie dieser, nachdem er von Rappis Igor Jelovac leicht mit der Hand im Gesicht angegangen wurde, den sterbenden Schwan spielte und dafür mit einer Zweiminutenstrafe gegen Jelovac auch noch belohnt wurde, ging Helbling komplett gegen den Strich. In seiner Funktion als Hockeyexperte auf «MySports» tobte er: «Das ist absolut lächerlich und respektlos gegenüber unserer Liga. So etwas gehört nicht ins Eishockey und so etwas gehört sicher nicht ins Playoff. Ich hoffe das wird bestraft!»
«Mit Eishockey hat das nichts zu tun»
Viel Gehör finden Helblings Aussagen bei «Opfer» Jelovac. «Nachdem ich das Video gesehen habe, muss ich schon sagen, dass dies schon etwas peinlich ist für den Sport. Wer es war, kommt nicht drauf an, es hat einfach mit Eishockey nichts zu tun», sagt der Lakers-Verteidiger im Interview mit «blue Sport» über Abdelkader (Video oben). Gross noch beschäftigen will sich Jelovac mit der Aktion jedoch nicht: «Es ist schon vergessen, wir wollen jetzt gewinnen.» Und das müssen die Rapperswil-Jona Lakers auch, sonst ist die Saison für sie am Donnerstag zu Ende. Nach den 1:6- und 2:4-Niederlagen in der Halbfinalserie gegen den EVZ stehen sie in der Best-of-five-Serie mit dem Rücken zur Wand.
Abdelkader ist eine der auffälligsten Figuren in den diesjährigen Playoffs. Schon 43 Strafminuten erhielt er aufgebrummt und ist somit der aktuelle Playoff-Strafenkönig. Er ist mit fünf Toren zusammen mit Teamkollege Dario Simion und Genfs Tyler Moy aber auch der beste Playoff-Torschütze. Nun sorgt Abdelkader also auch noch für eine richtige Polemik, neue Freunde schafft man sich so nicht. Doch sollte der 34-jährige Amerikaner aus Michigan im kommenden Monat den Meisterpokal in den Händen halten, dürfte ihm das alles auch herzlich egal sein.