Nach dem enttäuschenden Abschneiden am heimischen Spengler Cup nimmt HCD-Trainer Christian Wohlwend auch das Publikum in die Pflicht. Präsident Gaudenz Domenig widerspricht ihm.
Erstmals seit der Einführung des neuen Modus verpasst der HC Davos am Spengler Cup nach drei Niederlagen in drei Spielen die Halbfinals. Obwohl man im letzten Gruppenspiel im Hinblick auf den Viertelfinal – und zum grossen Ärger einiger Fans – sechs Spieler schont, besiegelt die 1:3-Niederlage gegen Turku am Samstag das frühe Aus der Gastgeber. Der Frust sitzt bei allen Beteiligten tief.
Dementsprechend viel Gegenwind weht Sportchef Raeto Raffainer und Trainer Christian Wohlwend nach dem Ausscheiden entgegen. «Wir wollten dieses Spiel mit diesem Aufgebot bestreiten, um den Viertelfinal zu gewinnen. Das haben wir nicht getan», erklärt Raffainer die B-Aufstellung gegen das Team Canada und übernimmt Verantwortung: «Dass die Fans oder das Spengler-Cup-OK enttäuscht sind, kann ich nachvollziehen. Ich will nicht nach Ausreden suchen. Wir setzten alles auf eine Karte. Und wir scheiterten.»
Wohlwend: «Fans sind ein bisschen zu verwöhnt»
Trainer Wohlwend betont, dass man nicht freiwillig Spieler schonen wollte. «Wir haben Spieler verloren, haben angeschlagene Spieler – es hatte immer einen Grund.» Dennoch versteht er die Enttäuschung bei den Anhängern. «Aber was ich nicht verstehe: Es gibt Fans wie zum Beispiel bei Ambri. Die kriegen immer aufs Dach, sind knapp über dem Strich – aber singen und unterstützen ihre Mannschaft. Unsere Fans sind ein bisschen zu viel verwöhnt, habe ich manchmal das Gefühl», sagt Wohlwend im Interview mit «SRF».
Man dürfe nicht vergessen, woher der HCD nach den zwei schwachen Saisons komme – jetzt stehe man im Cupfinal und ist in der Meisterschaft vorne mitdabei. Aus diesem Grund solle man mal überdenken, was ein Fan auszeichnet. «Nämlich jemand, der die Mannschaft unterstützt und nicht gerade bellt, wenn man zweimal verliert.»
Domenig: «Haben ein grossartiges Publikum»
Jetzt widerspricht HCD-Präsident Gaudenz Domenig der Kritik des eigenen Trainers. «Wir haben fantastische Zuschauer am Spengler-Cup und sind stolz auf jeden, der kommt. Das sind Leute, die von weit her anreisen, um die Spiele zu sehen. Und die nach einem Abendspiel oft noch mehrere Stunden Heimfahrt auf sich nehmen. Wir haben ein grossartiges Publikum», lobt Domenig in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger».
Die unbestritten bessere Atmosphäre an den Spielen des HC Ambri-Piotta erklärt er sich mit der gezeigten Leistung: «Die Unterstützung des Publikums muss man sich auf dem Eis verdienen. Es ist sonnenklar, dass wir am Spengler-Cup nicht gezeigt haben, was wir zeigen wollten - und in der Meisterschaft auch schon gezeigt haben.»
Im Interview mit «SRF» geht der HCD-Präsident noch einen Schritt weiter: «Wenn man das HCD-Leibchen trägt, gibt man alles für den Sieg. Das muss vielleicht noch etwas stärker in die DNA der neuen Crew einfliessen», so Domenig. Unter Arno Del Curto habe man das zelebriert, in Zukunft wolle man sich wieder darauf besinnen. «Man hat schon immer einzelne Spieler schonen müssen. Aber so etwas haben wir in dieser Radikalität noch nie gemacht».