Das MentalitätsmonsterReto Schäppi: «Mich kann nicht mehr viel schocken»
SDA
19.4.2018 - 19:03
Bei den ZSC Lions gibt es Spieler, die nur von wenig zu beeindrucken sind. Reto Schäppi ist einer jener Leader, die im Final gegen Lugano nicht für die Galerie brillieren, aber den Rhythmus vorgeben.
Am 3:1-Zwischenstand in der Best-of-7-Finalserie ist Center Schäppi massgeblich beteiligt.
Playoff ist auch die Stunde der sogenannten Mentalitätsmonster. Die Lions dürfen für sich in Anspruch nehmen, ihre Qualität im Rink auch unter Hochdruck ausspielen zu können. Nach dem Zufallsprinzip funktioniert der Sport in der Regel nicht, Tiefgang zahlt sich aus. Wer im eigenen Stadion die hohen Erwartungen der über 11'000 Anhänger zweimal spätabends erfüllt, der macht auf diversen Ebenen vieles richtig.
Vorteil Physis beim ZSC
Für Hans Kossmann sind die schwierigen Siege in der Overtime mehr als eine reine Kopfsache. Der kanadische Coach der Lions bringt weitere Vorteile ins Spiel: "Die Kraft, die läuferischen Fähigkeiten. Wir waren in der Verlängerung schneller als Lugano." Er habe gespürt, dass seine Equipe angesichts ihrer Energieressourcen in der Lage sein würde, nach dem 0:2-Rückstand einen Umschwung zu erzwingen.
Die Zürcher Exponenten markierten nach einem Rückschlag in Lugano (0:3) und einem völlig unzureichenden Startdrittel im Hallenstadion im überzeugenden Stil wertvolle Präsenz. Sie sind unisono davon überzeugt, dass der Verlauf der Serie um die Trophäe primär von ihrer Performance abhängt. "Wenn wir unsere Physis einsetzen, können wir Lugano dominieren", lässt Reto Schäppi keine Zweifel offen.
Von ungefähr kommt die Stabilität nicht. Der Start zur Mission Titelgewinn hat schon vor den Efforts gegen die beiden letztjährigen Playoff-Finalisten Zug und Bern begonnen. Schäppi hat die heiklen Momente der Saison nicht vergessen. "Wir waren bereits in der Schlussphase der Qualifikation an einem Punkt angelangt, an dem es darum ging, jede Partie gewinnen zu müssen."
Immer schön bescheiden bleiben
Mit dem Rücken zur Wand standen die Lions in der aktuellen Kampagne schon mehrmals. "In solchen Situationen braucht man natürlich auch eine Portion Glück. Aber man kann sich in engen Spielen einen positiven Ausgang mit harter Arbeit verdienen", ist Schäppi überzeugt. Mit seinem Stockeinsatz gegen Bobby Sanguinetti verhalf er Chris Baltisberger in Spiel 4 zum goldenen Tor und den Lions zu drei Meisterpucks.
Schäppi, der robuste Center mit hohem Stellenwert im Teamgefüge, steht generell für die unerschütterliche Komponente der Stadtzürcher. "Mich kann nicht mehr viel schocken", sagt er in seelenruhigem Ton. "Wenn es kracht, wenn es 0:2 steht, weiss ich aus Erfahrung, dass weiterhin alles drin liegt." In Situationen wie am turbulenten Mittwochabend wirkt der Nationalspieler wie eine Eiche im Sturm.
Auf belastbare Figuren wie den Chef der dritten ZSC-Angriffsformation setzt Kossmann konsequent. Ihre Arbeitsauffassung schätzt er, sie sind für ihn der Garant, sein "ZSC-Hockey" 1:1 umzusetzen und "den Job zu machen und grosse Siege" zu erzwingen.
Noch ein Erfolg fehlt Schäppi, um in der achten Saison beim ZSC den dritten Meisterschafts-Triumph zu zelebrieren. Mit der erstklassigen Konstellation will er sich nicht im Detail beschäftigen. Er halte das Bild lieber bewusst klein, so der 27-Jährige demütig - eine Eigenschaft, die er vom früheren Captain und Rekordler Mathias Seger übernommen hat.
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