Am Dienstag diskutieren die Ligavertreter an einer Versammlung, wie die Playoffs 2020 im Schweizer Eishockey aussehen sollen. Zuletzt scheint man sich gezwungenermassen mit Geisterspielen abzufinden – eine Alternative zeichnet sich nicht ab.
Vor einer Woche entscheidet die ausserordentliche Ligaversammlung, den Playoffstart vom 7. auf den 17. März zu verschieben. Man erhofft sich so, Geisterspiele vermeiden zu können. Voraussetzung dafür: Der Bundesrat hebt das Veranstaltungsverbot ab dem 15. März auf – oder lockert es zumindest. Doch dafür spricht kurz vor dem Wiedersehen der Ligavertreter am Dienstagmorgen wenig. Aus diesem Grund dürfte das Wunschszenario der Vereine, die Partien in vollen Stadien auszutragen, bereits vom Tisch sein.
Bewahrheiten sich diese Befürchtungen, bleibt eigentlich nur noch eine Variante, einen vorzeitigen Abbruch der Saison zu vermeiden: «Geister-Playoffs». In der entscheidenden Phase der Saison aber auf die wichtigen Zuschauereinnahmen zu verzichten, ist mit enormen finanziellen Einbussen verbunden.
Die angegebenen Kosten pro Heimspiel vor leeren Rängen variieren stark – der HCD rechnet gemäss der «Berner Zeitung» mit 5000 bis 10000 Franken, ZSC-Geschäftsführer Peter Zahner kalkuliert gar 55 000 Franken zusätzliche Kosten pro Heimspiel. Ein Grund für die krasse Differenz ist, dass die Zürcher im Hallenstadion für jedes Playoff-Spiel Miete bezahlen müssen.
Ein Kompromiss als beste Variante?
Doch auch der vorzeitige Abbruch der Saison würde die Klubs finanziell treffen, weil der TV-Partner «MySports» die Fernsehgelder bei diesem Szenario mit Sicherheit kürzen würde. Bei einer kompletten Absage der Playoffs müssten die Klubs gemäss einer Schätzung der «NZZ» mit rund 600 000 Franken Abzug rechnen (ein Drittel der jährlich erhaltenen 1,8 Millionen Franken). So zeigt sich Zahner hin- und hergerissen: «Es gibt keine Variante mit klaren Vorteilen. Das macht es sehr, sehr schwer.»
Denkbar ist deshalb auch ein Kompromiss in Form von verkürzten Playoffs. Bei weniger allfälligen Geisterspielen würden weniger Kosten anfallen, gleichzeitig würden weniger Fernsehgelder abgezogen. Zudem streicht HCD-Präsident Gaudenz Domenig die hohe Bedeutung des TV-Partners heraus: «Rein sportlich bin ich der Meinung, dass es blödsinnig ist, im leeren Stadion zu spielen. Es ist am Ende aber eine finanzielle Entscheidung. Und auch eine, wie man den Partner behandelt.»
«Geister-Playoffs» als kleineres Übel
Domenig glaubt deshalb, dass man sich vernunftmässig eher zum Weiterspielen entschliesse. Und auch bei den Spielern scheint sich die Ansicht durchzusetzen, dass Playoff vor leeren Rängen das kleinere Übel sind als das vorzeitige Saisonende. Das macht beispielsweise Biel-Stürmer Damien Brunner im Interview mit dem «Journal du Jura» klar: «Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, müssen wir die Playoffs hinter verschlossenen Türen spielen.»
Sollte sein Verein die Playoff-Gehälter der Spieler aufgrund der Geisterspiele neu verhandeln wollen, wäre er dazu bereit. «Das Spiel, das Eishockey ist das Wichtigste. Es steht an erster Stelle. Das ist eine Frage der Leidenschaft.»