Schweden könnte an der am Freitag beginnenden Eishockey-Weltmeisterschaft in Bratislava und Kosice als erstes Team seit Tschechien im Jahr 2001 zum dritten Mal in Folge Gold gewinnen.
Die Schweden nehmen die Titelverteidigung mit 18 Spielern aus der NHL in Angriff. Der Prominenteste ist der 37-jährige Henrik Lundqvist, der schon mehrmals bewiesen hat, dass er ein Torhüter für wichtige Spiele ist. Vor zwei Jahren hexte er die Skandinavier im Final gegen das favorisierte Kanada (2:1 n.P.) mit 41 Paraden in der regulären Spielzeit und der Verlängerung sowie vier abgewehrten Penaltys zum zehnten Weltmeistertitel.
Der Topfavorit auf den Titel sind jedoch die Russen, nimmt man die Qualität des Kaders zum Massstab. Die Osteuropäer sind insbesondere in der Offensive exzellent besetzt, können auf Topstars wie Alexander Owetschkin, Jewgeni Malkin, Ilja Kowaltschuk oder Nikita Kutscherow zählen. Letzterer war in der abgelaufenen NHL-Qualifikation mit 128 Punkten (41 Treffer) in 82 Partien der beste Skorer. Owetschkin knackte in der besten Liga der Welt zum achten Mal die 50-Tore-Marke (51) – eine unglaubliche Leistung.
An der WM vor einem Jahr belegten die Russen lediglich den 6. Platz, diese Scharte wollen sie auswetzen. Der letzte Weltmeistertitel liegt bereits fünf Jahre zurück. Allerdings machte die Sbornaja schon mehrmals die bittere Erfahrung, dass Qualität alleine nicht genügt. Das extreme Beispiel war die Heim-WM im Jahr 2000 in St. Petersburg, als die Russen trotz zahlreicher Topstars lediglich Elfte wurden.
Immer zu rechnen ist auch mit Kanada, das über sehr viel Talent verfügt, obwohl grosse Namen wie Sidney Crosby, Connor McDavid oder Steven Stamkos aus unterschiedlichen Gründen auf eine Teilnahme verzichtet haben. Teamleader ist John Tavares, der in der Lockout-Saison 2012/13 für den SC Bern spielte. Der Nummer-1-Draft von 2009 erzielte in seinem ersten Jahr mit den Toronto Maple Leafs inklusive Playoffs 49 Tore, so viele wie noch nie in einer NHL-Saison. Die Amerikaner können erneut auf den dreifachen Stanley-Cup-Sieger Patrick Kane zählen, den Topskorer und MVP der vergangenen WM. Wie Tavares gab auch er ein Gastspiel in der Schweiz, und zwar beim EHC Biel.
Zu was sind die Slowaken fähig?
Bratislava ist zum vierten Mal nach 1959, 1992 und 2011 Austragungsort einer WM. Bis Ende 1992 gehörte die Stadt mit mehr als 400'000 Einwohnern zur Tschechoslowakei, ehe die Föderation aufgelöst und die Neustaaten Tschechien und Slowakei gebildet wurden. Bratislava ist nun die Hauptstadt der Slowakei. Die Slowaken feierten bereits einige Erfolge im Eishockey – 2002 holten sie gar den WM-Titel.
Die letzte von vier Medaillen an diesem Turnier, eine silberne, sicherten sie sich 2012. Ein Jahr darauf erreichten sie zum letzten Mal die Viertelfinals. Der Tiefpunkt war der 14. Platz vor zwei Jahren. Die unbefriedigenden Resultate führten dazu, dass die Slowaken in der Weltrangliste lediglich noch Rang 11 belegen. Eine weitere Enttäuschung wie bei der letzten WM (10.) soll es in Bratislava und Kosice (10.) nicht geben.
Modus
Die Vorrunde wird in zwei Achtergruppen gespielt. Die ersten vier Teams pro Gruppe erreichen die Viertelfinals, die jeweils letztklassierte Mannschaft steigt ab. In den Viertelfinals trifft der Erste der Gruppe A auf den Vierten der Gruppe B, der Erste der Gruppe B auf den Vierten der Gruppe A usw. Die Schweiz als Veranstalter der WM 2020 kann nicht absteigen. Wäre die Schweiz Letzter der Gruppe A, würde der schlechtere der beiden Zweitletzten absteigen.
Verlängerung/Penaltyschiessen: Unentschiedene Partien werden um maximal 5 Minuten (Vorrunde), 10 Minuten (ab Viertelfinals) oder 20 Minuten (Final) verlängert. Sämtliche Verlängerungen werden mit drei gegen drei Feldspielern bestritten. Fällt kein Tor, folgt ein Penaltyschiessen mit je fünf Schützen