WM23 Stefan Hürlimann freut sich auf seine erste WM als Schiedsrichter

sda

10.5.2023 - 05:00

Der Schwyzer Stefan Hürlimann steht als einer von zwei Head-Schiedsrichtern aus der National League an der diesjährigen WM im Einsatz
Der Schwyzer Stefan Hürlimann steht als einer von zwei Head-Schiedsrichtern aus der National League an der diesjährigen WM im Einsatz
Keystone

Als Aktiver schaffte es Stefan Hürlimann trotz 600 NLA-Spielen nie ins Nationalteam, dafür erfüllt sich für ihn nun als Schiedsrichter ein Traum. Seit Montag bereitet er sich in Riga auf die WM vor.

Keystone-SDA, sda

Eine WM ist noch einmal eine andere Welt. «Ich bin beeindruckt, wie professionell das alles abläuft», staunte Stefan Hürlimann vor seiner Abreise nach Riga im Gespräch mit Keystone-SDA. Der 38-Jährige aus Einsiedeln ist einer von zwei Head-Schiedsrichtern aus der National League, die in den kommenden zweieinhalb Wochen an der WM in Riga und Tampere im Einsatz stehen werden.

Für den ehemaligen Stürmer der Rapperswil-Jona Lakers, von Genève-Servette, Lausanne und Olten ist es die perfekte Gelegenheit, seinem geliebten Sport verbunden zu bleiben. «Ich habe immer noch Freude, wenn einer etwas Tolles macht oder ein speziell schönes Tor schiesst», verrät Hürlimann. «Da juble ich innerlich am meisten und denke: Wow!»

Als ehemaliger Profispieler erlebte er nach seinem Rücktritt im Frühling 2017 als Schiedsrichter eine steile Karriere. Bereits ein Jahr vor seinem Karrierenende absolvierte Hürlimann den Grundkurs und merkte: «15 Jahre Profi, und ich habe von den Regeln keine Ahnung.» Nach nur sechs Jahren ist er nun bereits auf höchstem Niveau angelangt. Dadurch leitete er auch Partien, bei denen manche seiner ehemaligen Teamkollegen und Gegner spielten. Eine spezielle Erfahrung, aber eine, die Hürlimann durchaus schätzt.

Dicke Haut

«Einmal habe ich Rajan Sataric umgefahren, mit dem ich noch zusammengespielt habe», erzählt er lachend. «Normalerweise ist es der Schiri, der dann am Boden liegt.» Sie würden ihn kennen, wüssten, dass er seriös sei, das empfinde er als Vorteil. «Ich habe auch schon einem ein Video geschickt und die Szene dann diskutiert. Manchmal sehe ich es dann ähnlich wie der Spieler, aber die Regel sagt halt etwas anderes.»

Nicht viele ehemalige Spitzenspieler gehen den gleichen Weg. Stefan Hürlimann bereut ihn allerdings nicht. «Kritisieren kann jeder, aber wenn du entscheiden musst auf dem Eis, geht es so schnell.» Man müsse auch etwas der Typ dafür sein. «Vieles hat mit Reden und Menschenkenntnis zu tun. Und eine dicke Haut musst du schon haben.»

Lachend zählt Hürlimann noch einen weiteren Vorteil im Vergleich zur Zeit als Spieler auf: «Ich habe immer 60 Minuten Eiszeit.» Letztlich mache er das aber für die Spieler. «Ich will ihnen die Möglichkeit geben, auf bestmöglichem Niveau zu performen. Sie opfern viel für ihren Sport.»

Fernziel Olympia

Das tut auch Hürlimann. Bereits am Montag reisten die Schieds- und Linienrichter nach Riga, wo sie noch ein intensives Vorbereitungsprogramm absolvieren und auf eine möglichst einheitliche Linie eingeschworen werden, ehe die WM am Freitag in der lettischen Hauptstadt und im finnischen Tampere beginnt.

Hürlimann hat beim Schweizer Verband eine 50-Prozent-Anstellung und arbeitet zusätzlich 50 Prozent in der Immobilien-Verwaltung. Dadurch hat er auch die notwendige Flexibilität, um das WM-Aufgebot, das doch ein bisschen überraschend kam, wahrnehmen zu können. Wo Hürlimann eingesetzt wird, wusste er zunächst noch nicht. Er vermutete aber eher Tampere, da die Schweizer Nationalmannschaft in Riga ihre Vorrundenpartien bestreitet.

Unter den Schiedsrichtern ist Hürlimann noch ein relativer Neuling. «Es gäbe auch andere, die es verdient hätten», betont der Schwyzer, der mittlerweile im verkehrsgünstigen Solothurn sesshaft geworden ist. Träume und Ziele hat er aber schon. «Noch einmal mit (Alex) Owetschkin oder (Sidney) Crosby auf dem Eis stehen», schwärmt er. «Gegen sie spielte ich nämlich einst an der U20-WM.»

Und obwohl er weiss, dass es schwierig wird, weil da üblicherweise die Hälfte der Schiedsrichter aus Nordamerika kommt: «Warum nicht Olympia 2026?» Dafür braucht es in den kommenden Wochen und auch in den nächsten zwei Jahren auf jeden Fall Spitzenleistungen.