Am Ostersamstag endet die Saison des SC Bern mit einem 0:3 in Zug ein weiteres Mal ohne Torerfolg und enttäuschend. Zur Spitze fehlt noch einiges, doch der Weg scheint zu stimmen.
Blasser Teint, freundliches Lächeln, scharfe Analyse – der typische Finne eben. Dabei ist die Situation für Jussi Tapola neu. Erstmals endet eine Saison als Cheftrainer für den 49-Jährigen aus einem Vorort von Helsinki bereits im März – ausser einem kurzen Intermezzo beim chinesischen KHL-Klub Kunlun Red Star.
«Am Ende ist es mit dem Aus im Viertelfinal eine enttäuschende Saison», macht der Berner Captain Simon Moser im Bauch des Zuger Eisstadions am späten Ostersamstag klar. «Aber die Entwicklung und der Weg, wo der Klub hin will und was der Coach vorgibt, sind durchaus positiv.» Tatsächlich spielten die einst mächtigen Berner Bären ihre beste Saison seit dem 16. und vorerst letzten Meistertitel vor fünf Jahren. Fünfter in der Qualifikation und Zug bis zu einem Spiel 7 gefordert – aber eben mit dem bitteren Ende im entscheidenden siebten Spiel.
Mit Goalie-Rochaden verspekuliert
Viel war während dieser Serie mit all ihren Aufs und Abs über die Goalie-Rochaden beim SC Bern diskutiert worden. Der SCB startete mit Adam Reideborn, die Spiele 4 und 6 gewann man aber zuhause mit einem starken Philip Wüthrich. In der entscheidenden Belle stand dann aber wieder der Schwede Reideborn im Kasten. Zweimal wechselte Tapola bereits in der ersten Spielhälfte und ohne klaren Gründe den Torhüter.
«Nun gut, wenn einer zu null spielt, kann man natürlich schon sagen, dass der Goalie einen Einfluss hatte», stellt Simon Moser fest. Tatsächlich war Zugs Stargoalie Leonardo Genoni der überragende Mann und vielleicht entscheidende Faktor dieser Viertelfinalserie. Bern verlor aber nicht wegen der eigenen Goalies, auch wenn der erfolgsverwöhnte Coach Tapola im Nachhinein Fehler zugibt. «Man trifft tausende Entscheidungen, sie sind gut überlegt und in dem Moment denkt man, dass sie richtig sind», erklärt der Coach. «Wenn du sie nachher bedauerst, lebst du in der Vergangenheit.»
In dieser hatte er auch nur selten Grund für Bedauern. In sechs Saisons als Chef an der Bande – daneben war er auch noch eine Weile Sportchef – von Tappara Tampere wurde er viermal Meister, stand je einmal im Final und Halbfinal und gewann noch einmal die Champions League. Der Leistungsausweis spricht also für sich. Aber der Wechsel auf der Goalieposition nach dem 3:0 gewonnenen Spiel 6? «Wir haben immer mit zwei Torhütern geplant, das war schon während der Saison so. Und Reideborn war grossartig heute Abend», betont Tapola. «Aber ich würde wohl nicht mehr so früh in den Spielen wechseln. Das hatte nicht den Effekt auf die Mannschaft, den ich mir erhoffte.»
Ausländer abgetaucht
Indem er im entscheidenden Spiel auf Reideborn setzte, opferte Tapola eine Ausländerlizenz. Die Stürmer Corban Knight und Julius Honka mussten deshalb zuschauen. Der Verlust war aber verschmerzbar und zeigt auch ein Grundproblem dieses SC Bern auf. Die Ausländer enttäuschten – ausser Reideborn – auf der ganzen Linie. Trotz einer Serie über sieben Spiele muss man in der Playoff-Skorerliste bis auf Rang 27 blättern, ehe man mit Colton Sceviour (2 Tore, 2 Assists) den ersten SCB-Importspieler findet. Der Kanadier ist auch der Einzige von ihnen, der keine negative Plus-/Minus-Bilanz aufweist. Selbst Dominik Kahun, sonst der einzige Berner Ausländer, der höchsten Ansprüchen genügt, blieb mit nur einem Assist ein Schatten seiner selbst.
Vorwürfe an die Adresse der Spieler gibt es aber keine. «Sie haben alles gegeben, was sie konnten», betont der Coach. «Nun müssen wir im Coachingstab und Management analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen.»
Neuer Sportchef gefordert
Tapola hat aber auch recht, wenn er feststellt: «Alles in allem war Zug ein bisschen besser.» Für die kommende Saison ist also auch frisches Personal gefragt. Der neue Sportchef Patrik Bärtschi hat vor allem auf der Ausländerposition einige Optionen. Mit Goalie Reideborn und Stürmer Kahun stehen erst zwei fest, der Finne Honka hat zwar noch einen Vertrag, aber keine Zukunft beim SCB.
Mit den Goalie-Rochaden hat sich Tapola wohl etwas verrannt, auch der Coach muss sich erst an einige Schweizer Gepflogenheiten gewöhnen. So erklärt er den etwas staunenden Journalisten auch, dass er von der Binsen-Weisheit «Never Changea Winning Team» wenig bis nichts hält. «Warum sollte man immer bis zu einer Niederlage warten, um frische Kräfte einzusetzen?», fragt er.
Begeistert von der Atmosphäre
Insgesamt schwärmt Tapola aber vom Schweizer Hockey. «Diese Liga ist einmalig», stellt der Finne fest. «Was für eine Atmosphäre in den Stadien, Fans die schon zwei Stunden vor dem Spiel da sind.» Das Spiel sei schnell, sehr offen und ausgeglichen. Nicht nur vier oder fünf Teams könnten vorne mitspielen. «Ihr könnt sehr stolz sein auf dieses Hockey.»
Einziger Wermutstropfen: Nächstes Jahr möchte Tapola nicht wieder bereits im März seine Ferien planen.