Fribourg-Gottéron scheitert einmal mehr auf dem Weg zum ersehnten ersten Meistertitel. Die Erwartungen waren zu hoch, die Mannschaft aus verschiedenen Gründen nicht gut genug für den grossen Coup.
Am Ende bleibt wie immer nur die Leere. Bei Andrej Bykow, dessen Karriere nach 803 NL-Spielen ohne Titel endet, bei der grossen Mehrheit der 9000 Zuschauer, bei Christian Dubé, der ab sofort nur noch Coach ist, in einer Stadt, ja einem ganzen Kanton. Gross war die Hoffnung, doch Lausanne war in fünf hart umkämpften Spielen am Ende knapp, aber eben doch deutlich zu stark.
«Lausanne war in der Serie besser als wir», sucht Dubé, der seine Doppelrolle als Cheftrainer und Sportchef abgibt, keine Ausflüchte. «Sie haben den Weg zum Gewinnen gefunden, wir nicht.» Fribourg-Gottéron sammelte in der Qualifikation erstmals über 100 Punkte und brillierte mit dem 2. Platz. Dennoch kommt das Scheitern für Aussenstehende nicht ganz überraschend. Es gibt ein paar gute Gründe dafür.
Fehlende Breite im Kader
Während der ganzen Saison profitierte Fribourg unter anderem von sehr wenigen Verletzten. Das half, die knappe Breite des Kaders zu übertünchen. In den Playoffs fielen zumindest teilweise Raphael Diaz, Killian Mottet, Benoît Jecker und Mauro Jörg aus, doch echtes Verletzungspech sieht anders aus.
Vielmehr lag bei Fribourg fast die ganze Last des Skorens auf den Schultern ganz weniger Spieler. Einzig der Topskorer Marcus Sörensen und der Offensivverteidiger Ryan Gunderson kamen in den fünf Halbfinalspielen auf zwei Tore. Lausanne zählte sieben verschiedene Torschützen, fünf mit zwei und mehr Treffern, in seinen Reihen und spielte konsequent mit vier Linien. In einer engen und umkämpften Playoff-Serie ist das Gold wert.
Der weniger brillante Goalie
Besonders bitter muss es für Dubé sein, dass ausgerechnet Connor Hughes zum eigentlichen Matchwinner für Lausanne wurde. Er liess den Goalie nach drei Saisons als Ersatz von Reto Berra an den Genfersee ziehen. Der zweimalige WM-Silbergewinner Berra kehrte nach seiner Rückenoperation und bereits 37-jährig in diesem Jahr stark zurück, wurde jedoch im Halbfinal vom zehn Jahre jüngeren Playoff-Neuling Hughes überstrahlt.
Lausannes Coach Geoff Ward gönnte Hughes im ersten Halbfinalspiel eine Pause, danach hielt der Kanada-Schweizer sagenhafte 96,69 Prozent aller Schüsse auf sein Tor. Berras Wert ist mit 92,57 ebenfalls solide, im zwölften Spiel innert 26 Tagen machte er aber nicht mehr den gleich überzeugenden Eindruck wie zu Beginn.
Eine überalterte Mannschaft
Zehn Stammspieler von Fribourg, mehr als die Hälfte des Teams, sind 32-jährig und älter. Durch die wenigen Verletzungen spielten sie in der Qualifikation praktisch durch. Im Halbfinal wirkten viele von ihnen je länger je mehr platt.
Fehlende Durchschlagskraft
In der Qualifikation schoss kein Team mehr Tore als Fribourg, 175 oder gut 3,3 pro Spiel. Nach den ersten beiden Partien im Viertelfinal gegen Lugano, als die Tessiner völlig konfus agierten, waren es in den Playoffs nur noch 17 Treffer in zehn Spielen, also halb so viele.
Chancen hatten die Freiburger genügend, doch fehlten Kaltblütigkeit und Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor. So blieben unter anderen Lucas Wallmark, Julien Sprunger oder Sandro Schmid in den Halbfinals ohne Treffer, Christoph Bertschy, Jacob De la Rose oder Andreas Borgman sogar ohne einen Skorerpunkt. Der Drache entfachte nur in der Show vor den Heimspielen ein Feuerwerk, danach kam fast nur noch Rauch aus seinem Maul.
Dubé ausgecoacht
In fünf Saisons als Cheftrainer von Gottéron hat Dubé nur zweimal eine Playoff-Serie gewonnen, vor zwei Jahren gegen Lausanne und in dieser Saison gegen Lugano. Das ist wenig für einen ambitionierten Verein.
Julien Sprungers Analyse ist mit Sicherheit nicht gegen Dubé gerichtet, doch sie lässt aufhorchen. «Wir haben das schon im Viertelfinal gegen Lugano gesehen: Der Gegner hat es geschafft, sich an unsere Spielweise anzupassen», stellt der langjährige Captain fest. «Dasselbe gelang Lausanne. Wir taten uns viel schwerer damit, auf den Gegner zu reagieren.» Mit anderen Worten: Dubé wurde von seinen Antipoden «ausgecoacht».
Vor grossen Herausforderungen
Fazit: Fribourg-Gottéron hat in den letzten Jahren viel erreicht. Der einst auch finanziell angeschlagene Klub hat sich in der vorderen Hälfte der National League etabliert. Das Fundament stimmt, die Euphorie in der Region ist riesig, das neue Stadion ein Meisterwerk und immer ausverkauft. Andere wie die ZSC Lions oder Lausanne verfügen aber über ein grösseres Budget; wenn diese ihre Arbeit richtig machen, reicht es Gottéron nicht für einen Exploit.
Die nächste Saison verspricht im Übrigen für Fribourg noch anspruchsvoller zu werden. Mit der Champions League und dem Spengler Cup wird die Belastung deutlich höher sein. Bei dem knappen und betagten Kader eine gefährliche Gratwanderung.