Luca Sbisas Karriere hing im Sommer noch an einem seidenen Faden. Nach starken Leistungen in der NHL konnte er sich zuletzt aber Hoffnungen auf ein Aufgebot für die Heim-WM machen. In der Nacht auf Freitag erhalten diese allerdings einen Dämpfer der schmerzvollen Art.
In der Saison 2017/18 erlebt Luca Sbisa mit den Las Vegas Golden Knights die wohl beste Saison seiner Karriere und schafft es bis in den Stanley-Cup-Final. Dort unterliegt Vegas den Washington Capitals dann deutlich – Sbisa erreicht in der Endausmarchung nie sein Top-Niveau. Die Folge: Statt eines lukrativen Vertrags für die neue Saison wird er von den New York Islanders erst nach einem Probetraining verpflichtet und kommt in 82 Qualifikationsspielen bloss siebenmal zum Einsatz.
Kein Wunder, findet Sbisa auch im letzten Sommer lange keinen Arbeitgeber. Die Karriere droht gar ein unschönes Ende zu nehmen, es scheint, als sei der 29-Jährige in Vergessenheit geraten. Bis zum turbulenten 23. Oktober 2019. Erst wird Sbisa von den Anaheim Ducks unter Vertrag genommen, nur Stunden später aber an die Winnipeg Jets weitergereicht. Es ist wohl die letzte Chance für den Zuger, seine Karriere neu zu lancieren. Und er packt sie.
Meditation als Erfolgsrezept
Sbisa stellt sein Potenzial Spiel für Spiel unter Beweis, erhält pro Partie rund 18 Minuten Eiszeit und legt eine beeindruckende Ruhe an den Tag. «Er beklagt sich nie über etwas. Und er spielt sehr konstant», lobt Winnipeg-Trainer Paul Maurice. Es ist eine beeindruckende Renaissance. Sbisas Erfolgsrezept: Meditation. Der Verteidiger sagt, dass er sich deswegen so gut fühle wie nie und glaubt, die Meditation habe für sein Selbstvertrauen Wunder bewirkt.
Sbisas Aufschwung bleibt auch bei National-Trainer Patrick Fischer nicht unbemerkt: «Er macht seine Sache gut. Die Türe zum Nationalteam steht ihm offen.» Das ist bemerkenswert, denn an den fünf bisherigen Weltmeisterschaften unter Fischer hat es Sbisa noch nie in die Schweizer Auswahl geschafft. Die letzte Teilnahme geht ins Jahr 2012 zurück, als noch Sean Simpson an der Bande stand. «Er hätte schon 2019 zum Thema werden können, aber damals kamen private Gründe hinzu», erklärt Fischer die lange Abwesenheit des NHL-Söldners. Rechtzeitig zur Heim-WM öffnet sich für Sbisa die Tür wieder.
Eine Zwangspause zur Unzeit?
In der Nacht auf Freitag scheint sich diese Tür aber bereits wieder ein Stück zu schliessen. Beim Auswärtssieg gegen Stanley-Cup-Sieger St. Louis wirft sich Sbisa mit vollem Einsatz in einen Schuss von David Perron und wird unglücklich am Knie getroffen. Gestützt von zwei Teamkollegen und mit schmerzverzerrtem Gesicht verlässt er das Eis – und kehrt bis Spielende nicht mehr zurück.
Zwar ist bis dato nichts Genaueres zur Verletzung bekannt. Wie Trainer Maurice bekannt gibt, habe eine erste Untersuchung zwar keine gravierende Verletzung gezeigt. Weiter Untersuchungen sollen endgültig Klarheit schaffen.
Nichtsdestotrotz droht Sbisa nun eine Zwangspause zur Unzeit. Und die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Nicht zuletzt in der Schweizer Nationalmannschaft.