Lausanne gleicht Finalserie wieder aus ZSC-Verteidiger Weber: «So wirst du definitiv nicht Meister»

ck, sda

24.4.2024 - 15:03

Yannick Weber von den ZSC Lions gibt sich selbstkritisch
Yannick Weber von den ZSC Lions gibt sich selbstkritisch
Keystone

Die ZSC Lions schaffen es nicht, dem Playoff-Final gegen Lausanne als Favorit den Stempel aufzudrücken. Nach dem 2:5 am Dienstag zeigen sich die Spieler selbstkritisch und suchen nach Erklärungen.

Keystone-SDA, ck, sda

Noch liegen die Vorteile bei den ZSC Lions. Sie können Meister werden, wenn sie zuhause ungeschlagen bleiben, haben drei Spiele weniger in den Beinen als die Lausanner und verfügen objektiv über das bessere und breitere Kader. Der blasse Auftritt am Dienstagabend in Lausanne, der bisher schlechteste in den laufenden Playoffs, lässt aber Fragen offen. Während Coach Marc Crawford die Niederlage schönredet, sprechen die Spieler Klartext.

«Der Effort hat nicht wirklich gestimmt heute», findet Yannick Weber. «Im Vergleich zu Spiel drei (4:2-Heimsieg am Samstag) war das wie Tag und Nacht.» Für den langjährigen NHL-Verteidiger ist klar: «So wirst du definitiv nicht Schweizer Meister.» Es habe sehr vieles gefehlt, meint er, und beginnt aufzuzählen: «Zu viele Geschenke, zu viele unnötige Aktionen bei den Gegentoren, zu viele Strafen.» Irgendwie hätten ihnen «der Schwung und das Tempo» gefehlt, pflichtet der Stürmer Reto Schäppi bei.

Reaktion zu einfach gemacht

Lausanne habe eine starke Reaktion auf die Niederlage im Spiel 3 gezeigt, anerkennt Weber. «Aber wir haben es ihnen auch zu einfach gemacht.» Eine solche Reaktion ist nun von den Zürchern gefragt, am Donnerstag zuhause in Altstetten, wo die neue Arena mit 12'000 Zuschauern erneut prallvoll sein wird.

«Zuhause fühlt man sich mit den eigenen Fans im Rücken einfach wohler», stellt Weber fest. Dass sie in Lausanne zweimal nicht die gewünschte Leistung abrufen konnten, wundert aber auch ihn. «Während der Saison sind wir auswärts sogar stärker gewesen als zuhause. Wir wissen, dass wir immer und überall unsere Leistung abrufen müssen.»

Auf die falsche Art verloren

Es sei aber natürlich keineswegs so, dass man sich den Final einfacher vorgestellt habe. «Lausanne steht verdient im Final, wir haben es uns verdient. Da ist es logisch, dass es eng ist.» Man habe nicht erwarten können, einfach so durchzumarschieren. «Es geht mehr um die Art und Weise, wie man verliert. Heute war das sicher nicht die richtige.»

Nun müsse man sich für Spiel 5 darauf besinnen, was man im Spiel 3 richtig gemacht habe, und da anknüpfen. Dazu gehört auch, dass der Coach grösseren Einfluss auf die Taktik nehmen kann. Das Heimteam wechselt zuletzt und kann entscheiden, welche Linie gegen wen aufs Eis geht. Sowohl Crawford als auch sein kanadischer Landsmann Geoff Ward auf der Gegenseite haben das bisher gut genutzt. Es bietet insbesondere der offensiven Paradeformation mit Denis Malgin, Sven Andrighetto und Rudolfs Balcers die besten Entfaltungsmöglichkeiten.

Keine Favoriten

Zuhause sind die Zürcher in diesen Playoffs noch ungeschlagen. Eine Niederlage kann man sich angesichts der Heimstärke der Waadtländer im Hexenkessel in der Lausanner Arena auch kaum leisten. Von zusätzlichem Druck mag Weber aber nicht sprechen. «Wir haben uns nie als den Favoriten gesehen.» Die neutralen Hockeyfans schon, und die bekommen nun ein Spektakel über noch mindestens zwei Spiele geboten. Aus dem Final ist eine Best-of-3-Serie geworden, Fehltritte mag es kaum mehr leiden.

Spiel 6 steht dann am Samstag wieder in Lausanne im Programm, ehe eine allfällige Finalissima am Dienstag in Zürich steigen würde – bei einer Verlängerung allenfalls bis in den Tag der Arbeit hinein. Eines will Weber ganz bestimmt nicht mehr müssen: von fehlender Energie reden.