Die New Jersey Devils mit den Schweizern Nico Hischier, Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid hinken derzeit den eigenen Ansprüchen hinterher. Ein Besuch vor Ort.
Nachdem die Devils viermal hintereinander die Playoffs verpasst hatten, zeigten sie in der vergangenen Saison begeisterndes Eishockey. Nur zwei Teams holten in der Qualifikation mehr Punkte. In der ersten Playoff-Runde schalteten die Devils den Rivalen New York Rangers mit 4:3 Siegen aus, ehe in den Viertelfinals die Carolina Hurricanes (1:4) Endstation bedeuteten.
Dadurch stiegen die Erwartungen, die New Jersey bisher nicht erfüllen konnte. Die Mannschaft von Headcoach Lindy Ruff befindet sich aktuell ausserhalb der Playoff-Ränge, die Chance, diese zu erreichen, ist aber nach wie vor intakt. «Wir dürfen nicht zu viel auf die Tabelle schauen. Wir müssen nun jedes Spiel so angehen, als wäre es das wichtigste der Saison», sagt Hischier in der Garderobe der Devils im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der 25-jährige Walliser ist seit 2020 der Captain des Teams.
An Hischier liegt es nicht
Mit den eigenen Leistungen ist der Nummer-1-Draft von 2017 «im Grossen und Ganzen» zufrieden. Zuletzt beim 7:2-Auswärtssieg gegen die San Jose Sharks gelangen ihm vier Skorerpunkte. Ein Tor schoss er selber, drei weitere bereitete er vor. Total verzeichnet Hischier in 48 Partien 20 Treffer und 23 Assists sowie eine Plus-4-Bilanz. Als Highlight bezeichnete er die Partie vom 17. Februar, als die Devils vor 70'328 Zuschauern im Football-Stadion der New York Giants und New York Jets die Philadelphia Flyers (6:3) empfingen. «Das war ein cooles Spiel, das ich nie mehr vergessen werde. Ich wollte schon immer in einer solchen Partie dabei sein», erzählt Hischier.
Ein Problem der Devils ist die Inkonstanz, wobei nicht vergessen werden darf, dass sie das sechstjüngste Team der Liga stellen. Zwar starteten sie mit sechs Siegen in den ersten neun Spielen gut in die Meisterschaft, sie gewannen jedoch nie mehr als drei Partien hintereinander und zogen immer wieder schwächere Phasen ein. Mit 30:29 Siegen ist die Bilanz aktuell nur leicht positiv. «Die vergangene Saison zeigt, was für ein Team wir sein können. Ab und zu muss man einen Schritt zurück machen, um wieder zwei Schritte vorwärtszukommen», gibt sich Hischier pragmatisch.
Ein Grund für das Auf und Ab sind für ihn die vielen Verletzungen. «Das ist keine Ausrede, sondern ein Fakt», stellt Hischier klar. Verteidiger Dougie Hamilton, in der vergangenen Saison der Feldspieler mit der meisten Eiszeit bei den Devils, fällt seit Ende November aus. Betroffen waren auch die Schweizer Feldspieler. Hischier verpasste elf Begegnungen, Meier musste 13 Partien zuschauen, Siegenthaler gar deren 16.
Noch viel Potenzial bei Meier
Timo Meier, im Februar von den Sharks gekommen, unterschrieb im Sommer mit den Devils einen Vertrag über acht Jahre mit einer Lohnsumme 70,4 Millionen Dollar. Das viele Geld erhält er in erster Linie, weil er normalerweise ein begnadeter Torschütze ist. In seiner besten Regular Season (2021/22) gelangen ihm 35 Treffer.
Aktuell allerdings hinkt auch der 27-jährige Appenzeller seiner Form hinterher. Elf Saisontore sind für einen Spieler seiner Fähigkeiten zu wenig. Zudem weist er mit -22 die schlechteste Plus-Minus-Bilanz bei New Jersey aus. Deshalb blieb Kritik nicht aus. «Ich lese das nicht», sagt Meier. «Ich weiss, was ich kann, wo meine Stärken sind. Ich versuche mich jeden Tag zu verbessern, dann kommt das schon.»
Mit ein Grund für die mässige Torproduktion ist, dass er bei New Jersey weniger Verantwortung erhält als bei den Sharks, seine Rolle eine andere ist – «mehr physisch». Aber klar, er habe noch viel Potenzial nach oben. Wichtig sei, den Spass nicht zu verlieren, um hart zu arbeiten und weiterzukämpfen. Zur Saison des Teams sagt er: «Manchmal schlugen wir uns selber. Für uns ist wichtig, dass wir defensiv detailbewusst arbeiten, nicht zu viele Fehler machen, denn offensiv können wir mit den besten Teams mithalten.»
Siegenthaler fordert noch mehr Kampf
Jonas Siegenthaler gab vergangene Woche sein Comeback nach einem Fussbruch. «Die Reha verlief wie geplant», erzählt der 26-jährige Zürcher. Die Verletzung habe ihm allerdings den Flow der Saison genommen. Dazu kommen die Probleme der Mannschaft. «Wenn es läuft, läuft es jedem. Dann kommen alle mit guter Laune in die Halle. In der aktuellen Situation fängt man an herumzustudieren. Aber so ist der Sport, er ist eine Achterbahn. Es gilt, noch mehr zu kämpfen. Wir vergessen immer wieder, dass wir hinten hart arbeiten müssen, weil wir die Offensive forcieren», sagt Siegenthaler. Die Basis sei, hinten gut zu stehen.
Die Anfälligkeit in der Defensive hat dazu geführt, dass nur sechs Teams in der laufenden Meisterschaft mehr Gegentreffer als die Devils (205) zugelassen haben. Opfer der offensiven Ausrichtung sind selbstredend die Torhüter. Einer von ihnen ist Akira Schmid. Der 23-jährige Emmentaler startete hinter Vitek Vanecek als Nummer 2 in die Saison, verlor allerdings diesen Status und wurde Ende Dezember erstmals in dieser Saison in die AHL geschickt. Dort bestritt er 13 Partien.
«Das gehört dazu», sagt Schmid. Es sei auch etwas Pech dabei gewesen. «Wenn es dem Team nicht läuft, greift das das eigene Selbstvertrauen an und führt dazu, selber nicht top zu spielen. Dann bist du als junger Goalie schnell mal unten.» Aktuell profitiert er davon, dass Vanecek verletzt ist. Mehrheitlich kommt allerdings der gleichaltrige Nico Daws zum Zug. Schmid sieht das allerdings nicht nur negativ, da er deshalb viel Zeit zum Trainieren hat. «Das hilft mir.» So arbeitet er beispielsweise daran, nicht zu aggressiv zu sein, wenn der Gegner in die Zone kommt.
Den aktuellen Roadtrip in Kalifornien mit drei Spielen sieht Schmid als gute Chance, «in den Groove zu kommen», was angesichts des harten Kampfes um die Playoff-Plätze nötig ist. Das 7:2 gegen die Sharks war jedenfalls schon einmal ein guter Anfang. Nächster Gegner sind in der Nacht auf Samstag die Anaheim Ducks.
sfy, sda