Nach dem HC Davos, dem HC Lugano und dem SC Bern scheiden auch die ZSC Lions aus den Playoffs aus. Wenn der Zürcher Katzenjammer vorbei ist, beginnt die Suche nach dem neuen Meister.
Denn zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten – seit 1998 (damals EV Zug) – gewinnt weder Davos, Lugano, Bern noch der Zürcher SC die Eishockey-Meisterschaft.
Die ZSC Lions wollten die Ehre der grossen Traditionsklubs wahren, aber sie scheiterten letztlich kläglich. In drei Spielen gegen Servette gelangen den Lions nur drei Tore – obwohl die Genfer mit der 37-jährigen Nummer 2 im Tor (Daniel Manzato) auskommen mussten. «Wir bekamen es mit einem äusserst starken Gegner zu tun», meinte Rikard Grönborg, der Headcoach der ZSC Lions. «Genf war besser, stärker und spielte einfacher. Und vor allem nützten sie ihre Chancen.»
Aber die Zürcher haderten auch. Sie starteten letzten Herbst als klarer Meisterschafts-Favorit in die Corona-Saison. Sie verfügten über das auf dem Papier stärkste Kader. Sie durften wegen des Abgangs von Pius Suter fünf Ausländer einsetzen. Aber sie konnten diese Vorteile gar nie in die Waagschale werfen.
In der letzten Meisterschaftswoche fehlten den Zürchern zwischen sechs und neun Stammspieler. Zürich hätte fünf Ausländer einsetzen dürfen, brachte aber nie mehr als vier aufs Matchblatt. Und Sven Leuenberger, Zürichs Sportchef, stellte konsterniert fest, dass «uns die Durchschlagskraft fehlte». Leuenberger war enttäuscht: «Auf nur zwei Sturmlinien lastete in den Playoffs die offensive Verantwortung. Und bei einer geriet in den Halbfinals noch Sand ins Getriebe. Wenn wir pro Spiel nur ein Tor schiessen, können wir diese Serie nicht gewinnen.»
Genf verdankt Zug Pause
Der Genève-Servette Hockey Club könnte nun der erste echte frankophone Schweizer Hockey-Meister seit den grossen Zeiten des HC La Chaux-de-Fonds werden. Die Genfer verfügen wieder über eine kurze Pause vor der Finalserie, was beim stressigen Dauerprogramm durchaus eine Rolle spielt.
Der EV Zug gewährte Servette diesen Vorteil, weil die Innerschweizer gegen die Rapperswil-Jona Lakers ein mentales Timeout nahmen. «Wir müssen diese Niederlage analysieren», sagte Zugs Sven Senteler, «wir waren nicht parat, die Einstellung stimmte nicht.»
Diesen Eindruck teilte auch Rapperswils Nando Eggenberger, der schon im ersten Abschnitt das 2:1-Siegtor für die Lakers erzielte: «Zug spielte nicht mehr so aggressiv wie in den ersten beiden Partien. Bei meinem Torerfolg war ich überrascht, wieviel Zeit ich plötzlich hatte.» Zug muss sich steigern – vorerst, um die hartnäckigen Lakers endlich in die Schranken zu weisen, und später sowieso, um gegen den Genève-Servette Hockey Club zu bestehen.