Dem Schweizer Meister EV Zug gelingt in der Eishockey-Meisterschaft in extremis der Sprung an die Tabellenspitze. Die Zuger gewinnen auswärts gegen Ambri-Piotta nach einem 0:4-Rückstand mit 6:4.
Seit Einführung der Playoffs siegten schon 16 Teams nach einem Viertore-Rückstand noch. Zuletzt führte Zug am 9. Februar 2021 daheim gegen Biel 4:0 und verlor noch 4:5 nach Penaltyschiessen. Auch Zug setzte sich schon nach solchen Rückständen noch durch: 1999 gegen Freiburg (6:5 nach 1:5) und 2003 gegen Kloten (6:5 nach 0:4).
Erst einmal siegte in der National League (oder früher in der NLA) ein Team nach einem noch höheren Rückstand: Der SC Langnau setzte sich 1989 gegen Davos nach einem 2:7-Rückstand noch mit 9:8 durch.
Von den Teams auf den vorderen Rängen setzte sich Davos gegen die ZSC Lions 4:1 durch. Biel gab in Genf gegen Servette zwei Punkte ab (1:2 n.V.). In der unteren Tabellenhälfte verlor Bern in Lausanne nach vier Siegen de suite erstmals wieder (1:3).
Zugs Märchen
Nach genau acht Minuten führte Ambri-Piotta im Heimspiel gegen Titelverteidiger Zug 4:0, dennoch siegten die Gäste in einer wilden Partie 6:4.
Ambri legte einen Blitzstart hin und führte nach 44 Sekunden 2:0. Beim 1:0 nach 29 Sekunden erwischte Elias Bianchi den Zuger Keeper Luca Hollenstein von hinter der Grundlinie. Nach dem 3:0 von Dominic Zwerger (7.), der erstmals seit dem 2. Oktober und 16 torlosen Partien erfolgreich war, wurde Hollenstein durch Leonardo Genoni ersetzt. 107 Sekunden später war allerdings auch dieser bezwungen, den Treffer erzielte André Heim.
Danach war es aber vorbei mit der Herrlichkeit für die Leventiner – auch wegen Genoni. Ins zweite Drittel starteten die Zuger fulminant. Der auffällige Jan Kovar, verkürzte 14 Sekunden nach der ersten Pause auf 2:4, in der 23. Minute gelang Sven Leuenberger mit seinem ersten Saisontor das 3:4. Im Schlussabschnitt trafen dann auch noch Yannick Zehnder (46.), Fabrice Herzog (48.) und Marco Müller nach 58 Minuten für den EVZ. Das 4:4 und 5:4 fielen innert 75 Sekunden. Zehn verschiedene Spieler zeichneten für die zehn Treffer verantwortlich.
Somit entschieden die Zuger, die schlussendlich verdient drei Punkte holten, auch das dritte Saisonduell gegen Ambri zu ihren Gunsten. Sie haben nun 14 der vergangenen 17 Partien gewonnen. Anders ist die Gefühlslage bei den Nordtessinern, die zum sechsten Mal in den letzten sieben Spielen verloren.
Ende der Serien
Mit einem 3:1-Heimsieg gegen den SC Bern setzt der Lausanne HC zwei Serien ein Ende: der eigenen Serie von vier Null-Punkte-Niederlagen und der stolzen Serie der Berner, die die letzten vier Spiele jeweils nach 60 Minuten gewonnen haben.
Den Grundstein zu dem für Lausanne so wichtigen Sieg, der nur einen Tag nach dem 2:3 in Bern kam, setzte Benjamin Baumgartner mit dem 1:0 in der 7. Minute. Gegen Ende des zweiten Abschnitts doppelte Cory Emmerton nach. Das 3:0 und das 3:1 fielen in der letzten Minute.
Mit dem Berner Ehrentor verhinderte Thierry Bader nach 59:58 Minuten zwei Novitäten. Lausannes Goalie Luca Boltshauser, durch die Knieverletzung von Tobias Stephan zumindest zeitweilig zur Nummer 1 aufgerückt, fehlten diese zwei Sekunden, um den Waadtländern den ersten Shutout der Saison zu bescheren. Die Berner ihrerseits hätten ohne Baders Tor in ihrem 26. Spiel der Saison erstmals keinen Treffer zustande gebracht.
Servette im Aufwind
Seit Jan Cadieux beim Genève-Servette Hockey Club als Trainer das Sagen hat, geht es mit den Genfern aufwärts. Mit 2:1 nach Verlängerung gegen Biel gewannen die Servettiens zum zweiten Mal hintereinander. Unter Cadieux punktete Servette in allen bisherigen drei Partien.
Henrik Tömmernes erwies sich für Servette einmal mehr als wichtigster Mann. Das 1:0 durch Noah Rod, der nach Verletzungspause erstmals wieder spielte, bereitete der Schwede vor. Das 2:1 32,2 Sekunden vor Ende der Verlängerung erzielte Tömmernes selber. Der Verteidiger führt in zwei Statistiken in der National League: Keiner steht länger auf dem Eis als Tömmernes, und keiner bereitet mehr Tore vor.
Bei Servette kehrte nicht nur Captain Noah Rod zurück, sondern auch Torhüter Gauthier Descloux. Mit 31 Paraden trug auch Descloux massgeblich zu Servettes Sieg bei.
Ambri – Zug 4:6 (4:1, 0:2, 0:3)
6212 Zuschauer. – SR Hebeisen/Vikman (FIN), Obwegeser/Wolf. – Tore: 1. (0:29) Bianchi (Isacco Dotti) 1:0. 1. (0:44) Kneubuehler (Fohrler) 2:0. 7. Zwerger (Regin) 3:0. 8. Heim (Fohrler) 4:0. 16. Bachofner (Hansson) 4:1. 21. (20:14) Kovar (Suri) 4:2. 23. Leuenberger (Klingberg) 4:3. 46. Zehnder 4:4. 48. Herzog 4:5. 58. Müller (Herzog) 4:6. – Strafen: 6mal 2 Minuten gegen Ambri-Piotta, 7mal 2 Minuten gegen Zug. – PostFinance-Topskorer: Pestoni; Martschini.
Ambri-Piotta: Conz (48. Ciaccio); Hietanen, Isacco Dotti; Fohrler, Zaccheo Dotti; Hächler, Fischer; Pezzullo; Grassi, D'Agostini, McMillan; Bürgler, Heim, Kneubuehler; Pestoni, Regin, Zwerger; Trisconi, Kostner, Bianchi; Incir.
Zug: Hollenstein (7. Genoni); Schlumpf, Hansson; Gross, Djoos; Cadonau, Kreis; Wüthrich; Martschini, Kovar, Suri; Klingberg, Leuenberger, Bachofner; Zehnder, Müller, Herzog; Allenspach, Neumann, De Nisco.
Bemerkungen: Zug ohne Lander, Senteler, Simion und Stadler (alle verletzt).
Lausanne – Bern 3:1 (1:0, 1:0, 1:1)
6226 Zuschauer. – SR Piechaczek (GER)/Fluri, Duarte/Steenstra (CAN). – Tore: 7. Baumgartner 1:0. 38. Emmerton (Genazzi) 2:0. 60. (59:36) Frolik (Bozon) 3:0. 60. (59:58) Bader 3:1. – Strafen: 5mal 2 Minuten gegen Lausanne, 4mal 2 Minuten gegen Bern. – PostFinance-Topskorer: Bertschy; Moser.
Lausanne: Boltshauser; Heldner, Frick; Gernat, Glauser; Krueger, Genazzi; Oejdemark, Holdener; Bozon, Emmerton, Sekac; Bertschy, Fuchs, Perrenoud; Frolik, Baumgartner, Almond; Maillard, Jäger, Douay.
Bern: Manzato; Untersander, Henauer; Andersson, Beat Gerber; Thiry, Colin Gerber; Hänggi; Thomas, Kast, Scherwey; Conacher, Varone, Moser; Fahrni, Praplan, Bader; Sciaroni, Neuenschwander, Berger.
Bemerkungen: Lausanne ohne Kenins, Marti, Riat, Stephan (alle verletzt) und Barberio (gesperrt), Bern ohne Daugavins, Jeremi Gerber, Jeffrey, Pinana (alle verletzt) und Kahun (krank). Bern von 57:42 bis 59:13 ohne Torhüter.
Servette – Biel 2:1 (0:0, 1:0, 0:1, 1:0) n.V.
4705 Zuschauer. – SR Lemelin (CAN)/Dipietro, Burgy/Huguet. – Tore: 38. Rod (Tömmernes/Powerplaytor) 1:0. 45. Hügli (Powerplaytor) 1:1. 65. (64:28) Tömmernes (Powerplaytor) 2:1. – Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Genève-Servette, 6mal 2 Minuten gegen Biel. – PostFinance-Topskorer: Tömmernes; Rajala.
Genève-Servette: Descloux; Karrer, Tömmernes; Vatanen, Maurer; Jacquemet, Le Coultre; Völlmin; Rod, Filppula, Vermin; Pouliot, Richard, Vouillamoz; Moy, Jooris, Smirnovs; Antonietti, Berthon, Riat; Patry.
Biel: van Pottelberghe; Rathgeb, Lööv; Jakowenko, Grossmann; Schneeberger, Forster; Stampfli, Delémont; Hügli, Haas, Rajala; Brunner, Cunti, Künzle; Kessler, Froidevaux, Hofer; Kohler, Schläpfer, Garessus.
Bemerkungen: Genève-Servette ohne Charlin, Mercier, Miranda, Jesse Tanner (alle verletzt) und Winnik (überzähliger Ausländer), Biel ohne Fey, Hischier, Korpikoski, Sallinen, Ramon Tanner (alle verletzt) und Karaffa (krank).
Rangliste:
1. Zug 26/54. 2. Fribourg-Gottéron 25/53. 3. Davos 25/52. 4. Biel 28/52. 5. Rapperswil-Jona Lakers 27/51. 6. ZSC Lions 23/39. 7. Bern 26/37. 8. Lausanne 25/33. 9. Lugano 27/33. 10. Ambri-Piotta 27/32. 11. Genève-Servette 26/29. 12. SCL Tigers 27/24. 13. Ajoie 26/18.