Am Mittwoch startet die Schweiz mit dem Heimspiel gegen Georgien in die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland. Im Aufgebot figuriert auch Manuel Zehnder, was eine positive Überraschung ist.
Manuel Zehnder ist Doppelbürger, die Mutter stammt aus Deutschland. Der 22-jährige Regisseur träumte davon, für den nördlichen Nachbarn aufzulaufen, weshalb er noch kein Pflichtspiel für die Schweiz bestritten hat. Die Kehrtwende vollzog er ausgerechnet nach dem Wechsel von Suhr Aarau in die Bundesliga zu Erlangen.
«Es war ein Bauchgefühl», begründet Zehnder im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ich kann keinen speziellen Grund nennen. Es war immer so, dass ich nicht abgeneigt war, für die Schweiz anzutreten.» Zwar sagte ihm Bundestrainer Alfred Gislason in einem Gespräch nach einer Bundesligapartie, dass er ihn für einen interessanten Spieler halte. Da hatte Zehnder den Entscheid zu Gunsten der Schweiz aber schon gefällt, was er Gislason mitteilte.
Nationaltrainer Michael Suter ist darob selbstredend sehr erfreut. Zehnder gelang in der vergangenen NLA-Saison der Durchbruch. Er erzielte in der Hauptrunde in 24 Partien 182 Tore, einzig der Slowene Aleksander Spende (196) war noch treffsicherer. Als Folge davon war Zehnder einer der drei Nominierten für den MVP der Saison – die Wahl fiel letztlich auf den spanischen Topstar Joan Canellas von den Kadetten Schaffhausen.
«Als Sportler ist das Wichtigste, dran zu bleiben, jeden Tag an sich zu arbeiten. Irgendwann zahlt sich das aus», antwortet Zehnder auf die Frage nach den Gründen für den Leistungssprung. Mit dem Handball begann er im Alter von fünf Jahren, mit zwölf ging er in die Sportschule, was ihm ermöglichte, zehnmal pro Woche zu trainieren. Und nun versucht er bei Erlangen, den nächsten Schritt zu machen. Er ist dort zwar nicht der Spielmacher Nummer 1, das ist Nico Büdel, dennoch bekommt er viel Einsatzzeit.
«Wenn man mit 22 Jahren in die Bundesliga wechselt, ist das nicht selbstverständlich», ist sich Zehnder bewusst. «Es macht Spass, sich mit so guten Spielern messen zu können. Darum bin ich nach Erlangen gegangen.» Gut läuft es auch der Mannschaft, die mit elf Punkten aus sieben Partien den «etwas überraschenden» 5. Tabellenrang belegt. «Ich will mich hier durchsetzen und mich zu einem sehr guten Bundesliga-Spieler entwickeln», formuliert Zehnder sein Ziel.
Vorerst aber steht er mit dem Schweizer Nationalteam vor einer wegweisenden Woche. Am Mittwoch ist in Gümligen Georgien der Gegner, am Sonntag auswärts Litauen. Beide Gegner sind auf dem Papier schwächer einzustufen als die Schweizer. Favorit in der Gruppe 6 ist Ungarn. Die Teams auf den Rängen 1 und 2 sind sicher an der EM dabei, dazu kommen die besten vier Gruppendritten.
«Wir müssen auf uns schauen», sagt Zehnder, einer von neun Bundesliga-Spielern in der Schweizer Equipe. «Es sind zwei Gegner, die wir schlagen müssen. Gelingt uns das, sieht es nicht schlecht aus.» Dass die EM in seiner zweiten Heimat stattfindet, macht das Ganze für Manuel Zehnder noch reizvoller.