Die Euphorie an der EM der Frauen in England hat auch die Schweiz erfasst. Was bleibt davon jetzt übrig? Nati-Spielerin Meriame Terchoun schildert ihre Erlebnisse und wagt einen Ausblick.
Ein ausverkauftes Wembley-Stadion, TV-Rekordquoten und begeisterte Fans, so weit das Auge reicht. Die Fussball-EM der Frauen hat ganz Europa in den letzten Wochen in Ekstase versetzt. Es war ein Fussballfest, wie man es sich erträumt. Nicht nur für die Fans, sondern auch für die Spielerinnen.
Natispielerin Meriame Terchoun hat das besondere Ereignis in den letzten Wochen hautnah miterlebt. Zwar war für die Schweiz nach den Gruppenspielen Schluss, die Euphorie hat aber auch die 26-jährige Stürmerin und ihre Kolleginnen elektrisiert, wie sie im Interview mit blue Sport verrät: «Schon im Bus auf dem Weg ins Stadion sah man die Menschen von Weitem winken, singen und festen und das völlig egal, welche Nation gespielt hat.»
Die gute Stimmung schwappte auf alle möglichen Beteiligten über. Egal ob Security-Personal oder Betreuer: Jeder war mit Haut und Haar dabei. Insofern erlebte Meriame Terchoun das Turnier nochmal als klare Steigerung gegenüber der Euro vor vier Jahren in Holland, als sie auch schon dabei war.
«Es hat mich so unglaublich beeindruckt und auch emotional berührt, dass der Frauenfussball endlich die Anerkennung bekommt, die er auch verdient.»
«Die EM war wirklich ein Quantensprung», bilanziert Terchoun und erinnert sich dabei nur zu gerne auch nochmals an das Endspiel vor mehr als 80'000 Zuschauern, das sie von zu Hause aus mitverfolgte. «Es hat mich so unglaublich beeindruckt und auch emotional berührt, dass der Frauenfussball endlich die Anerkennung bekommt, die er auch verdient.»
Die ganze EM sei ein weiterer wichtiger Schritt gewesen, den Frauenfussball in der Öffentlichkeit noch breiter zu etablieren. Erstmals habe man auch die Auswirkungen der zunehmenden Professionalität so richtig gespürt. «Technisch und taktisch war der Fussball über das ganze Turnier gesehen auf einem guten Niveau», so Terchoun. Und stimmt die Qualität auf dem Platz, kommt alles andere wie das Medieninteresse und das Fan-Aufkommen ganz von alleine.
Es ist Zeit zu säen
Natürlich wünschen sich alle Fussballerinnen, dass der Grosserfolg jetzt nicht so schnell wieder verpufft und der Frauenfussball einmal mehr wieder im Hintergrund verschwindet. In England und Deutschland wurden in diesem Zug auch gleich diverse Fördermassnahmen aufgegleist und wichtige Politiker ins Boot geholt.
In der Schweiz ist man diesbezüglich noch nicht ganz so weit. «Dazu müsste sich die Leistung unserer Nationalmannschaft vielleicht auch noch etwas verbessern. Dennoch hat man beim Freundschaftsspiel gegen England im Letzigrund gesehen, dass der Frauenfussball definitiv auch hierzulande angekommen ist und ich hoffe sehr, dass es so weitergeht.»
Ganz ohne fremde Hilfe wird es aber schwer. «Der Frauenfussball braucht weiterhin viel Werbung. Die Medienpräsenz trägt letzten Endes viel zur Professionalität bei», ist Terchoun überzeugt und zieht dabei auch die Klubs in die Verantwortung. «Einzelne Vereine haben schon einen Schritt nach vorne gemacht. Jetzt müssen die anderen nachziehen.» Getreu dem Motto: Wer ernten will, muss säen. Zeit also, die Gunst der Stunde gewinnbringend zu nutzen.