Schweizer Rekord Basel auf Tschagajews Spuren? Die früheste Trainerentlassung überhaupt

Luca Betschart

27.7.2018

Nur der FC Basel entliess den eigenen Trainer zu einem früheren Zeitpunkt als zu seiner Zeit Bulat Tschagajew (links).
Nur der FC Basel entliess den eigenen Trainer zu einem früheren Zeitpunkt als zu seiner Zeit Bulat Tschagajew (links).
Bild: keystone

Die neue Super League Saison ist erst eine Runde alt und die Hälfte aller Mannschaften noch punktelos. Trotzdem brennt bei Titelfavorit Basel bereits der Baum.

Bereits letzte Saison zeigten Vereine in der Super League im internationalen Vergleich eine kurze Zündschnur: Nach der Entlassung von Lausannes Fabio Celestini im April dieses Jahres war der damalige YB-Coach Adi Hütter der einzige Trainer der obersten Schweizer Liga, der über ein Jahr im Amt war. Am zweitlängsten im Amt war damals Coach Giorgio Contini, der gerade mal elf Monate zuvor in St.Gallen das Ruder übernahm. Aber auch er wurde noch vor Saisonende entlassen.

Auch in der neu angebrochenen Spielzeit scheint sich diese Tendenz fortzusetzen. Nach der Entlassung von Raphael Wicky gibt es aktuell wiederum nur zwei Ligatrainer, die länger als ein Jahr im Amt sind: Thuns Marc Schneider mit  1 Jahr und 26 Tagen sowie Michel Decastel. Der gebürtige Genfer steht bei Xamax bereits seit 2 Jahren, 9 Monaten und 6  Tagen an der Seitenlinie und führte die Neuenburger zurück in die Super League.  

Erinnerungen an Bulat Tschagajew

Doch auch beim Meister der Jahre 1987 und 1988 gab es turbulentere Zeiten. Unter dem Tschetschenen Bulat Tschagajew, der den Verein vor sechs Jahren in den Ruin trieb, wurde ein bis gestern gültiger Rekord aufgestellt: Der Franzose Francois Ciccolini wurde 2011 nach nur zwei Saisonspielen als Cheftrainer der Neuenburger entlassen. Dass dieser Negativrekord nun ausgerechnet vom erfolgreichsten Fussballverein der Schweiz der letzten Jahre gebrochen wird, hätte damals wohl keiner vermutet. Damals wusste jedoch auch keiner, dass die sehr erfolgreiche sportliche Führung um Bernhard Heusler und Georg Heitz in Basel nicht bis heute Bestand hat. Heusler war ab 2004 über 10 Jahre beim FCB, zuerst als Vize-Präsident von Gigi Oeri. Als erster Schweizer Klub-Präsident schafft er es ab 2012, die 100-Millionen-Franken-Marke in punkto Umsatz zu knacken. Eine Entlassung des Trainers nach dem ersten Spieltag in einer neuen Saison war unter Heusler schlichtweg unvorstellbar.  

Übrigens: Tschagajew feuerte damals auch den Sportchef Sonny Anderson, wie Trainer Ciccolini, nach dem 2. Spieltag. Und Ciccolinis Nachfolger Joaquin Caparros überlebte genau fünf Spiele. In Basel ist Marco Streller aktuell Sportchef und Alex Frei kann als Nachfolger von Wicky gesehen werden – auch wenn er das Traineramt nur interimistisch übernimmt. Für die beiden bleibt zu hoffen, dass die Parallelen zwischen Tschagajews Massnahmen in Neuenburg und dem Führungsstil in Basel bald enden.

Zurück zur Startseite