Super League Vor dem Spitzenspiel: Basel hat einen Kratzer, YB eine Wunde

SDA

1.12.2019 - 04:04

Gerardo Seoane (rechts) wirkt derzeit nachdenklich, aber auch Marcel Koller läuft es mit dem FCB nicht wirklich rund.
Gerardo Seoane (rechts) wirkt derzeit nachdenklich, aber auch Marcel Koller läuft es mit dem FCB nicht wirklich rund.
Source: Keystone

Am Donnerstag verliert YB gegen Porto und seinen erneut verletzten Captain Fabian Lustenberger. Am Sonntag stellen sie sich dem FC Basel unter widrigen Umständen zum Spitzenduell der Super League.

So etwas greift dem Spieler und der Mannschaft an die Seele: Ein vorrangiges Ziel – in diesem Fall das Weiterkommen in der Europa League – ist zum Erreichen nah, und dann verliert man es in kürzester Zeit aus den Augen. Der Doppelschlag des FC Porto in der 75. und in der 79. Minute vom 0:1 zum abschliessenden 2:1 war ein Schlag, der für die Berner nicht leicht zu verkraften sein wird. Schon die offensichtliche Niedergeschlagenheit der Spieler unmittelbar nach dem Match zeigte es. Die Gewissheit, dass der Captain und Schlüsselspieler Fabian Lustenberger nicht nur in Basel, sondern für eine unbestimmte Zeit fehlen würde, drückte die Stimmung noch mehr.


Nimmt man die letzten Resultate in der Meisterschaft, müssten sich die Young Boys mit mehr Selbstvertrauen und besserer Moral zum Gipfeltreffen im St.-Jakob-Park einfinden als der Gegner. Während YB in den letzten sieben Spielen nur drei Punkte einbüsste (0:3 bei Servette), liessen die Basler in der gleichen Zeit zehn Punkte liegen; drei am letzten Samstag ebenfalls in Genf.

Die Abwehrprobleme beim Meister

Aber die Ereignisse vom Donnerstag haben die Voraussetzungen für das Spiel des FCB gegen das um vier Punkte in Führung liegende YB geändert. Die Basler mussten nach der 0:1-Niederlage in Krasnodar höchstens den entgangenen Punkteprämien – 620'000 Franken hätten sie für einen Sieg bekommen – nachtrauern, nicht aber einer verpassten sportlichen Chance. Hat die Mannschaft von Trainer Marcel Koller einen Kratzer abbekommen, erlitt jene von Gerardo Seoane eine seelische Wunde.

Seoane muss bis zum Sonntag darüber brüten, wie er eine defensive Stabilität ins Team bringt, die schon zuletzt nicht zu erkennen war, als Lustenberger noch spielte. Dreimal drei Tore kassierten die Young Boys zuletzt in der Meisterschaft – deutlich zu viele für den Meister und Leader. Dass derzeit (und sicher noch für den Rest des Jahres) fünf Spieler verletzt sind, die in zentralen Positionen defensive Aufgaben übernehmen könnte, ist Pech. Die Ausfälle von Lustenberger sowie Sandro Lauper, Ali Camara, Gianluca Gaudino und Vincent Sierro ohne Leistungseinbusse zu überstehen, ist praktisch nicht möglich. So wird Seoane vielleicht auch darauf hoffen müssen, dass sich die Abwehrprobleme dank den Stürmern bei der Punkteverteilung abermals nicht auswirken – wie jüngst bei den 4:3-Siegen gegen St. Gallen und in Sitten.

Historischer Sieg des FCSG?

Die erfolgreichste Mannschaft der letzten neun Runden ist weder Basel noch YB, sondern der FC St. Gallen mit sieben Siegen, einem Remis und einer Niederlage. Denn St. Gallern fliegt auch deshalb von überall her viel Bewunderung zu, weil sie mit einer blutjungen Mannschaft Woche für Woche überzeugen. Der Gegner vom Sonntag, der FC Luzern, ist nach vier Niederlagen am Stück angeschlagen. Die Ostschweizer wären am Sonntag in Luzern die klaren Favoriten – wenn nicht eine kuriose Statistik dagegen spräche: Aus den letzten zehn Super-League-Duellen mit dem FCL holten die St. Galler keinen einzigen Punkt. Ein Sieg oder nur schon ein Unentschieden bekämen also eine historische Dimension.

Die Super-League-Spiele vom Sonntag im Überblick:

Basel – Young Boys (Erstes Duell der Saison: 1:1). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Klossner. – Absenzen: Stocker, Ademi (beide gesperrt), Van Wolfswinkel, Ramires und Kuzmanovic (alle verletzt); Lustenberger, Lauper, Sierro, Sulejmani, Gaudino und Camara (alle verletzt). – Fraglich: Petretta; – . – Statistik: Nach dem Spitzenkampf vom Sonntag werden noch 20 Runden zu spielen sein. Auch wenn die Young Boys gewinnen und den Vorsprung auf sieben Punkte ausbauen würden, könnte man noch nicht einmal von einer Vorentscheidung sprechen. Die Tendenz jedoch spricht für die Berner. Sie gewannen sechs der letzten sieben Spiele. Der FCB dagegen siegte in den letzten vier Runden nur einmal (in Lugano). Was schwer zu glauben, aber wahr ist: Die Basler siegten in den letzten zwölf Duellen mit YB nur ein einziges Mal.

Lugano – Servette (0:0). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Bieri. – Absenzen: Custodio (gesperrt), Gerndt, Sabbatini, Macek und Soldini (alle verletzt); Imeri und Lang (beide verletzt). – Fraglich: Maric und Vecsei; – . – Statistik: Neuling Servette hat sich von einer Serie von sieben sieglosen Spielen blendend erholt. YB und Basel kurz nacheinander ohne ein Gegentor zu bodigen, ist bemerkenswert, zumal die Genfer dazwischen auch noch in Luzern siegten. Die Chancen der Mannschaft von Trainer Alain Geiger auf einen Sieg im Tessin scheinen noch grösser zu sein, wenn man sich die Heimbilanz des FC Lugano vor Augen führt: 3 Remis, 4 Niederlagen, 0 Siege. Ihre bislang vier Siege errangen die Tessiner alle auswärts.


Luzern – St. Gallen (2:0). – Sonntag, 16.00 Uhr. – SR Dudic. – Absenzen: Eleke (gesperrt), Kakabadse, Schwegler, Ndenge, Schulz, Arnold und Binous (alle verletzt); Nuhu, Lüchinger und Strübi (alle verletzt). – Statistik: Nach dem Gewohnheitsrecht werden die St. Galler verlieren. Denn ihre Duelle mit Luzern sind ein Kuriosum des Schweizer Fussballs: Seit Mai 2017 traten die Mannschaften zehnmal gegeneinander an, und zehnmal hiess der Sieger Luzern. Der letzte St. Galler Sieg liegt 13 Spiele zurück. Aber wann, wenn nicht am Sonntag, sollen die Ostschweizer den Fluch aufheben. Sie haben ihre tolle Serie (7 Siege, 1 Remis) nur beim Meister in Bern mit einer (knappen) Niederlage unterbrechen lassen. Luzern dagegen steckt in einer Baisse. In den letzten vier Partien kamen keine Punkte hinzu.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport