Grasshoppers Bickel wehrt sich gegen vernichtende Kritik seines Nachfolgers

lbe

18.6.2020

Fredy Bickel wehrt sich gegen die Kritik seines Nachfolgers.
Fredy Bickel wehrt sich gegen die Kritik seines Nachfolgers.
Bild: Keystone

Der neue GC-Sportchef Bernard Schuiteman wirft seinem entlassenen Vorgänger «amateurhafte» Arbeit vor. Das lässt sich Fredy Bickel allerdings nicht gefallen.

Nach der einschneidenden Corona-Pause starten die Grasshoppers am Freitag mit einem neuen Trainer und einem neuen Sportchef in die letzte Phase der Meisterschaft. Zoltan Kadar feiert im Heimspiel gegen Aarau sein Debüt als Chef an der Seitenlinie, Bernard Schuiteman zieht seit April als Sportchef die Fäden. Und der Holländer sieht nach wie vor Handlungsbedarf.



«Die Mannschaft ist von den Einzelspielern her sehr gut und engagiert. Aber ein Kader ist ein Puzzle, das eine Rädchen muss ins andere greifen», sagt er an der Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Diesbezüglich sei die Balance noch ausbaufähig, in der Breite sei das Kader zu schwach besetzt. Schuld daran ist gemäss Schuiteman die «amateurhafte» Arbeit, die vor seiner Ankunft auf dem Campus in Niederhasli abgeliefert wurde. «Es fehlen uns Spieler, was leicht zu vermeiden gewesen wäre», erklärt der neue Sportchef.


Dass die Kritik an seinen Vorgänger Fredy Bickel gerichtet ist, scheint naheliegend. Bickel musste den Schweizer Rekordmeister im April nach nur einem halben Jahr wieder verlassen. Gemäss Schuiteman habe er in dieser Zeit vor allem in drei Fällen grosse Fehler gemacht. Zum Ersten wäre da der Fall Allen Njie, dem während des Ausbruchs der Pandemie die Reise in sein Heimatland erlaubt wurde. «Es ist besser, wenn ich die Familie sehe und trainieren kann», sagt er der NZZ damals.

Bickel verteidigt sich

Bis heute sitzt er in Liberia fest. Schuiteman behauptet nun, Njie habe die Schweiz gar nicht verlassen wollen, vielmehr habe man ihn weggeschickt. Fredy Bickel entgegnet im Interview mit dem «Tagesanzeiger», dass Schuitemans Aussagen «hinten und vorne nicht den Tatsachen entsprechen». Man habe Njie in Gesprächen das Risiko einer Reise aufgezeigt, aber: «Es war Allens grosser Wunsch», sagt Bickel.

Ein zweiter schwerer Fehler soll Bickel beim Abgang von Marko Basic im Winter in die zweite chinesische Liga unterlaufen sein. Basic wechselte trotz laufendem Vertrag bis 30. Juni ablösefrei, was Schuiteman sauer aufstösst. «Jeder Anfänger holt da noch etwas raus», behauptet er und spricht von einem möglichen Betrag in Höhe von rund 200'000 Euro.

Bickel hat auch hier eine Antwort parat: «Er kennt die Hintergründe überhaupt nicht.» Es sei durchaus möglich, dass GC aus dem Transfer noch Geld kassiert – je nach Resultaten. Zudem sei ein Topverdiener aus der Lohnliste gefallen, was dem Verein zu dieser Zeit in die Karten spielte.

«Man nimmt es mit der Wahrheit nicht mehr so genau»

Ein drittes Versäumnis betrifft den Innenverteidiger Ed Francis, der im Februar aus Wolverhamptons U23 in die Limmatstadt wechselte. Er spielte bis heute noch keine Minute, angeblich, weil GC ihn nicht bei der Gemeinde angemeldet hat. Die Folge: Francis kann nach seiner Rückkehr nach England nicht mehr in die Schweiz einreisen, weshalb er beim Restart fehlen wird. «Sensationell», sagt Bickel darauf angesprochen schmunzelnd.

Denn die Arbeitsbewilligung für Francis sei bis Ende Mai gelaufen, der Fehler sei wohl bei seinen Nachfolgern zu finden, ist Bickel überzeugt. «Aber wir haben in den letzten Monaten gesehen, dass man es mit der Wahrheit nicht mehr so genau nimmt.»

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