FCZ-Rückkehrer Blerim Dzemaili: «Ich erwarte manchmal zu viel von mir»

Von Martina Baltisberger und Syl Battistuzzi

12.1.2021

Blerim Dzemaili ist nach 13,5 Jahren wieder zurück beim FC Zürich. Der Mittelfeldspieler erzählt, welche Schwierigkeiten es bei seinem letzten Klub in China gegeben hat und welche Rolle er beim FCZ übernehmen will.

Seit einer Woche ist beim FC Zürich wieder ein altbekanntes Gesicht im Training: Blerim Dzemaili. Auch ein für ihn so wichtiges Testspiel hat er schon absolviert. Der 34-Jährige hat seit vier Monaten kein Teamtraining gehabt und gar seit einem Jahr keinen Ernstkampf mehr bestritten.

Anfang Jahr gab der chinesische Klub Shenzhen seine Verpflichtung bekannt, doch die Pandemie verhinderte lange seinen Wechsel. Und als Dzemaili dann nach langem Warten doch noch nach China übersiedelte, war das Abenteuer schon fast vorbei. «Als der Trainer entlassen wurde, musste auch ich gehen», so Dzemaili über die Trennung. Damit wurde der Weg frei zurück zu seiner «ersten Liebe».

Unter Coach Lucien Favre lernte Dzemaili einst in Zürich sein Handwerk, ehe der Mittelfeld-Puncher mit dem Lausbuben-Gesicht 2007 in die grosse Fussball-Welt zog. Bolton Wanderers, FC Turin, Parma, SSC Neapel, Galatasaray Istanbul, Genua, Bologna, Montreal Impact, Bologna und eben Shenzhen hiessen danach seine Klubs. Viel erlebt und viel gesehen. Als die Vertragsauflösung in China kam, gab es für ihn nur eine Option: FCZ.

Blerim Dzemaili marschiert beim Testspiel gegen den FC Luzern wieder voran.
Blerim Dzemaili marschiert beim Testspiel gegen den FC Luzern wieder voran.
Bild: Keystone

«Ich bin ein völlig anderer Spieler»

«Ich freue mich auf alles hier: Familie, Freunde, mit dem FCZ zu spielen», meint der Rückkehrer. Er habe seine Heimatstadt und sein Umfeld sehr vermisst, gesteht der 69-fache Internationale. Nur einen Teamkollegen kennt der 34-Jährige noch: Marco Schönbächler. Dieser sehe im Gegensatz zu ihm immer noch genau gleich aus, foppt Dzemaili. Er selbst habe sich neben ein paar grauen Haaren nicht nur optisch verändert. «Ich bin ein völlig anderer Spieler auf dem Platz», hält er fest. «Ich habe jetzt mehr Erfahrung und weniger Angst als früher.» 

Mit Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Marinko Jurendic hat er sich auf einen Vertrag bis Sommer 2022 geeinigt. Nach seiner Karriere kann sich Dzemaili eine Arbeit im Bereich des Sport-Managements vorstellen. Doch aktuell liegt sein Fokus voll auf der Schlussetappe seiner Aktivkarriere. Trotz seines Alters fühle er sich noch jung. Bei seinem neuen Arbeitgeber soll er eine Leaderfigur sein. «Wichtig ist, dass ich mir selber keinen Druck aufbaue. Ich bin zurückgekommen, um dem FCZ zu helfen und dem Klub etwas zurückzugeben.» Sein erstes Ziel sei nun einfach, schnell wieder fit und spritzig zu werden.  

Der designierte Hoffnungsträger ortet in der aktuellen Mannschaft Luft nach oben. Aktuell liegt man in der Tabelle auf Rang vier, zum Spitzentrio fehlt nicht viel. «Wir haben das Potenzial für die ersten Drei», ist sich Dzemaili sicher. Gerne würde er seine bisherige Titelanzahl (9) – darunter zwei Schweizer Meisterschaften sowie einmal der Cup – erhöhen. «Zehn Titel wären schön», sagt er. 

«Ich will nicht wegen meines Namens respektiert werden, sondern deshalb, was ich auf dem Platz bringe», stellt er klar. Diese Mentalität habe er seine ganze Karriere gehabt. Jetzt möchte er beim FCZ nochmals zeigen, was in ihm stecke. Angst hat er nicht, dass damit allenfalls seine beeindruckende Vita etwas Schaden nehmen könnte. Dafür sieht er anderswo eine Gefahr: «Ich erwarte manchmal zu viel von mir», gesteht Dzemaili. 

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