Interview Carlos Varela: «YB ist wie der neue FCB in der Schweiz»

pat

20.11.2020

Vor dem Kracher zwischen YB und Basel hat «blue Sport» Carlos Varela in Bern getroffen und mit dem Charakterkopf, der einst für beide Vereine spielte, über das anstehende Duell – und vieles mehr – gesprochen.

Mit 18 debütierte Carlos Varela bei Servette, in der Saison 98/99 holte er mit den Genfern den Meistertitel. Diesen gewann er zwei Jahre später auch mit dem FC Basel, 2003 triumphierte er mit dem FCB zudem im Cup. Weitere Titel kamen in seiner von vielen gelben Karten geprägten Karriere keine hinzu. Spuren hinterliess Varela aber auch so, unter anderem in Bern bei YB.

Varela war gleichsam Heisssporn wie Entertainer – und ein leidenschaftlicher Fussballspieler. Der spanisch-stämmige Schweizer hat über Jahre hinweg für Schlagzeilen gesorgt, unvergessen bleibt auch sein legendäres «Heb de Schlitte, du huere Schissdrägg»-Interview. Diese verbale Entgleisung leistete er sich 2008 nach einem verlorenen Spiel mit YB gegen seine Ex-Kollegen aus Basel.

In 356 Super-League-Spielen wurde er 99 Mal verwarnt, sieben Mal sah er Gelb-Rot, drei Mal flog er mit Glattrot vom Platz. Aber der heute 43-Jährige hat auch mit Skorerpunkten auf sich aufmerksam gemacht: 49 Tore und 56 Assists sind keine schlechte Ausbeute für einen Flügelflitzer.

«blue Sport» hat den «Heisssporn», der viel ruhiger ist, als manche glauben, getroffen, um über die Partie zwischen YB und Basel (Samstag ab 20:10 Uhr live mit Studioberichterstattung) zu sprechen und um herauszufinden, ob Spielertypen, wie er einer war, vom Aussterben bedroht sind.


Varela über seine vielen Gelben Karten

«Ich habe zwei, drei Verträge bestimmt auch dank meinem Willen und meinem Charakter, mit dem ich eine Mannschaft pushen konnte, erhalten. Am Ende waren es knapp 100 Gelbe Karten in 16 Jahren in der Super League – im Durchschnitt ist das gar nicht so viel.»

Varela über seine Hass-Liebe zu den Fans

«Die Zuschauer haben es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Auch, wenn ein Spieler mal gefrustet ist. ‹Ich gratuliere dem Gegner ...› – das will kein Fan hören. Ich konnte in jedem meiner Vereine immer frei sprechen, so wirst du automatisch von den eigenen Fans geliebt und von den gegnerischen gehasst.»

Varela über seinen Charakter im Privatleben

«Es gab den Fussballer Varela, der vorausging und wusste, dass er fürs Fussballspielen bezahlt wird und nicht, um lieb zu sein. Er musste gewinnen und alles für die drei Punkte geben. Aber neben dem Platz hatte ich nie Konflikte, war fast zu ruhig. Die Menschen um mich herum lachten immer, wenn ich mal wieder in der Presse war. Die Leute sehen dich auf dem Platz und denken, du wärst privat auch so. Bei mir war das absolut das Gegenteil, ich war wie ein anderer Mensch.

Varela über den Spitzenkampf am Samstag

«Basel kommt wieder besser in Fahrt, aber ich glaube, YB ist wie der neue FCB in der Schweiz. Die Berner sind eine Stufe höher als alle anderen. In einem Match kann natürlich alles passieren. Aber bei den Young Boys wird ruhig gearbeitet, sie sind stabil aufgestellt. Ich sehe YB auch in dieser Saison dominant und glaube, dass die Berner auch am Samstag gegen Basel gewinnen werden.»

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