In der Pandemie hilft die Politik dem Sport mit Darlehen, Überbrückungskrediten, Soforthilfen und A-fonds-perdu-Zahlungen für entgangene Zuschauereinnahmen. Für viele stimmt das Paket (noch) nicht.
Klar ist: Undankbar sind die Klubs nicht. Immer wieder bedanken sie sich bei den Behörden für die unkomplizierte Unterstützung, ohne die längst Klubs in der Schweiz Konkurs gegangen wären.
Dennoch stimmt mit den Bundesgeldern (A fonds perdu) etwas nicht. Denn nur drei von neun Super-League-Fussballklubs beantragten Beiträge aus diesem Fonds. Im Eishockey liebäugeln aus der National League zwar 11 von 12 Klubs mit A-fonds-perdu-Beiträgen, dennoch sahen sich die Klubpräsidenten, die sonst alles ihren CEOs überlassen, letzte Woche zu einem Meeting genötigt.
Das Ergebnis: Auch das Eishockey bittet die Politik, die Anforderungen an diese Finanzhilfen zu überdenken. Kein einziger Klub, so das gemeinsame Statement, könne die Vorgaben (individuelle Lohnreduktionen) vollumfänglich erfüllen. Vergleichbare Hürden gebe es in keiner anderen Branche.
Sowohl aus dem Fussball wie aus dem Hockey kamen Lösungsansätze. Der Bundesrat wurde gebeten, rasch auf diese einzutreten.
Schäfer: «Wenn man die Bedingungen sieht, überrascht es wenig, dass nur drei Vereine die Gelder beantragt haben»
Mit A-fonds-perdu-Zahlungen will der Bund den Klubs die Ertragsausfälle bei den Zuschauern zu zwei Dritteln ersetzen, die durch die wegen Verordnungen geschlossenen Stadien entstanden sind. Dagegen ist gewiss nichts einzuwenden. Damit verbunden wurde aber die Forderung, dass alle Spitzenlöhne (über 148'200 Franken Jahreslohn) um 20 Prozent reduziert werden – und das für die nächsten fünf Jahre.
Nicht jeder denkt in der Sache so pragmatisch wie Marc Lüthi, der CEO des Schlittschuhclub Bern, der es «als normal» erachtet, dass diejenigen, die Geld verteilen, auch die Bedingungen festlegen.
Für Claudius Schäfer, den CEO der Swiss Football League, ist es keine Überraschung, dass viele seiner NLA-Klubs verzichten: «Wenn man die Bedingungen sieht, überrascht es wenig, dass nur drei Vereine die Gelder beantragt haben. Einige Klubs fallen zwischen Stuhl und Bank.»
Der Griff nach dem Strohhalm
Die Gründe zum Verzicht sind vielfältig. Der FC Luzern zum Beispiel hat seinen Spielern viel Lohnreduktionen abgerungen und will sich nicht dazu verpflichten, fünf Jahre lang die Löhne nicht erhöhen zu können. Die Luzerner bezogen Darlehen und verzichten auf A-fonds-perdu-Geld. Der FC St. Gallen argumentiert, er müsste seine Schlüsselspieler ziehen lassen, möchte er die Bedingungen erfüllen. Die Ostschweizer wollen aber konkurrenzfähig bleiben.
Das wollen auch die Hockey-Klubs. Aber wer wegen der Pandemie mit einem Minus von 7 Millionen Franken rechnen muss wie der EHC Biel, der greift nach jedem Strohhalm. Die Hockey-Klubs stellten Anträge auf A-fonds-perdu-Beiträge, weil sie womöglich im Moment die Bedingungen erfüllen, und weil sie im Dialog um die Rahmenbedingungen verbleiben wollen. Auch nach dem Motto: Im Moment erfülle ich die Bedingungen, und ob ich sie in ein, zwei Jahren noch erfülle, sehen wir dann in ein, zwei Jahren.
Es darf ein Kompromiss erwartet werden
Die kleineren oder zweitklassigen Vereine beantragten fast geschlossen ebenfalls Gelder aus dem A-fonds-perdu-Topf – obwohl die Bedingungen auch für sie schwierig zu erfüllen sind. Zum Beispiel für den FC Aarau, der nur einen Angestellten im höchsten Lohn-Segment beschäftigt. Klubs wie Wil und Thun stören sich daran, dass sie zugunsten des Nachwuchses Geld aus dem Stabilisierungspaket erhalten haben und nun bei den Geldern für entgangene Zuschauer-Einnahmen nicht berücksichtigt werden. Der EHC Visp wird benachteiligt, weil das Parlament nicht berücksichtigte, dass es einen Klub gibt, der im Vergleich zur Referenzsaison (2018/19) in eine neue, teure, grössere Arena umgezogen ist.
Die Profiligen suchen den Dialog mit der Politik, die ihrerseits sicher gehen will, dass nicht mit Steuergeldern überhöhte Löhne bezahlt werden. Es darf ein Kompromiss erwartet werden. Die Klubs wären zufrieden, wenn am Ende auf Basis der Gesamtlohnsumme statt dem Durchschnitt der Spitzenlöhne gerechnet wird.
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