Mit St. Gallen und Luzern stehen sich am Pfingstmontag im Cupfinal zwei Teams aus dem Mittelfeld der Super League gegenüber. Beiden bietet sich die seltene Gelegenheit, an etwas Tafelsilber zu kommen.
Das Meisterrennen in der Super League hat sich in den letzten Jahren zu einer Alibiübung entwickelt. Seit elf Jahren setzte sich stets der Favorit durch – erst achtmal in Folge Basel, seit vier Jahren die Young Boys. Meist sicherte sich das nominell beste Team der Liga den Titel frühzeitig und mit grossem Vorsprung. Spannung kam, wenn überhaupt, im Kampf gegen den Abstieg auf. Diesbezüglich wirkte sich die vor drei Jahren wiedereingeführte Barrage positiv aus.
Dem grossen Pulk an Schweizer Mittelklasse-Klubs bleibt nur eine reelle Möglichkeit, einen Pokal in die Höhe zu stemmen. Er führt über den Cup, wie es sich St. Gallen und Luzern heuer noch erhoffen können. Für beide Klubs hätte mit einem Sieg am Montag (ab 15:00 Uhr im Live-Ticker) ein langes Warten ein Ende: Die Ostschweizer gewannen vor 21 Jahren letztmals die Meisterschaft, bei den Luzernern liegt der letzte Titelgewinn mit dem Cupsieg 1992 schon bald 30 Jahre zurück.
Für beide Teams könnte es zudem länger dauern, bis sich eine ähnlich günstige Gelegenheit auf einen Titelgewinn auftut. Mit dem Serienmeister Young Boys und deren Verfolger aus Basel haben sich die beiden Schwergewichte des Schweizer Fussballs und letztjährigen Finalisten in den Achtelfinals verhältnismässig früh aus dem Cup verabschiedet. Heisst: Der Finalgegner in dieser Saison liegt für den FCSG wie auch den FCL in Reichweite. Entsprechend hoch sind beidseits die Erwartungen, wie die Ausführungen von St. Gallens Trainer Peter Zeidler zeigen: «Wenn wir es gut machen, können wir am Montag das erreichen, was wir uns nicht nur erträumen, sondern woran wir auch ganz fest glauben.»
Der Cupsieg wäre für Zeidler und den FCSG die Krönung einer Saison, die nach gewichtigen Abgängen vor Saisonstart in den letzten Wochen hart geworden war. Erst am vergangenen Samstag beendete St. Gallen, das in der ersten Saisonphase noch als Herausforderer von YB gehandelt worden war, den Kampf gegen den drohenden Abstieg mit einem 5:0 gegen Lausanne erfolgreich. «Dadurch ändert sich schon Einiges», sagte Zeidler im Hinblick auf den Cupfinal. Nach dem geschafften Klassenerhalt konnte der Deutsche im letzten Super-League-Spiel am Freitag gegen Servette diverse Stammkräfte schonen.
Luzern-Coach Celestini im Fokus
Ruhe herrschte derweil über weite Strecken der Saison im lange Zeit als Unruheherd verschrieenen FC Luzern. Die Lösung des Aktionärsstreits mit der Inthronisierung von Präsident Stefan Wolf – bei Saisonbeginn noch Verwaltungsrat im FCSG – und die Kontinuität auf der Trainerposition mit Fabio Celestini erwiesen sich als Segen. Mehr Punkte als unter dem Waadtländer hatte der FCL in jüngster Vergangenheit nur 2018 unter Gerardo Seoane gesammelt.
Nun könnte ausgerechnet der ehemalige Luzern-Coach, der auf kommende Saison von YB nach Leverkusen wechselt, ein Grund sein, dass die Ruhe im FCL endet. Celestinis Leistungen mit dem FCL wurden auch in Bern beim Meister registriert. Zwar schmälerte Celestini seine Aussichten auf ein Jobangebot vom Ligakrösus zuletzt durch ein klares Votum gegen Kunstrasen («Das ist kein Fussball») in Eigenregie, dennoch könnte es bald zur ersten Kontaktaufnahme aus Bern kommen. Mit einem Sieg am Montag würde Celestini dafür weitere Argumente sammeln. Abgesehen davon, die Beziehung mit dem Kunstrasen im Wankdorf aufpeppen, würde ein FCL-Erfolg ganz bestimmt.