Mit drei Siegen aus vier Spielen hat sich der FC Zürich im Kampf um Platz 3 zurückgemeldet. Beim 0:3 in Luzern weicht die Hoffnung der Ernüchterung. Sportchef Thomas Bickel kündigt Konsequenzen an.
Nein, so hat der FCZ in der Europa League nichts zu suchen. Er enttäuscht am Mittwochabend in Luzern auf der ganzen Linie, bleibt in 90 Minuten tor- und chancenlos und verspielt die Möglichkeit, das Saisonziel, den 3. Platz, noch zu erreichen.
Zürichs Sportchef Thomas Bickel räumt im Nachgang ein: «Man hat gesehen, dass vieles nicht stimmt in unserer Mannschaft.» Er spricht von einer «hochverdienten Niederlage». Luzern sei besser gewesen, in allen Belangen. Goalie Yanick Brecher meint: «Heute lief vieles schief. Wir wollten den Flow der letzten Spiele mitnehmen, aber Luzern war heute von Anfang an wacher und bissiger.»
Magnin: «Vielleicht habe ich den Druck unterschätzt»
Bickel vermisst «den absoluten Hunger» und kritisiert die vielen Eigenfehler. Trainer Ludovic Magnin, gleichermassen enttäuscht, bemängelt wiederholt «das Zwingende auf den letzten 30 Metern» und erkennt einen Spannungsabfall: «Vielleicht habe ich den Druck unterschätzt, der in den letzten Wochen auf den Spielern gelastet war und nach dem erlösenden 3:0 gegen Thun abgefallen ist. Luzern spielte mit viel mehr Wucht und Zielstrebigkeit. Bei uns ging in den ersten 30 Minuten gar nichts.»
In Anbetracht der offensiven Schwächen und der schwankenden Leistungen wäre der 3. Platz ohnehin zu schmeichelhaft für diesen FCZ. Der direkte Einzg in die Gruppenphase der Europa League und die damit verbundenen garantierten 3,3 Millionen Franken stehen nun dem FC Luzern in Aussicht, bei dem Thomas Häberli mit dem vierten Sieg aus den letzten fünf Spielen ein weiteres Bewerbungsschreiben für eine längerfristiges Engagement abgibt. «Für uns lief es optimal. Wir spielten mutig und waren bissig», sagt der FCL-Coach zufrieden. Es wäre nach sechs gescheiterten Anläufen in der Qualifikation in diesem Jahrtausend die erste Teilnahme an der Gruppenphase für die Zentralschweizer.
Katastrophale Auswärtsbilanz
Dem FC Zürich dagegen steht eine intensive Aufarbeitung der missglückten Saison bevor. «Diese Rückrunde muss Konsequenzen haben. Wir müssen selbstkritisch sein und uns eingestehen, dass wir unsere Ziele verpasst haben», sagt Bickel. Er nimmt den Trainer in Schutz, sagt aber auch: «Wir müssen jeden Bereich ausleuchten. Jeder Posten bedarf einer kritischen Analyse. Die Liste der Mängel ist lang.»
Frappant ist mitunter die Auswärtsschwäche. In der Fremde ist der FCZ mit 16 Punkten aus 18 Spielen die zweitschlechteste Mannschaft der Liga (vor GC) und jene mit den meisten Gegentoren (37). Im eigenen Stadion ist er die Nummer 3. Offenkundig ist auch, dass dem FCZ nach dem Verkauf von Captain Victor Palsson eine Leaderfigur fehlt und dass in wichtigen Momenten nicht alle ihr Level erreichen. Ob die Mannschaft über die Qualität verfügt, um in der Super League vorne mitzuspielen, will Bickel am Mittwochabend noch nicht abschliessend beurteilen: «Da sind wir noch hin- und hergerissen. In einigen Spielen hat sie gezeigt, dass sie es könnte.»