Valentin Stocker bewies in seiner Karriere mehrfach, dass er für entscheidende Momente gemacht ist. Im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel verrät er, weshalb vor wichtigen Partien die Nerven oft blank lagen.
Am 10. Mai 2008 geht es im Joggeli um die Wurst. Basel empfängt YB in der letzten Runde im Kampf um die Meisterschaft zur Finalissima. Mittendrin: der erst 19-jährige Valentin Stocker. Die Basler Nummer 14 avanciert mit dem Führungstor in der 13. Minute und der perfekt getimten Vorlage zum 2:0 durch Marco Streller zum grossen Matchwinner. Es sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass Stocker in den wichtigsten Momenten eiskalt zuschlägt.
Oder wie es der ehemalige Teamkollege und Teleclub-Experte Streller formuliert: «Er ist einer, der für die entscheidenden Momente geboren ist. Ich erinnere mich, dass er immer der Mann war, der die Finalissima entschied.» So auch 2010, als Stocker im «Grande Finale» von Bern erneut das so wichtige erste Tor markierte. «Wir sagten immer, er ist ein Glückskind. Ich war auch immer froh, wenn ich sah, dass Valentin auch im Flugzeug ist. Dann kann nichts passieren», scherzt Streller. Stocker habe das Glück in solchen Momenten «irgendwie gepachtet».
Die grosse Nervosität vor entscheidenden Spielen
Vor den bedeutendsten Partien allerdings liegen die Nerven auch bei Stocker teilweise blank. Der ehemalige Zimmerkollege Fabian Frei verrät: «Im ersten Jahr als Profi waren wir zusammen im Hotelzimmer und er war so nervös, dass er vor dem Spiel begann, Möbel zu verschieben. Das ist mir bis heute geblieben.»
Stocker erinnert sich ebenfalls: «Ich glaube, das war 2008 vor der Finalissima. (…) Es waren so viele Emotionen da in dem Moment, was es unglaublich schwierig machte, diese rational einordnen zu können. Die Zeit totzuschlagen, bis es endlich losgeht.» Er sei auch heute noch nervös vor einem Spiel, allerdings sei das kein Vergleich zu früher.
«Ich hatte zum ersten Mal Zeit, mir über ganz viele Sachen Gedanken zu machen»
Stocker erzählt, dass er viele Dinge teilweise erst jetzt in der Corona-Krise habe einordnen können. «Ich hatte zum ersten Mal Zeit, mir über ganz viele Sachen Gedanken zu machen. Es war so viel in so kurzer Zeit während der letzten zehn Jahre – es ist fast unmenschlich, das irgendwie normal verarbeiten zu können.» Oft habe er nach grossen Erfolgserlebnissen nicht so viele Emotionen in sich gehabt, sondern eine Leere gespürt, erklärt Stocker. «Aber diese Momente wollte ich immer im Herzen speichern – für die Momente nach dem Fussball.»
Geht es nach Stocker, dessen Vertrag beim FCB 2021 ausläuft, bleibt ihm bis zum Karriereende aber noch Zeit. «Ich fühle mich sehr fit, sehr gesund. Ich lebe sehr bewusst, schaue auf meinen Körper und die Ernährung. Ich möchte eigentlich schon so lange Fussball spielen, wie mein Körper mitmacht», kündigt er an.
Teleclub-Experte Streller macht allerdings klar, dass für den 31-Jährigen bereits jetzt auch andere Sachen wichtig seien als das zum Teil oberflächliche Fussball-Business: «Er ist jemand, der das Leben geniesst. Es gibt auch ein Leben neben dem Fussball. Das ist etwas, das Valentin sehr auszeichnet.»