Maurizio Jacobacci ist in dieser Saison mit dem FC Lugano noch ungeschlagen und führt nach sechs Spielen mit Meister YB die Tabelle an. In der «blue»-Sendung «Heimspiel» wird Jacobaccis Erfolg genau unter die Lupe genommen.
Die Statistik spricht beim FC Lugano für sich: Seit Einführung der Raiffeisen Super League war Lugano nach sechs Spielen nie besser klassiert. Lugano trifft seit 14 Spielen immer – das ist nicht nur RSL-Bestwert, das ist auch ein Vereinsrekord. Dafür verantwortlich ist Maurizio Jacobacci. «Es ist eine Momentaufnahme, die mich natürlich sehr stolz macht», sagt der Lugano-Trainer, der zusammen mit Pascal Zuberbühler und Martin Andermatt in der «blue»-Sendung «Heimspiel» (Video oben) über den Erfolg seiner Mannschaft diskutiert.
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Überzeugungsarbeit beim Trainer-Staff
Ende Oktober 2019 übernimmt Maurizio Jacobacci die Mannschaft vom entlassenen Fabio Celestini. Lugano steht damals auf dem zweitletzten Platz. Jacobacci tritt die Stelle alleine an. Er findet seiner Meinung nach eine intakte Mannschaft vor, muss aber zuerst mit seinem Staff zurechtkommen. «Ich musste den Trainerstab von meinen Visionen überzeugen», sagt Jacobacci. «Zusammen sind wir dann vor die Mannschaft gestanden, um die Weiterentwicklung voranzutreiben. Der Trainerstab hat von Anfang an zu mir gehalten.»
Doch der jetzige Erfolg ist keine kurzfristige Angelegenheit. Bereits in der Rückrunde der letzten Saison hat Maurizio Jacobacci sein System umgestellt. «Bis zum Restart haben wir immer mit vier Verteidigern gespielt. Durch das strenge Programm sind wir zur Überzeugung gekommen, besser mit einer Dreier- oder Fünfer-Abwehrkette zu spielen, um Kräfte zu sparen.» Jacobacci hat gemerkt, dass sich das Team mit dieser Spielweise wohlfühlt und hat das System beibehalten.
Maurizio Jacobacci war in seiner Aktivzeit Stürmer. Deshalb wolle er auch immer den schnellsten Weg nach vorne finden, aber er sagt klar: «Defensiv muss man solide stehen. Das gibt Selbstvertrauen.»
Auch Pascal Zuberbühler gefällt Luganos Fussball. Ihm komme von den Gegnern oft zu Ohr, wie schwierig es sei, gegen das defensiv kompakt stehende Lugano durchzukommen. «Man kann aber nicht sagen, Lugano spielt einen unattraktiven, defensiven Fussball. Sie spielen sehr modern. Das zeigt sich in der Vertikalen und in den Laufwegen.»
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Jacobacci passt sich den Spielern an
Maurizio Jacobacci hat sich nie über die zahlreichen Verletzungen beschwert. Er hat sich auf jene Spieler fokussiert, die er zur Verfügung hatte und denen sein Vertrauen geschenkt. «Es geht nicht nur darum, die Mannschaft besser zu machen, sondern auch die einzelnen Spieler. Das gibt mehr Dynamik ins Team», ist Jacobacci überzeugt.
Die Lugano-Spieler schätzen die authentische Art ihres Trainers. «Ich habe eine Überzeugung, wie man Erfolg mit dieser Mannschaft oder mit einer anderen erzielen kann. Ich kann aber nicht so spielen lassen wie St. Gallen – dafür fehlen mir die passenden Leute», so Jacobacci, der deshalb auf seine Spieler eingeht. «Ich fragte mich: Was ist einem Maric oder einem Daprela wichtig, damit sie sich wohlfühlen? Auch ich musste über die Bücher gehen und mich verändern.»
Noam Baumann und Sebastian Osigwe heisst das Torhüter-Duo des FC Lugano. Osigwe hat in den ersten vier Partien das Tor der «Bianconeri» gehütet, da Baumann mit einer Schulterverletzung ausgefallen ist. Trotz guten Leistungen von Osigwe steht seit dem Spiel gegen St. Gallen Baumann wieder im Tor. «blue»-Experte Pascal Zuberbühler stellt sich die Entscheidung, wieder auf Baumann zu setzen, nicht einfach vor.
Jacobacci erzählt, er habe sich mit dem Goalie-Trainer und mit den beiden Torhütern unterhalten. Und ist danach zum Entschluss gekommen, Osigwe für das Spiel gegen Vaduz nochmals einzusetzen, «weil er es verdient hat». Trotzdem hat er sich für Baumann als klare Nummer 1 entschieden. Der 24-Jährige bedankt sich für das Vertrauen mit einigen Glanzparaden gegen St. Gallen und zuletzt beim 1:0-Sieg gegen Lausanne.