Die Grasshoppers gehören mit ihrer reichen Vergangenheit in die Super League. Unter der neuen, aus Hongkong gesteuerten Leitung nehmen sie ab Freitag einen neuen Anlauf für die Rückkehr.
GC empfängt am Freitag zum Saison-Auftakt den FC Winterthur. Teleclub Zoom (Free-TV) überträgt die Partie live, Anpfiff ist um 20 Uhr.
Als bodenständigen Klubs konnte man die Grasshoppers nie anschauen. GC, für die Zürcher Traditionalisten «der» GC, war in seiner Geschichte die längste Zeit so nobel wie erfolgreich. Nicht volksnah wie der FC Zürich und trotzdem mit einer breiten Anhängerschaft in der ganzen Schweiz.
Seit letztem April sind die Hoppers noch weniger nah am Volk. Der Klub gehört der Unternehmensgruppe Fosun in Hongkong. Die Besitzerin heisst Jenny Wang, der Präsident heisst Sky Sun. Sun meldete sich unlängst aus China mit einer (ersten) Videobotschaft. Er sprach von baldigen weiteren Veränderungen im Kader und davon, dass «Tschii Sii», der Klub seines Herzens, an die Spitze des Schweizer Profifussballs zurückkehren solle.
Seit mehreren Jahren dirigiert die Fosun-Gruppe die Wolverhampton Wanderers. Der mit der Fosun-Gruppe verbandelte portugiesische Spieleragent Jorge Mendes erledigt die Transfers – zum grössten Teils mit seiner eigenen Klientel. Im aktuellen Kader von Wolverhampton stehen vom Torhüter bis zum Stossstürmer zehn Portugiesen (gegenüber sieben Engländern), und der Cheftrainer ist auch ein solcher. Auch Wolves-Spieler, die nicht aus Portugal kommen, gehören zu Mendes' Schützlingen. Der Erfolg des Modells stellte sich alsbald ein. Im Sommer 2018 stieg die Mannschaft in die Premier League auf, die vergangene Saison schloss sie auf dem 6. Platz ab.
Auch wenn GCs neuer niederländischer Sportchef Bernard Schuiteman, von Fosun eingesetzt, in Abrede stellt, dass GC und Wolverhampton verknüpft sind, ist längst schon klar erkennbar: GC funktioniert bereits nach ebendiesem Modell, auf wesentlich tieferem Niveau natürlich. Wolverhampton leiht zwei Spieler nach Zürich aus. Fünf weitere Neue aus Mendes' Bestand sprechen portugiesisch – wie der neue Trainerstab unter João Carlos Perreira. Jorge Mendes ist Verkäufer und Käufer, Zulieferer und Abnehmer, in der Praxis Spielerberater und Transferchef in einem.
Dass die Lohnsumme der Spieler auf diese Saison steigt, ist nicht gesagt. Denn schon kurz nach der alten Saison trennte sich GC von Spielern, die zu den besser Verdienenden gehört hatten: von Veroljub Salatic, Oliver Buff und Mychell Chagas, dem besten Hopper im Saisonfinale. Nassim Ben-Khalifa wurde laut dessen Agent ein schwach dotiertes Angebot unterbreitet. Auch er belastet das Lohnbudget jetzt nicht mehr.
Die Mendes-Schützlinge sind in der Schweiz auch unter Fachleuten weitgehend unbekannt. Deshalb ist es schwer abzuschätzen, wie erfolgreich der Klub sein wird.